Traditionelle Karrierewege in der Unternehmenswelt zeichnen sich oft durch klar definierte Stufen und lange Wartezeiten aus. Viele Führungskräfte folgen jahrzehntelang einem vorgegebenen Plan, um schrittweise in die obersten Etagen der Unternehmensleitung aufzusteigen. Eine 15-jährige Wartezeit auf die angestrebte Position gilt dabei als normal und wird selten hinterfragt. Vincent Pilette, CEO von Gen Digital, hat diese konservative Denkweise bewusst hinter sich gelassen und damit ein Beispiel dafür geschaffen, wie man Visionen schneller und effizienter verfolgen kann. Seine Karriere zeigt, dass es nicht immer notwendig ist, an überholten Strukturen festzuhalten, um den Traumjob zu erreichen.
Vielmehr kommt es auf Mut, Flexibilität und eine klare Zielorientierung an. Pilette selbst sagte einst, dass er nicht so viel Zeit habe, um jahrelang auf eine einzige Position zu warten – diese Aussage ist zugleich Ausdruck seiner Entschlossenheit und eine provokante Herausforderung an traditionelle Karrierepfade. Anfänge und unerwartete Ambitionen Vincent Pilette begann seine berufliche Laufbahn als Finanzanalyst in einem Fortune-500-Unternehmen aus der IT-Branche. Anfangs hatte er keine Ambitionen, CEO zu werden. Seine Karriereziele waren auf die Rolle des Chief Financial Officer (CFO) ausgerichtet, ein eher spezialisierter und finanziell fokussierter Posten in der Unternehmensführung.
Schon damals zeichnete sich jedoch seine Entschlossenheit ab: Er konfrontierte tatsächlich die damalige CFO seines Unternehmens mit dem Wunsch, ihre Position zu übernehmen. Die klare Ansage überraschte viele, nicht zuletzt die CFO selbst, die ihm eine 15-jährige Nachfolgeplanung darlegte. Diese Antwort zeigte Pilette schnell die Starrheit solcher Karriereleitern. Die Entscheidung, nicht zu warten, war bahnbrechend für Pilette. Er wollte keine Zeit verlieren und machte sich daher auf die Suche nach alternativen Wegen zum Gipfel der Unternehmensführung.
Für ihn waren Titel weniger wichtig als die tatsächliche Wirkung und der Einfluss, den er ausüben konnte. Diese innere Haltung prägte seine weitere Karriere und führte ihn auf eine ungewöhnliche und zugleich inspirierende Reise. Ein ungewöhnlicher Weg zum CFO Trotz begrenzter Erfahrung auf klassischen Gebieten eines CFOs – wie der Bilanzbuchhaltung, Finanzplanung und strategischen Fusionen und Übernahmen – setzte Pilette seinen Kurs unbeirrt fort. Er bewarb sich entschlossen als Finanzchef bei kleineren, börsennotierten Unternehmen. Der Weg war kein leichter.
Erst nach zahlreichen Absagen und auch einer Anfangsabsage bei Electronics for Imaging gelang ihm 2011 der Durchbruch. Dort übernahm er unverhofft die Finanzführung. Diese Erfahrung hatte eine doppelte Wirkung: Zum einen bewies er, dass man nicht dem typischen Lebenslauf folgen muss, um in Führungspositionen aufzusteigen. Zum anderen vertiefte er sein Wissen über Finanzstrategien und baute gleichzeitig operative Kompetenzen auf – eine Kombination, die später zu einem Schlüsselfaktor wurde. Seine Arbeit hatte immer eine klare Zielsetzung: nachhaltigen Mehrwert für die Unternehmen und deren Kunden zu schaffen.
Veränderung durch operative Einbindung Zwei Jahre nach seinem Einstieg bei Electronics for Imaging wechselte Pilette zu Logitech. Unter der Führung des damaligen CEO Bracken Darrell erweiterte er maßgeblich sein Verständnis von finanzieller Führung. Hier wurde ihm deutlich, dass der CFO nicht mehr nur als Zahlenwart, sondern als aktiver Motor für Wachstum und Veränderungen fungieren muss. Die Verschmelzung von finanzieller Disziplin und operativem Handeln wurde zum Leitmotiv seiner Arbeit. Die Erfahrungen bei Logitech veränderten Pilette nachhaltig.
