Im Jahr 2025 standen die Gehaltssteigerungen vieler Unternehmen im Rampenlicht. Erwartungsvoll blickten Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen auf die jährlichen Anpassungen der Löhne und Gehälter. Doch laut einer umfassenden Untersuchung von Mercer, einem führenden Beratungsunternehmen im Bereich Vergütungsmanagement, fielen die tatsächlichen Erhöhungen niedriger aus als ursprünglich prognostiziert. Diese Entwicklung wirft ein Schlaglicht auf die komplexen Dynamiken des Arbeitsmarktes und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die Unternehmen heute beeinflussen. Mercer veröffentlichte im April 2025 die Ergebnisse seiner QuickPulse® US Compensation Planning Survey, die auf Daten von über 800 US-Unternehmen basieren.
Die Analyse zeigt, dass die durchschnittlichen Leistungszuwächse bei 3,2 Prozent lagen, während der durchschnittliche Gesamtanstieg der Gehälter inklusive Leistungserhöhungen, Beförderungen und anderen Anpassungen bei 3,5 Prozent lag. Diese Zahlen unterschreiten die im November 2024 geäußerten Erwartungen der Arbeitgeber von 3,3 Prozent für Leistungssteigerungen und 3,7 Prozent für Gesamtgehaltserhöhungen deutlich. Interessanterweise lagen die Gehaltssteigerungen im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls leicht darunter. Im Jahr 2024 betrug die durchschnittliche Leistungssteigerung 3,3 Prozent und die Gesamtanhebung 3,6 Prozent. Diese Zahlen deuten darauf hin, dass eine Phase kräftiger Lohnerhöhungen langsam endet und sich die Gehaltsbudgets den Vor-Pandemie-Niveaus annähern.
Mercer interpretiert diesen Trend als Reaktion auf einen sich abschwächenden Arbeitsmarkt, in dem der Wettbewerbsdruck um Talente spürbar zurückgeht. Die wirtschaftliche Unsicherheit bleibt ein prägender Faktor für die Gehaltsentwicklung. Lauren Mason, die Leiterin der US-Arbeitslösungen bei Mercer, erklärte, dass Arbeitgeber verstärkt darauf achten, das Budget für Lohnanpassungen effektiv einzusetzen. Dies geschieht insbesondere durch gezielte Maßnahmen, um besonders leistungsstarke Mitarbeitende entsprechend zu honorieren. Strategische Entscheidungen gewinnen somit an Bedeutung, während Unternehmen gleichzeitig Ausgaben im Blick behalten müssen.
Die Umfrage bot zudem Einblicke in Beförderungstrends. Rund 10 Prozent der Belegschaft wurden im Jahr 2025 befördert, was einen Anstieg gegenüber den 8 Prozent im Vorjahr darstellt. Die durchschnittliche Gehaltserhöhung bei Beförderungen lag bei rund 8,5 Prozent, ein signifikanter Schritt, der die Bedeutung von Karrierefortschritten als Motivationsfaktor unterstreicht. Dabei zeigt sich auch eine klare Unterscheidung bei den Gehaltsanpassungen je nach Leistungsbewertung. In Unternehmen mit einem fünfstufigen Leistungsbewertungssystem erhielten Spitzentalente durchschnittlich 5,6 Prozent mehr Gehalt, während Mitarbeitende mit durchschnittlicher Bewertung um die 3,3 Prozent zulegten.
Ein weiteres wichtiges Thema betrifft die Entlohnung von Stundenlöhnern. Mercer empfiehlt Unternehmen, über die reine Erhöhung des Mindestlohns hinauszugehen und stattdessen ganzheitliche Strategien für das Mitarbeiterengagement zu entwickeln. Dazu gehören erschwingliche Zusatzleistungen, ein positives Arbeitsumfeld und klare Karrierewege, die sich auf Fähigkeiten basieren. Die Förderung der finanziellen Stabilität und die Entwicklungsmöglichkeiten wirken sich positiv auf die Zufriedenheit und Bindung von Mitarbeitenden aus. Die Ergebnisse von Mercer korrespondieren mit Aussagen anderer Experten.
So warnte kürzlich der Chief People Officer von Payscale vor möglichen Spannungen im Vergütungsbereich im Jahr 2025. Er bezeichnete das Jahr als potenziell konfliktreich, da Arbeitgeber budgets bedingt auf Sparmaßnahmen setzen könnten, während Arbeitnehmer verstärkt für faire Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen eintreten. Payscales eigene Untersuchungen zeigen, dass Entlohnung heute eine größere Herausforderung darstellt als die Einstellungen oder das Halten von Fachkräften. Fast ein Drittel der befragten Unternehmen gab an, dass ungerechte Bezahlung der Hauptgrund für den Verlust von Talenten sei. Die aktuelle Entwicklung bei den Gehaltsanpassungen spiegelt eine breitere wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderung wider.
Nach den intensiven Lohnsteigerungen in der Pandemiezeit scheint sich der Markt wieder zu normalisieren. Unternehmen navigieren durch Unsicherheiten im globalen Wirtschaftsumfeld, Energiekrisen sowie Inflationsanpassungen und müssen dabei gleichzeitig die Erwartungen ihrer Belegschaft im Blick behalten. Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher Nachhaltigkeit und fairer, leistungsorientierter Entlohnung zu finden. Die Erkenntnisse von Mercer zeigen, dass individuelle Leistungsbewertung und differenzierte Gehaltsmaßnahmen weiterhin an Bedeutung gewinnen. Unternehmen, die ihre Vergütung transparent und zielgerichtet gestalten, erhöhen ihre Chancen, wertvolle Talente zu gewinnen und zu halten.
Gleichzeitig müssen Arbeitgeber kreative und flexible Lösungen finden, um gerade Stundenlöhner und Mitarbeiter in weniger qualifizierten Rollen angemessen zu fördern und zu motivieren. Abschließend lässt sich festhalten, dass die Gehaltsentwicklung 2025 ein Spiegelbild der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen ist. Die vorsichtiger kalkulierten Erhöhungen deuten auf einen Arbeitsmarkt hin, der sich abkühlt und in dem strategische, leistungsbasierte Vergütungskonzepte zunehmend an Relevanz gewinnen. Für Unternehmen ist es essenziell, sich auf diese veränderten Rahmenbedingungen einzustellen, um langfristig Wettbewerbsfähigkeit und Mitarbeiterzufriedenheit sicherzustellen.