Im Juni 2025 überraschte die Pharmabranche mit der Ankündigung, dass Supernus Pharmaceuticals das auf Depressionen spezialisierte Unternehmen Sage Therapeutics in einem Deal im Wert von bis zu 795 Millionen US-Dollar übernimmt. Nach einer vorherigen Ablehnung eines Übernahmeangebots durch Biogen in Höhe von 469 Millionen US-Dollar handelt es sich hierbei um einen bedeutenden strategischen Schritt für Supernus, der weitreichende Auswirkungen auf den Markt für psychische Gesundheit und speziell auf die Behandlung von postpartaler Depression hat. Supernus Pharmaceuticals, ein US-amerikanisches Biotechnologieunternehmen mit einem soliden Portfolio bereits zugelassener Medikamente für Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS) wie Parkinson und Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), ergänzt durch die Akquisition das eigene Angebot um eine wichtige neue Wachstumsquelle. Das im Rahmen der Übernahme erworbene Flaggschiffprodukt von Sage, Zurzuvae (Wirkstoff Zuranolone), ist aktuell das einzige von der US Food and Drug Administration (FDA) zugelassene orale Medikament zur Behandlung der postpartalen Depression. Die Übernahme wurde bereits von den Verwaltungsräten beider Unternehmen genehmigt und soll im dritten Quartal 2025 abgeschlossen werden.
Mit einem anfänglichen Kaufpreis von 561 Millionen US-Dollar, basierend auf einem Aktienpreis von 8,50 US-Dollar, beinhaltet der Deal zusätzlich erfolgsabhängige Meilensteinzahlungen von 3,50 US-Dollar pro Aktie, die an Verkaufszahlen und kommerzielle Fortschritte gekoppelt sind. Dadurch kann sich der Gesamtwert auf bis zu 795 Millionen US-Dollar erhöhen. Sage Therapeutics konnte mit Zurzuvae in den vergangenen Jahren bereits signifikante Umsätze erzielen. Im Jahr 2024 verzeichnete das Unternehmen einen Umsatz von 36,1 Millionen US-Dollar, gefolgt von 13,8 Millionen US-Dollar im ersten Quartal 2025. Diese Zahlen unterstreichen das Wachstumspotenzial des Medikaments, was durch Prognosen eines Marktforschungsunternehmens noch verstärkt wird: Bis zum Jahr 2031 soll der Umsatz von Zurzuvae in den USA auf etwa 290 Millionen US-Dollar ansteigen.
Supernus profitiert durch die Übernahme nicht nur von einem innovativen Produkt, sondern auch von einer wertvollen Ergänzung in seinem Therapieportfolio. CEO Jack Khattar unterstreicht in einer Stellungnahme, dass Zurzuvae eine bedeutende vierte Wachstumssäule für das Unternehmen darstelle und die Diversifikation der Einnahmequellen weiter verbessere. Das Medikament passt hervorragend in die strategische Ausrichtung von Supernus, die auf die Akquisition klinisch differenzierter und wertsteigernder Arzneimittel zur Behandlung von Erkrankungen des zentralen Nervensystems abzielt. Interessant ist auch die Zusammenarbeit mit Biogen, die im Zuge eines Abkommens aus dem Jahr 2020 exklusive Rechte zur Entwicklung und Vermarktung von Zurzuvae außerhalb der USA erhalten haben - mit Ausnahme von Japan, Taiwan und Südkorea. Supernus übernimmt somit die uneingeschränkten US-Rechte an diesem innovativen Medikament, was eine klare Marktführerschaft im Heimatmarkt bedeutet.
Die Entwicklung und Kommerzialisierung von Arzneimitteln im Bereich der psychischen Gesundheit sind komplex und oft von Rückschlägen geprägt. So erlebte Sage Therapeutics im Jahr 2024 mehrere enttäuschende Ergebnisse in klinischen Phase-II- und Phase-III-Studien, die zu einer Neuausrichtung des Unternehmens führten und den Abbau von gut der Hälfte der Forschungs- und Entwicklungsbelegschaft erzwangen. Stattdessen wurde der Fokus klar auf die Kommerzialisierung von Zurzuvae gelegt - ein Ansatz, der nun durch Supernus weiter verstärkt und professionalisiert wird. Die Übernahme unterstreicht auch den wachsenden Bedarf an innovativen und effektiven Behandlungsmöglichkeiten für postpartale Depressionen. Diese Erkrankung betrifft eine erhebliche Anzahl von Frauen nach der Geburt und hat oft gravierende Folgen für die Mutter-Kind-Beziehung sowie die psychische Gesundheit der Betroffenen.
Bislang gab es wenige zugelassene Therapieoptionen, die gezielt auf diese spezielle Form der Depression ausgerichtet sind. Mit Zurzuvae verfügt Supernus nun über ein Medikament, das nicht nur FDA-zugelassen ist, sondern auch eine praktische orale Darreichungsform bietet, was die Patientenakzeptanz fördern dürfte. Darüber hinaus eröffnen sich durch die etablierte Infrastruktur von Supernus und seine Expertise in der Kommerzialisierung von ZNS-Medikamenten vielversprechende Möglichkeiten, die Verbreitung und Nutzung von Zurzuvae signifikant zu steigern. Für den Markt und die Patienten kann die Übernahme somit als ein positives Signal gewertet werden. Supernus zeigt durch diesen Schritt, dass es bereit ist, in innovative Therapien zu investieren und eng mit Partnern wie Biogen zusammenzuarbeiten, um den medizinischen und kommerziellen Erfolg zu maximieren.