Er entwickelte sich vom reinen Finanzmanager zum strategischen Führungskraft, die auch operative Abläufe hinterfragte und optimierte. Diese Transformation war essentiell für seine weitere Karriere, da hier die Rolle des CFO neu definiert wurde – hin zu einem Wertschöpfer und Innovationstreiber innerhalb der Unternehmenshierarchie. Krise als Karriereturbo Der nächste Karriereschritt führte Pilette 2019 zur Cybersecurity-Firma Symantec als CFO. Dort erlebte er unmittelbar, wie schnell und abrupt sich Führungssituationen ändern können. Am Tag seiner Ankunft wurde der damalige CEO entlassen – eine Herausforderung, die Pilette gezwungen war, sich sofort in Krisenmanagement einzufinden.
Er übernahm Verantwortung in einem Unternehmen, das sich mitten in einem tiefgreifenden Wandel befand. Unter seiner Federführung wurden die Unternehmensstruktur und -strategie überdacht, was in der Abspaltung und dem Verkauf von Geschäftsteilen resultierte. Die verbliebenen Vermögenswerte firmierten unter dem Namen NortonLifeLock – ein Schritt, der Pilette in den Fokus als glaubwürdiger und entschlossener Leader rückte. Ganz unerwartet wurde er kurze Zeit später zum CEO ernannt. Eine Rolle, die er nicht aktiv gesucht, aber durch seine Leistung und Führungsstärke erlangt hatte.
Seine Geschichte basiert somit nicht auf einem geplanten Aufstieg, sondern auf Anpassungsfähigkeit und der Bereitschaft, Verantwortung auch in unsicheren Zeiten zu übernehmen. Führung eines globalen Cybersecurity-Riesen Als CEO führte Pilette NortonLifeLock durch eine bedeutende Fusion mit Avast im Jahr 2022. Die Vereinigung zweier großer Cybersecurity-Unternehmen schuf Gen Digital, einen weltweit agierenden Konzern mit fast einer halben Milliarde Nutzern und einem Börsenwert von über 17 Milliarden US-Dollar. Die Expansion zeigte, wie wichtig das strategische Wachstum in einem schnelllebigen Technologiemarkt ist. Die jüngste Übernahme des Fintech-Unternehmens MoneyLion erweitert das Angebot von Gen Digital um neue Sicherheitstechnologien im Bereich Verbraucherfinanzen.
Pilette begleitet diese Entwicklungen mit dem gleichen Fokus wie schon zu Beginn seiner Karriere: Wert schaffen, Innovation fördern und dabei schnell auf Marktveränderungen reagieren. Die Lektionen aus Pilettes Karriere für heutige Führungskräfte Vincent Pilettes Karriere erzählt eine Geschichte vom Loslassen traditioneller Karrierewege und vom Annehmen neuer Chancen. Er zeigt eindrücklich, dass es keine festgelegte Formel für Erfolg auf dem Weg zum CEO gibt. Statt auf Titel zu setzen, zählte für ihn vor allem der tatsächliche Impact seiner Arbeit. Durch seine käuferische Neugierde, Disziplin und Konzentration auf echten Wert schuf er sich Wege, die für viele undenkbar erscheinen.
Sein Beispiel ermutigt vor allem jüngere Führungskräfte und angehende Manager, sich nicht durch starre Zeitpläne oder Hierarchien einschränken zu lassen. Flexible Karrierewege, auch mit Seitensprüngen und unerwarteten Wendungen, können vielfach schneller ans Ziel führen als ein Jahr-für-Jahr-Treppensteigen im eigenen Unternehmen. Bei all dem war Pilettes größter Antrieb stets die Erkenntnis, dass Zeit kostbar ist. „Ich habe nicht so viel Zeit“, sagte er einmal, und diese Haltung führte ihn zu mutigen Entscheidungen und konsequentem Handeln – Eigenschaften, die gerade in der heutigen schnelllebigen Wirtschaftswelt entscheidend sind. Pilette beweist, dass Erfolg kein Privileg derer ist, die brav abwarten und traditionelle Pfade beschreiten.
Er zeigt, wie Vision, Mut und ein strategisches Denken neue Türen öffnen können und dass manchmal der schnellste Weg nach oben damit beginnt, zunächst seitwärts zu gehen.