Mining und Staking

Warum ich Feature Flags noch nicht einsetze: Eine kritische Betrachtung

Mining und Staking
Why I'm not using feature flags yet

Ein tiefgehender Blick auf die Vor- und Nachteile von Feature Flags, die Herausforderungen bei der Implementierung und die ideale Situation für ihre Einführung in der Softwareentwicklung.

Feature Flags, auch bekannt als Feature Toggles, sind eine mittlerweile weit verbreitete Methode in der Softwareentwicklung, welche es ermöglicht, Funktionen gezielt zu steuern, ohne den Quellcode permanent ändern zu müssen. Der Kern dieses Konzepts liegt in einem einfachen Ein- und Ausschalter, mit dem Entwickler neue Features aktivieren oder deaktivieren können – häufig während der Laufzeit der Anwendung. Trotz ihrer Vorteile habe ich mich bisher bewusst dagegen entschieden, Feature Flags in meinem Projekt Ocuroot einzusetzen. Diese Entscheidung gründet sich auf sorgfältiger Abwägung verschiedenster Faktoren, die in der folgenden Betrachtung erläutert werden. Feature Flags versprechen eine größere Flexibilität im Entwicklungs- und Release-Prozess.

Sie ermöglichen häufigere und risikoärmere Deployments, indem neue Funktionalitäten zunächst nur einem Teil der Nutzerbasis präsentiert und erst bei positiven Rückmeldungen für alle ausgerollt werden. Darüber hinaus eröffnen sie Möglichkeiten für A/B-Tests, um unterschiedliche Varianten zu testen und datengetrieben bessere Entscheidungen zu treffen. Große Unternehmen, die oft mit komplexen Produkten und umfangreichen Nutzergruppen arbeiten, profitieren daher erheblich von Feature Flagging. Dort können mehrere Teams parallel arbeiten, ohne sich gegenseitig in die Quere zu kommen, was in meinem aktuellen Projektumfeld nicht zutrifft. Im Gegensatz zu solchen großen Organisationen bin ich aktuell der einzige Entwickler bei Ocuroot, mit einer sehr kleinen Nutzerzahl von etwa zehn Alpha-Anwendern.

Diese Situation reduziert den Bedarf für eine differenzierte Aktivierung von Features drastisch. Ich habe die Möglichkeit, meine Nutzer direkt einzubinden, Feedback sofort zu erhalten und Features ohne Umwege auszuspielen. In einer solch kleinen, überschaubaren Nutzergruppe bieten sich simple Kommunikationswege an, die den technischen Overhead von Feature Flags überflüssig machen. Die technische Komplexität, welche mit dem Einsatz von Feature Flags einhergeht, sollte nicht unterschätzt werden. Obwohl einzelne Kontrollstrukturen zum Zeitpunkt ihrer Implementierung auf den ersten Blick unproblematisch wirken, summieren sich diese schnell.

Mit zunehmender Anzahl von Flags wächst die Komplexität des Codes exponentiell. Die Verzweigungen der Kontrollflüsse erschweren die Lesbarkeit und Verständlichkeit des Codes sowohl für mich selbst als auch für potenzielle Teammitglieder in der Zukunft. Ein weiteres Problem sind verwaiste oder veraltete Feature Flags, die nach ihrer eigentlichen Funktion im Code verbleiben. Diese führen zu vermeintlicher technischer Schuld, die nicht nur die Wartung erschwert, sondern auch bei der Testautomatisierung und im täglichen Entwicklungsprozess hinderlich ist. Das Entfernen solcher Flags erfordert sorgfältige und manchmal komplexe Refactoring-Maßnahmen, um Code-Artefakte vollständig zu beseitigen.

Diese Prozesse sind oft zeitaufwendig und bergen das Risiko, neue Fehler einzuführen. Ein besonders herausfordernder Bereich im Zusammenhang mit Feature Flags betrifft das Testen. Sowohl manuelle als auch automatisierte Tests müssen alle Kombinationen der aktiven Flags abdecken, was mit steigender Zahl der Flags schnell unübersichtlich und ressourcenintensiv wird. Für manuelles Testen bedeutet dies oft einen erhöhten Aufwand, da Testumgebungen und Accounts entsprechend konfiguriert werden müssen, um alle relevanten Szenarien abzubilden. So steigen die Anforderungen an Testprozesse und Qualitätssicherung erheblich an.

In meinem Projekt Ocuroot spielt der Umgang mit APIs und SDKs eine zentrale Rolle, bei denen ein stabiler und nachvollziehbarer Versionsing-Prozess von großer Bedeutung ist. Nutzer sind hier oft empfindlicher gegenüber Änderungen, besonders bei Breaking Changes. Veränderungen am API-Vertrag können zu signifikanten Problemen beim Kunden führen, manchmal sogar zu Produktivitätsverlusten oder kritischen Fehlern. Der schnelle und unkomplizierte Wechsel von Funktionen durch Feature Flags kann in diesem Kontext sogar kontraproduktiv sein, da er Unvorhersehbarkeiten und Instabilität verursachen kann. Daher setze ich auf ein klares Versionierungsschema, das ich auf der Client-Seite und im Backend streng einhalte.

