Die Handelsbeziehungen zwischen Südkorea und den USA sind von entscheidender Bedeutung für beide Nationen, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch geopolitisch. Dennoch haben jüngste Entwicklungen gezeigt, dass eine endgültige Einigung über Zölle und Handelsvereinbarungen vor der wichtigen Präsidentschaftswahl in Südkorea am 3. Juni 2025 nicht realistisch ist. Diese politische Übergangsphase in Seoul erschwert es, verbindliche Entscheidungen zu treffen und stellt somit eine Herausforderung für die laufenden Verhandlungen dar. Die komplexe Situation spiegelt die Schwierigkeiten wider, mit denen Handelspartner umgehen müssen, wenn innenpolitische Faktoren ins Spiel kommen.
Die aktuelle De-facto-Regierung Südkoreas, die nach dem Rücktritt des früheren Präsidenten Yoon Suk Yeol eingesetzt wurde, führt nur vorübergehend das Land, was zur Folge hat, dass weitreichende Verhandlungsschritte ausgesetzt oder zumindest sehr vorsichtig angegangen werden müssen. Ein hochrangiger südkoreanischer Regierungsbeamter erklärte, dass es „theoretisch unmöglich“ sei, vor der Wahl ein umfassendes Handelsabkommen mit den USA abzuschließen. Zu den Kernproblemen zählen insbesondere die Themenbereiche Zölle auf Autos und Stahl, Energieprojekte sowie Verteidigungsausgaben, bei denen die südkoreanische Seite aufgrund der politischen Unsicherheit keine endgültigen Zusagen machen kann. Die Verhandlungen zwischen den beiden Ländern sind seit einiger Zeit im Gange, wobei der US-für Handelsdelegation es ein großes Anliegen ist, bis zum 8. Juli die ausstehenden Zölle aufzuheben beziehungsweise eine längerfristige Aussetzung zu erreichen.
Diese Frist hängt mit einem Moratorium zusammen, das gegenwärtig reziproke Zölle betrifft. Trotz der Bemühungen beider Seiten ist klar, dass aufgrund interner politischer Prozesse in Südkorea keine schnellen Fortschritte zu erwarten sind. Ein weiterer komplizierender Faktor in den Verhandlungen ist das US-amerikanische sogenannte Jones Act-Gesetz, das den Transport von Gütern zwischen US-amerikanischen Häfen auf in den USA gebauten Schiffen und mit US-amerikanischer Crew zwingend vorschreibt. Diese Vorschrift stellt ein Hindernis für eine wirtschaftliche Kooperation insbesondere im Schiffsbau dar, einem Bereich, auf den sich Südkorea zu konzentrieren versucht. Südkorea hat der US-Seite im Rahmen der Gespräche verschiedene Forderungen gestellt, darunter auch grundlegende Ausnahmen von Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen.
Außerdem hat Seoul seine Bereitschaft signalisiert, in den Bereichen Schiffsbau, Energie und der Reduzierung von Handelsungleichgewichten stärker zusammenzuarbeiten. Hinsichtlich der geplanten Kooperationen besteht großes Interesse an einem Projekteinvestment in Höhe von rund 44 Milliarden US-Dollar in den Bereich verflüssigtes Erdgas (LNG) in Alaska. İn Washington hofft man darauf, dass Südkoreanische und japanische Unternehmen in dieses zukunftsträchtige Vorhaben investieren. Die Gespräche gehen auf unterschiedliche Ebenen; es wird versucht, Arbeitsgruppen zu bilden, die an Themen wie Zollbefreiungen, wirtschaftlicher Sicherheit und Investitionskooperationen arbeiten sollen. Politische Unsicherheiten schränken jedoch die Verhandlungsdynamik deutlich ein.
Finanzpolitische Fragen, wie die Währungspolitik, werden separat von den Finanzverwaltungen beider Länder behandelt, was zeigt, wie vielfältig und komplex die Verhandlungen insgesamt sind. Experten betonen, dass Handelsverträge und Zollabkommen in der heutigen globalisierten Wirtschaft nicht nur wirtschaftliche Effekte haben, sondern auch politische Signale senden. Südkorea und die USA sind wichtige Verbündete, und ihre Handelsbeziehungen gelten als ein Fundament der engen Partnerschaft in der asiatisch-pazifischen Region. Doch politische Turbulenzen in Seoul, hervorgerufen durch die vorzeitige Absetzung des ehemaligen Präsidenten Yoon nach dem verhängten Ausnahmezustand im Dezember, wirken sich nun als Hindernis für zukunftsweisende Vereinbarungen aus. Der Handelsminister von Südkorea hat in den Gesprächen mit Washington die besondere innenpolitische Lage ausführlich erläutert, und die US-Seite zeigt Verständnis für die begrenzten Handlungsspielräume.
Die Dringlichkeit auf US-amerikanischer Seite ist jedoch aufgrund der gleichzeitig stattfindenden Verhandlungen mit anderen wichtigen Handelspartnern wie Japan und Indien spürbar, da die US-Regierung bestrebt ist, vor dem Juli möglichst viele Handelsfragen zu regeln. In manchen Kreisen wird von einer Art Wettrennen gesprochen, bei dem die Fristen ein enormes Zeitdrucklevel erzeugen. Für Unternehmen in beiden Ländern allerdings erzeugt diese Ungewissheit ein herausforderndes Umfeld, in dem Investitionsentscheidungen und strategische Planungen erschwert werden. Sollte es zu keiner Einigung kommen, könnten Zölle zumindest zeitweise weiterhin gehandhabt werden, was sich negativ auf den Handel und die Branchen wie Automobil, Stahl und Energie auswirken könnte. Insgesamt zeigt die Situation exemplarisch, wie innere politische Umbrüche und externe Handelsinteressen miteinander in Konflikt geraten und dass diplomatisches Geschick sowie Geduld gefragt sind, um langfristig tragfähige Lösungen zu entwickeln.
Abgesehen von den tarifären Fragen sind wirtschaftliche Sicherheitsaspekte ein zunehmend wichtiger diskussionspunkt, vor allem mit Blick auf technologische Zusammenarbeit und sensible Infrastrukturinvestitionen. Südkorea als bedeutender Wirtschaftsakteur in Asien hat ein großes Interesse daran, stabile Rahmenbedingungen zu schaffen und seine Position als attraktiver Partner gegenüber den USA und anderen globalen Wirtschaftsmächten weiter auszubauen. Die schwierige Phase bis zur Präsidentschaftswahl am 3. Juni 2025 wird jedoch zeigen, ob und wie schnell sich die politische Lage stabilisiert und wie sich dies auf die Handelsgespräche auswirken wird. Für Beobachter und Marktteilnehmer bleibt es spannend, ob unmittelbar nach der Wahl neue Impulse die Verhandlungen vorantreiben oder ob sich Stillstand und Verzögerungen erst einmal weiter fortsetzen.
Die kommenden Wochen werden somit nicht nur im politischen Sinne entscheidend für Südkorea sein, sondern auch bedeutend für die wirtschaftliche Zukunft der Handelsbeziehungen mit den USA und darüber hinaus.