Am frühen Morgen des 14. Juni 2025 erschütterte ein politischer Anschlag den Bundesstaat Minnesota und weckte die USA aus einer relativen Ruhephase politischer Spannungen. Die ehemalige Sprecherin des Repräsentantenhauses von Minnesota, Melissa Hortman, und ihr Ehemann Mark wurden in ihrem Haus in Brooklyn Park von einem Mann ermordet, der sich als Polizeibeamter ausgab. Ein weiterer demokratischer Gesetzgeber, Senator John Hoffman, sowie dessen Ehefrau wurden bei einem weiteren Angriff schwer verletzt. Die Tat wurde von Gouverneur Tim Walz als „politisch motivierte Ermordung“ bezeichnet und hallte weit über die Grenzen Minnesotas hinaus nach.
Die Suche nach dem mutmaßlichen Täter, Vance Boelter, einem 57-jährigen ehemaligen politischen Ernannter, hielt die Behörden in Atem und offenbarte tiefe gesellschaftliche Spannungen sowie eine besorgniserregende Zunahme politisch motivierter Gewalttaten in den Vereinigten Staaten. Melissa Hortman galt als eine der prägendsten demokratischen Persönlichkeiten in Minnesota. Seit 2017 lenkte sie als Vorsitzende der demokratischen Fraktion im Repräsentantenhaus maßgeblich die politische Agenda ihres Bundesstaates mit. Besonders bekannt wurde sie für ihr Engagement im Bereich der reproduktiven Rechte sowie ihre führende Rolle bei Maßnahmen, die Minnesota als sicheren Hafen für Frauen aus konservativen Bundesstaaten etablieren sollten, die Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen suchten. Der politische Einfluss und die Rolle Hortmans als Sprachrohr für progressive Anliegen machten sie für Gegner zum Ziel.
Dabei betonte Governor Walz, dass Hortman eine unverzichtbare Kraft gewesen sei, die täglich bestrebt war, den Bundesstaat zu einem besseren Ort zu machen. Die zweite direkt betroffene Person dieses Anschlags, Senator John Hoffman, ist ein erfahrener Politiker, der seit 2012 im Senat wirkt und Vorsitzender des Ausschusses für Human Services ist. Seine Arbeit umfasste einige der wichtigsten sozialen Programme und Budgetbereiche Minnesotas. Dass sowohl er als auch Hortman Opfer der Gewalt wurden, lässt auf eine gezielte Attacke gegen demokratische Politiker vermuten. Die Ermittlungen konzentrierten sich schnell auf Vance Boelter, der den Behörden als ehemaliger Mitglied eines staatlichen Workforce Development Boards bekannt war, auf dem er einst gemeinsam mit John Hoffman diente.
Boelters Hintergrund als Sicherheitsunternehmer, darunter auch Tätigkeiten im Ausland, weckte besonderes Interesse der Ermittler. Seine Firma, Praetorian Guard Security Services LLC, wurde von seiner Ehefrau geleitet, die in offiziellen Dokumenten als Präsidentin und Geschäftsführerin aufgeführt ist. Boelters Einsatz von getarnten Fahrzeugen und das Tragen von taktischer Ausrüstung erinnern an professionelle Sicherheitskräfte, weshalb es ihm gelang, sich zunächst als Polizeibeamter auszugeben und sich so Zutritt zu den Tatorten zu verschaffen. Die Tat ereignete sich im Umfeld der sogenannten „No Kings“-Demonstrationen, die gegen Ex-Präsident Donald Trump gerichtet sind. Obwohl die Behörden keinen direkten Zusammenhang mit diesen Protesten bestätigten, wurden entsprechende Flugblätter bei Boelter gefunden, die auch Schriftstücke mit Namen diverser Politiker enthielten.
