Disney, einer der weltweit führenden Entertainment-Konzerne, stand kürzlich im Zentrum intensiver Diskussionen – sowohl aufgrund seiner aktuellen Quartalsergebnisse als auch wegen der von der Trump-Administration angekündigten Importzölle auf ausländische Filme. Die Frage, ob Disney unter diesem neuen Zolldruck als Gewinner oder Verlierer hervortritt, beschäftigt Investoren, Branchenexperten und Medienfans gleichermaßen. Ein genauer Blick auf die jüngsten Zahlen, die Marktreaktionen und die potenziellen Folgen der neuen Handelsbarrieren zeigt ein komplexes Bild mit vielfältigen Chancen und Risiken. Zunächst zu den Geschäftszahlen: Disney konnte im zweiten Quartal 2025 einen Umsatzanstieg von sieben Prozent auf 23,6 Milliarden US-Dollar verzeichnen, während der bereinigte Gewinn je Aktie mit 1,45 Dollar die Erwartungen der Analysten von 1,19 Dollar übertraf. Besonders starke Wachstumsraten zeigten sich im Bereich Entertainment mit neun Prozent und auch die direkte Einladung zum Streaming mit Disney+ stieg auf 126 Millionen Abonnenten, was die Prognosen von 123,5 Millionen deutlich übertraf.
Diese Zahlen verdeutlichen Disneys anhaltende Marktpräsenz und das Vertrauen der Konsumenten in das Angebot des Konzerns. Im Kontext mit dem Konkurrenzumfeld liefert Warner Bros. Discovery ein differenziertes Bild. Zwar wies Warner Bros. zwar einen Quartalsverlust von 18 Cent je Aktie aus, konnte sich jedoch von 40 Cent Verlust im Vorjahr verbessern.
Die Zahl der Abonnenten stieg auf 122,3 Millionen und überholte damit Disney+ leicht in Bezug auf das Wachstum. Dennoch blieben die Umsätze hinter den Erwartungen zurück. Diese Divergenz unterstreicht den harten Wettbewerb im Streaming-Markt, in dem beide Unternehmen ihre Stärken und Herausforderungen ausbalancieren müssen. Parallel zu diesen operativen Entwicklungen kommt ein neuer Unsicherheitsfaktor hinzu: Die von Ex-Präsident Donald Trump angekündigten 100-prozentigen Zölle auf Filme und andere digitale Medienprodukte, die im Ausland produziert werden. Trump argumentiert, dass die US-amerikanische Filmindustrie durch ausländische Wettbewerbsanreize an Attraktivität verliert und wertvolle Arbeitsplätze gefährdet sind.
Mit dieser drastischen Maßnahme soll die Produktion stärker zurück nach Amerika gelenkt werden. Dies hat für erhebliche Verunsicherung auf dem Markt gesorgt, denn die Umsetzung und genaue Ausgestaltung der Zölle bleiben unklar. Viele Filme, darunter auch große Marvel-Produktionen von Disney, werden an mehreren internationalen Standorten produziert. Animation, Schnitt, Postproduktion und Dreharbeiten finden häufig in unterschiedlichen Ländern statt. Somit stellt sich die Frage, wie Filme mit internationaler Wertschöpfungskette korrekt besteuert werden könnten.
Experten aus dem Finanz- und Mediensektor äußern sich skeptisch und warnen vor den möglichen negativen Effekten einer solchen Handelspolitik. Analysten von TD Cowen und Barclays weisen darauf hin, dass der Schaden für die US-Industrie durch höhere Produktionskosten und mögliche Gegenmaßnahmen aus dem Ausland die erwarteten Vorteile bei weitem übersteigen könnte. Morgan Stanley prognostiziert gar eine potenzielle Reduktion der Ertragskraft aller Unternehmen innerhalb der Wertschöpfungskette, da höhere Zölle die Filmherstellung verteuern und zu weniger Produktionen führen könnten. Aus Sicht Disney könnte dies nicht nur höhere Kosten bedeuten, sondern auch die internationale Reichweite und Wertschöpfung der Inhalte beeinträchtigen. Der CEO Bob Iger zeigt sich dennoch optimistisch und verweist auf vielfältige Expansionspläne, darunter die Eröffnung eines neuen Disney-Themenparks auf Yas Island in Abu Dhabi, der Disney zu einem noch globaleren Player werden lässt.
