Der Einzelhandel hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant verändert. Waren es früher vor allem Einkaufszentren und stationäre Geschäfte, die den Markt prägten, so sind heute digitale Lösungen und E-Commerce nicht mehr wegzudenken. Trotz der Herausforderungen für stationäre Händler haben sich zwei große Supermarktketten besonders gut behauptet: Walmart und Target. Beide Unternehmen sind seit Jahren an der Börse gelistet und ziehen die Aufmerksamkeit von Investoren weltweit auf sich. Doch welche Aktie bietet tatsächlich bessere Investitionschancen? Ein genauer Blick auf die Fundamentaldaten, Strategien und Marktpositionen der beiden Konzerne gibt Aufschluss darüber, warum Walmart in den vergangenen Jahren die Nase vorne hatte und ob Target wieder aufholen kann.
Walmart ist der global größte Einzelhändler mit einer breit aufgestellten Präsenz in mehreren Ländern. Mit über 10.700 Filialen in 19 verschiedenen Ländern inklusive den bekannten Marken Sam’s Club und regionalen Ablegern setzt Walmart auf eine internationale Diversifikation, die dem Unternehmen eine gewisse Stabilität verschafft. Während der größte Umsatzanteil weiterhin aus den USA stammt, sorgt das Geschäft in Mexiko, Kanada und weiteren Ländern für zusätzliche Wachstumsimpulse. Besonders interessant ist die zusätzliche Entwicklung von Walmart Connect, dem hauseigenen digitalen Werbeteil, der inzwischen als eigenständiges Geschäftsmodell heranwächst.
Die kürzliche Übernahme des Smart-TV Herstellers Vizio zeigt, wie ernst es Walmart mit der Verknüpfung von stationärem Einzelhandel und digitaler Werbung meint. Target ist dagegen ein etwas kleineres Unternehmen mit knapp 2.000 Filialen, die ausschließlich auf den US-Markt ausgerichtet sind. Die Entscheidung, sich nach einem gescheiterten Experiment wieder aus Kanada zurückzuziehen, verdeutlicht die Fokussierung des Unternehmens auf das eigene Heimatland. Target-Besitzer setzen vermehrt auf ein anderes Geschäftsmodell – mit einer Betonung auf Design, Qualität und ein leicht gehobenes Sortiment, das vor allem Mode und Heimdekor hervorhebt.
Mit dem hauseigenen Werbeprogramm Roundel und der Integration digitaler Plattformen versucht auch Target, die Online-Konkurrenz von Amazon und anderen zu kontern, bleibt jedoch in seiner Reichweite und Wirkung hinter Walmart zurück. Während beide Händler private Eigenmarken eingeführt haben, um ihre Margen zu verbessern, verfolgt Walmart das fundamentalere Prinzip der "Everyday Low Prices". Dies ist ein entscheidender Faktor, warum Walmart vor allem in der Pandemie und den wirtschaftlich unsicheren Zeiten besser beim Verbraucher abgeschnitten hat. Kunden verlassen sich darauf, bei Walmart günstige Preise für Grundbedarfsartikel und Lebensmittel zu finden. Target tendiert hingegen zu einem etwas anderen Kundenprofil, das bereit ist, mehr für stylishe und markenbewusste Produkte zu zahlen.
Die Börse hat diese Unterschiede deutlich widergespiegelt. Zwischen 2022 und 2025 konnte Walmart eine atemberaubende Aktienperformance von über 140 % verzeichnen, während Target fast 40 % an Wert verlor. Dies zeigt nicht nur das aktuelle Anlegervertrauen, sondern auch, wie robuste Geschäftsmodelle in einem volatilen Marktumfeld besser bestehen können. Die kontinuierliche Umsatzsteigerung bei Walmart von etwa 6 % jährlich und die starke Gewinnentwicklung mit einem EPS-Wachstum von 14 % verdeutlichen das nachhaltige Geschäftswachstum. Die größere internationale Präsenz von Walmart sichert dem Unternehmen Einnahmen aus mehreren Währungen und Märkten.
Das bedeutet, dass wirtschaftliche Schwächen in einzelnen Ländern eher abgefedert werden können. Bei Target liegt das Risiko stärker auf den US-Binnenmarkt, weshalb konjunkturelle Schwankungen oder Veränderungen im Verbraucherverhalten hier deutlicher spürbar sind. Auch die Innovationskraft zeigt sich bei Walmart ausgeprägter. Die Übernahme von Vizio, der Ausbau des digitalen Werbegeschäfts sowie das Angebot von Abonnementdiensten sorgen für vielfältige Einnahmequellen, die über den klassischen Einzelhandel hinausgehen. Target konzentriert sich zwar in ähnlicher Weise auf Wachstum im Online-Bereich, hängt aber mehr an seinem traditionellen Filialgeschäft.