Ein weiterer Vorteil ist, dass Feature Flags nicht von Anfang an implementiert werden müssen. Sie können zu einem späteren Zeitpunkt in das Projekt integriert werden, wenn eine Skalierung des Entwicklerteams oder der Nutzerbasis erfolgt und der Koordinationsaufwand steigt. Der Einstieg gelingt meist mit relativ geringem Aufwand, indem einfache if-Abfragen im Code ergänzt werden. Die technischen Möglichkeiten zur Verwaltung von Feature Flags haben sich in den letzten Jahren ebenfalls stark verbessert. Es gibt mittlerweile zahlreiche kommerzielle und Open-Source-Anbieter, welche die Infrastruktur und Verwaltung übernehmen, sodass keine eigene komplexe Backend-Lösung mehr notwendig ist.

Doch die Frage bleibt, wann der richtige Zeitpunkt für die Einführung von Feature Flags gekommen ist. Aus meiner Erfahrung heraus wird die Entscheidung meist durch eine Kombination von Faktoren beeinflusst. Erstens spielt die Anzahl und Art der Kunden eine Rolle. Gerade größere Kunden mit umfangreichen internen Nutzerstrukturen und besonderen Anforderungen an Stabilität, Schulung und schrittweise Rollouts fordern oft den Einsatz von Feature Flags. Zweitens nimmt die Teamgröße Einfluss.

Sobald mehrere Entwickler gleichzeitig an Features arbeiten und koordinierte Releases notwendig werden, steigen die Vorteile von Feature Flags. Drittens können strukturelle Änderungen im User Interface diesen Bedarf auslösen, gerade wenn umfangreiche Umgestaltungen nahtlos und risikoarm eingeführt werden sollen. Im Kontext von Ocuroot erwarte ich, dass Teamwachstum als erstes dazu führen wird, Feature Flags einzuführen. Problematisch sind nämlich die Koordinationsherausforderungen, die bei mehreren Entwicklern auftauchen. Erste Anzeichen wie das Bedürfnis nach Feature-Branches oder Abstimmungsbedarf im Deployment-Prozess würden hier ein klares Signal sein.

Ein spezielles Augenmerk richte ich dabei auf die Command Line Interface (CLI) von Ocuroot, die gegenüber der Web-Oberfläche vermutlich anfälliger für Störungen bei Änderungen ist. CLI-Kommandos werden oft in Skripten verwendet oder in benutzerdefinierten Shortcuts eingebunden. Hier schlägt die Muskelgedächtnis-Problematik besonders stark zu: Eine Änderung in der CLI-Struktur kann unerwartet große Auswirkungen auf die Nutzer haben. Versionierungslösungen für CLI-Tools könnten zwar Abhilfe schaffen, erfordern jedoch vom Nutzer mehr Aufwand und Sorgfalt als etwa API-Versionierung. Letztlich ist die Entscheidung, ob und wann Feature Flags eingesetzt werden, keine Frage von Ja oder Nein, sondern von Timing und konkretem Bedarf.

Die Einführung sollte wohlüberlegt und geplant erfolgen, um die Vorteile bestmöglich zu nutzen ohne unnötige Komplexität und technischen Schuldenbergen Tür und Tor zu öffnen. Bei meiner Arbeit an Ocuroot sehe ich die Einführung von Feature Flags als einen Meilenstein, der mit dem Wachstum des Projekts und der Nutzerbasis Hand in Hand gehen wird. Bis dahin setze ich auf pragmatischen und direkten Austausch mit meinen Nutzern, schlanke Entwicklungsprozesse und stabile Versionierungen von Schnittstellen. Das Bewusstsein über die Herausforderungen und Risiken von Feature Flags ist entscheidend, um informierte Entscheidungen im Entwicklungsprozess zu treffen. Für kleinere Projekte, Solo-Entwickler oder Early-Stage-Produkte können sie sogar hinderlich sein, wenn der Aufwand die Vorteile übersteigt.

Für größere, komplexere Systeme hingegen sind sie fast unverzichtbar geworden, um Agilität, Zuverlässigkeit und schnelle Iterationen zu gewährleisten. Abschließend ist meine Haltung also eine bewusste und gut begründete Zurückhaltung gegenüber Feature Flags, getrieben von den Besonderheiten meines Projekts und den zugrundeliegenden Erfahrungen. Dennoch sehe ich ihre Zukunft als integralen Bestandteil einer modernen Softwareentwicklung unverkennbar und bereite mich darauf vor, diesen Schritt zu gehen, sobald die Voraussetzungen es sinnvoll machen.

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