Neben den beiden verletzten und getöteten Gesetzgebern wurden weitere prominente Persönlichkeiten insbesondere aus dem Bereich der Abtreibungsbefürworter ins Visier genommen, was auf ein ideologisch motiviertes Tatmotiv hindeutet. Beunruhigend ist, dass Boelter in Textnachrichten an Freunde sein bevorstehendes Verschwinden ankündigte und eine gewisse Endgültigkeit andeutete, was auf eine sorgfältig geplante Tat schließen lässt. Die Reaktion der Behörden war konsequent und zeigte die Schwere der Lage. Mehrere hundert Polizisten, unter anderem in taktischer Ausrüstung und mit Sturmwaffen ausgerüstet, durchkämmten die Vororte von Minneapolis, errichteten Kontrollpunkte und forderten die Bevölkerung auf, „No Kings“-Veranstaltungen abzusagen. Trotz der Absagen fanden dennoch Demonstrationen statt, was die gesellschaftliche Spaltung und unterschiedliche Wahrnehmungen in der Öffentlichkeit verdeutlichte.
Die politische Resonanz war ebenso deutlich wie emotional. Von beiden politischen Lagern wurde der Anschlag scharf verurteilt. Sprecher von Demokraten und Republikanern riefen zur Einigkeit im Kampf gegen politische Gewalt auf und kündigten verstärkte Schutzmaßnahmen für Amtsträger an. Besonders prominente Figuren wie Senator Chuck Schumer riefen zu sofortigen Sicherheitsüberprüfungen und einem konsequenten Vorgehen gegen radikale Kräfte auf, die Politiker bedrohen und terrorisieren. Die Tat in Minnesota wurde zu einem Symbol für das eskalierende Niveau der Gewalt gegen demokratisch gewählte Vertreter in den Vereinigten Staaten.
Der Täter blieb zunächst auf der Flucht, obwohl eine Belohnung von 50.000 US-Dollar für Hinweise zu seiner Ergreifung ausgesetzt wurde. Die Menschen in Minnesota und ganz Amerika standen unter Schock angesichts dieser Kaltblütigkeit, die sich nicht nur gegen Einzelpersonen, sondern gegen das demokratische System richtete. Die damit verbundenen Trauerbekundungen und das öffentliche Gedenken zeigten die Betroffenheit einer ganzen Nation. Der Vorfall ruft grundlegende Fragen zur politischen Kultur in den USA auf.
Während sich das Land politisch zunehmend polarisiert und gesellschaftliche Gräben tiefer werden, stellt sich die Frage, wie Gewalttaten gegen Amtsträger künftig verhindert werden können. Die Debatten um Sicherheitsmaßnahmen, der Umgang mit radikalen Gruppierungen und der Schutz der Demokratie werden nach diesem Vorfall an Intensität gewinnen. Die ermordete Melissa Hortman hinterlässt nicht nur zwei erwachsene Kinder, sondern auch ein politisches Vermächtnis und eine Mahnung an die Gesellschaft, politische Differenzen auf friedlichem Wege auszutragen. Die Verletzten, darunter John Hoffman und seine Ehefrau, kämpfen weiterhin um ihre Genesung, während Ermittler die genauen Hintergründe der Tat und eventuelle Mitwisser weiterhin erforschen. Minnesotas Gouverneur Tim Walz hat angeordnet, dass die Flaggen im Bundesstaat auf Halbmast gesetzt werden, um die Opfer zu ehren.
Die Behörden versichern, dass sie alles daran setzen werden, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und die Sicherheit der Amtsträger zu gewährleisten. Der Anschlag zeigt auf dramatische Weise, wie gefährdet politische Akteure selbst in demokratischen Gesellschaften sein können, wenn Hass und Gewalt die öffentliche Debatte überschatten. Dieser brutale Angriff auf demokratisch gewählte Vertreter ist Teil einer besorgniserregenden Entwicklung, die bereits durch weitere Angriffe auf Politiker in den USA gekennzeichnet ist, wie Brandsätze auf die Residenz von Gouverneur Josh Shapiro oder gewaltsame Übergriffe auf Angehörige politischer Führer. All diese Ereignisse verdeutlichen, dass politische Gewalt nicht auf einen Einzelfall beschränkt bleibt, sondern eine systematische Bedrohung für das politischen Leben in den Vereinigten Staaten darstellt. Angesichts dieser Situation ist es umso wichtiger, dass Medien, Politik und Gesellschaft gemeinsam eine Kultur des Respekts und der friedlichen politischen Auseinandersetzung fördern.