Ein weiterer wesentlicher Faktor für Investoren ist die Dividendenpolitik. Walmart schüttet zwar eine etwas niedrigere Dividende aus als Target, allerdings erfolgt dies aufgrund der aggressiven Reinvestition und Expansion. Die Aussicht auf langfristiges Wachstum wird damit oft als attraktiver eingeschätzt als eine kurzfristige Ausschüttungsrendite. Grundsätzlich stehen bei der Entscheidung für oder gegen eine Aktie auch externe Markteinflüsse im Fokus. Die allgemeine wirtschaftliche Lage, Inflationsdruck, sowie sich ändernde Konsumgewohnheiten spielen eine große Rolle.
Walmart profitiert dabei stark von seiner Ausrichtung auf preisbewusste Konsumenten und dem Angebot von Grundbedarfsartikeln, die auch in unsicheren Zeiten nachgefragt bleiben. Target hingegen hat zeitweise Schwierigkeiten, Kunden in einem angespannten wirtschaftlichen Umfeld zu halten, da ihre Produkte oft als verzichtbar gelten. Darüber hinaus hat Walmart durch seine logistische Infrastruktur und Erfahrung im Omnichannel-Handel eine Führungsposition im Bereich des Fulfillment und der verzahnten Nutzung von Online- und stationärem Handel. Dies garantiert nicht nur bessere Margen, sondern sorgt auch für ein Kundenerlebnis, das der Amazon-Konkurrenz standhält. Target arbeitet zwar ebenfalls intensiv an Online- und Abholoptionen, steht einklagbar aber vor größeren Herausforderungen, diesen Service ebenso effizient und flächendeckend anzubieten.
Risiken bestehen natürlich für beide Unternehmen. Geopolitische Unwägbarkeiten oder Engpässe in globalen Lieferketten könnten Walmart beeinträchtigen, besonders da das Unternehmen stark auf internationale Zulieferer angewiesen ist. Target hingegen sieht sich dem Risiko ausgesetzt, seine Kernzielgruppe zu verlieren oder stärkerem Wettbewerb im Premiumsegment ausgesetzt zu sein. Für Anleger bedeutet dies, eine klare Entscheidung basierend auf den eigenen Anlagestrategien zu treffen. Interessieren sie sich für stabiles Wachstum, internationale Diversifikation und ein etappenweises Engagement in digitale Werbekanäle, so erscheint Walmart die bessere Wahl.
Wer allerdings auf eine Nischenstrategie in einem gehobenen Konsumsegment und eine hohe Dividendenrendite setzt, könnte Target als attraktiver bewerten – wenngleich mit der Gefahr einer künftig schwächeren Aktienentwicklung. Investoren sollten außerdem die Marktbewegungen, Quartalsberichte und strategischen Ankündigungen beider Unternehmen aufmerksam verfolgen. Die Einzelhandelsbranche bleibt in Bewegung und schnelle Anpassungsfähigkeit ist der Schlüssel, um in einem von Technologie und sich wandelnden Kundenbedürfnissen geprägten Umfeld zu gedeihen. Insgesamt zeigt der Vergleich der beiden Aktien, dass Walmart durch seine Größe, nachhaltige Wachstumsstrategie und Projektion in digitale Geschäftsbereiche die bessere Stabilität und potenziell höhere Renditen bietet. Target bleibt dennoch ein wertvolles Unternehmen mit spezifischer Marktposition, das unter günstigen wirtschaftlichen Umständen durchaus aufzuholen vermag.
Anleger, die auf langfristige Trends und Resilienz setzen, sind bei Walmart im Moment gut beraten, während risikofreudigere Investoren Target im Auge behalten sollten. Die Zukunft des Einzelhandels wird von Innovation, Flexibilität und dem Verständnis der Kundenbedürfnisse bestimmt. Walmart hat es in den letzten Jahren erfolgreich geschafft, diese Komponenten zu verbinden und sich am Markt behauptet. Für Anleger ist das ein starkes Signal, bei der Wahl zwischen den beiden Konkurrenten auf den Global Player zu setzen, der sich neben stationärem Handel zunehmend als Digitalpionier positioniert.