Diese neue Anlage soll eine Synthese aus moderner Architektur und innovativer Technik bieten und zugleich lokale kulturelle Besonderheiten integrieren. Die Investition passt zu Disneys Strategie, neue Märkte zu erschließen und die globale Präsenz trotz steigender geopolitischer Hürden auszubauen. Weiterhin prognostiziert Disney für das restliche Jahr eine Gewinnsteigerung von rund 16 Prozent sowie einen Anstieg der Betriebsgewinne im Unterhaltungssegment im zweistelligen Bereich. Auch die Bereiche Erlebnisse und Sport sollen solide Zuwächse verzeichnen, wobei insbesondere das Sportsegment mit einem Plus von 18 Prozent im Betriebsgewinn auffällt. Dies resultiert auch aus Preisanhebungen bei ESPN+, die trotz eines leichten Rückgangs der Abonnentenzahlen insgesamt zu höheren Erlösen führen.
Doch trotz dieser positiven Aussichten mahnt Disney zur Vorsicht angesichts des weiterhin volatilen makroökonomischen Umfelds. Inflation, geopolitische Spannungen und eben die noch offene Situation rund um die Filmzölle könnten das Geschäft einschränken oder zusätzliche Kosten verursachen. Aus Investorensicht bleibt Disneys Aktienkurs nach einem starken Anstieg von über zehn Prozent an einem Tag zwar ermutigend, doch das Papier liegt in diesem Jahr noch immer mehr als acht Prozent unter den Höchstständen. Der schwierige Marktumfeld mit Konkurrenz durch andere Technologiekonzerne und Streaminganbieter sowie politische Unsicherheiten belasten die Stimmung am Aktienmarkt weiterhin. Insgesamt lässt sich festhalten, dass Disney derzeit weder als klarer Gewinner noch als Verlierer unter Trumps Film-Tarifplan zu kategorisieren ist.
Vielmehr steht das Unternehmen an einem Wendepunkt, an dem seine Fähigkeit, Innovation mit globaler Ausrichtung zu verbinden und gleichzeitig auf politische Unsicherheiten flexibel zu reagieren, entscheidend sein wird. Netflix und andere Streaminganbieter spüren unmittelbare Auswirkungen der Tarifankündigung, was an einer kurzen Aufwärtsbewegung im Aktienkurs endete, als die Realisierung von Zöllen unwahrscheinlich erscheint. Trotzdem mahnen Branchenkenner, dass eine Eskalation im Handelskonflikt die gesamte US-Unterhaltungsindustrie empfindlich treffen könnte. Da die Filmproduktion heute ein globales Unterfangen ist, sind die Handelsbarrieren schwer durchschaubar und bergen das Risiko von Gegenmaßnahmen aus dem Ausland. Die hohen Kosten und Verzögerungen könnten Innovationen bremsen und neue Produktionen erschweren.
Für Disney gilt es daher, den Spagat zwischen globaler Marktpräsenz, Kosteneffizienz und politischem Risiko gut zu managen. Abschließend bleibt Disney trotz kurzfristiger Unsicherheiten eine der führenden Unterhaltungsmarken der Welt. Investitionen in neue Inhalte, Technologie und Infrastruktur – wie der geplante Themenpark in Abu Dhabi – zeigen den langfristigen Anspruch, Marktanteile auszubauen und ein einzigartiges Erlebnisangebot zu schaffen. Sollte die US-Regierung die vorgeschlagenen Zölle nicht oder nur stark modifiziert umsetzen, könnte Disney weiterhin von seiner internationalen Stärke und seinem diversifizierten Portfolio profitieren. Anleger und Beobachter sollten die politische Entwicklung genau verfolgen und zugleich die operativen Ergebnisse im Auge behalten, die bisher trotz eines schwierigen Umfelds solide Wachstumssignale senden.
Nur so lässt sich abschätzen, ob Disney unter dem Deckmantel von Trumps Tarifplänen eher als Verlierer oder doch als Gewinner aus dem aktuellen Medien- und Handelskonflikt hervorgeht.