Das Jahr 2024 markiert für Shein, den globalen Vorreiter im Bereich schneller und preisgünstiger Mode, eine bemerkenswerte Steigerung der CO2-Emissionen im Bereich Transport. Die jüngste Nachhaltigkeitsberichterstattung offenbart einen Anstieg der Emissionen um 13,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Entwicklung steht im Gegensatz zu den weltweiten Bemühungen zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks, die gerade in der Textilindustrie zunehmend in den Fokus rücken. Die steigenden Transportemissionen werfen ein Licht auf die Herausforderungen, vor denen Shein als Online-Modehändler steht, der täglich Millionen von Produkten weltweit verschickt und somit erheblich von globalen Lieferketten abhängig ist. Ein genauerer Blick auf die Daten zeigt, dass die CO2-Emissionen des Transports im Jahr 2023 nach einer methodischen Überprüfung und Neuberechnung sogar um 18 Prozent höher waren als zuvor geschätzt.
Ursprünglich wurden 6,35 Millionen Tonnen an Treibhausgasen angenommen, doch die aktualisierten Zahlen machen deutlich, dass der tatsächliche ökologische Fußabdruck der Lieferwege größer ist. Die Überarbeitung der Methodik zur Emissionsberechnung spiegelt den wachsenden Anspruch an Transparenz und Genauigkeit bei der Erfassung von Umweltdaten wider, eine Entwicklung, die in der Branche zunehmend an Bedeutung gewinnt. Diese Zunahme der Emissionen ist zum Teil auf die komplexen logistischen Abläufe zurückzuführen, die bei Shein angewandt werden, um eine schnelle und kostengünstige Lieferung zu gewährleisten. Der überwiegende Teil der Produkte wird in Asien, insbesondere in China, produziert. Von dort aus erfolgt der Versand vornehmlich per Flugzeug, das als der klimaschädlichste Transportweg gilt.
Vor allem die Luftfracht trägt maßgeblich zur Erhöhung der Transportemissionen bei, da sie gegenüber Bahn-, See- oder Straßentransport deutlich größere Mengen an CO2 pro transportiertem Produkt verursacht. Vor dem Hintergrund dieses Problems hat Shein aber bereits konkrete Schritte vorgestellt, um die Umweltauswirkungen des Transports zu verringern. Ein zentrales Element ihrer Strategie beinhaltet die geografische Verlagerung von Produktion, Verpackung und Versand näher an die Hauptmärkte und Kunden. Diese Lokalisierung der Lieferketten soll nicht nur die Transportwege verkürzen, sondern gleichzeitig die Lieferzeiten reduzieren und die Transportkosten senken. Die Verlagerung hin zu Land-, See- und kombinierten Transportmethoden ist ein weiterer Weg, mit dem Shein den Einsatz von Luftfracht minimieren möchte.
Diese Maßnahmen bedienen sich modernster logistischer Planungen und Routenoptimierungen, um die Effizienz zu steigern und Emissionen einzusparen. Neben der Distanzreduzierung liegt ein weiterer Fokus auf verbesserten Effizienzmaßnahmen im Transportprozess. Durch den Einsatz emissionsarmer Fahrzeuge wie Elektro- und Hybridfahrzeuge für den Nah- und Regionaltransport soll die Umweltschädlichkeit des Warenverkehrs reduziert werden. Darüber hinaus optimiert Shein die Auslastung der Transportkapazitäten, indem Ladungen und Verpackungen effizienter gestaltet werden. Höhere Effizienz bedeutet, dass mehr Produkte pro Fahrt transportiert und die Gesamtzahl der Transporte verringert werden können, was sich positiv auf die Gesamtemissionen auswirkt.
Trotz der großen Anstrengungen ist es für Shein eine Herausforderung, die Emissionen nachhaltig zu senken, insbesondere weil der Sektor der sogenannten Scope-3-Emissionen überwiegend indirekte Treibhausgasemissionen aus der gesamten Wertschöpfungskette umfasst. Diese Emissionen, die außerhalb der direkten Kontrolle des Unternehmens liegen, sind schwerer messbar und zugänglich. Shein hat sich daher ambitionierte Ziele gesetzt, die von der Science-Based Targets Initiative (SBTi) anerkannt wurden. Das Unternehmen strebt eine Reduktion der Scope-3-Emissionen um 25 Prozent bis zum Jahr 2030 im Vergleich zu den Werten von 2023 an. Dieses Ziel reflektiert die Anerkennung, dass Lieferketten und Dienstleistungen der wichtigste Hebel im Kampf gegen den Klimawandel für Fast-Fashion-Unternehmen sind.
Ein weiterer wichtiger Aspekt im Nachhaltigkeitsmanagement von Shein ist die Kontrolle und Regulierung der eigenen Zulieferer. Im Jahr 2024 wurden zwölf Zulieferbeziehungen aufgrund von Verstößen gegen gesetzte Öko- und Sozialstandards beendet – eine deutliche Steigerung gegenüber fünf im Jahr 2023. Darüber hinaus finden vermehrt vor Ort Audits von Lieferanten und Subunternehmern in China statt. Der Anstieg von 3.990 auf 4.
288 Audits verdeutlicht Sheins verstärkte Bemühungen, Standards zur Umweltverträglichkeit und ethischen Verantwortung in der gesamten Lieferkette durchzusetzen. Diese Entwicklungsdynamik ist auch ein Spiegel der wachsenden globalen Kritik an der Fast-Fashion-Branche insgesamt. Vor dem Hintergrund der exponentiellen Konsumsteigerung und der damit verbundenen Umweltauswirkungen sehen sich Marken wie Shein einem erheblichen Druck ausgesetzt, nachhaltiger und transparenter zu agieren. Der Balanceakt zwischen schnellem Wachstum, günstigen Preisen und ökologischer Verantwortung bleibt kompliziert und wird in Zukunft noch größere Bedeutung erlangen. Sheins Strategie zur Emissionsreduktion beinhaltet auch langfristige Innovationen in der Produktion und Logistik.
Die Integration nachhaltiger Materialien, energiesparender Fertigungsprozesse und intelligenter Lieferketten wird zunehmend zur Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels. Die Investition in technologische Lösungen wie digitale Supply-Chain-Management-Systeme ermöglicht eine genauere Planung und Kontrolle der Transportaktivitäten, was wiederum zur Verringerung unnötiger Wege führt. Für Verbraucher gewinnt das Thema Nachhaltigkeit bei der Modeauswahl zunehmend an Relevanz. Die steigende Nachfrage nach transparenten und umweltfreundlichen Marken könnte Shein dazu motivieren, seine Nachhaltigkeitsinitiativen weiter zu beschleunigen. Auch regulatorische Vorschriften und internationale Abkommen zur CO2-Reduktion wirken als zusätzlicher Motor für mehr Umweltschutz in der Branche.