Im Juni 2025 sorgte ein Ereignis für Aufsehen, das so manchem Internetnutzer in Neuseeland überraschend auffallen konnte: Plötzlich und unerwartet fiel in weiten Teilen des Landes das WLAN aus. Was zunächst als gewöhnliche technische Störung erschien, entpuppte sich als ein hochkomplexer Fall von Interferenz zwischen einem australischen Kriegsschiff und den zivilen Internetsystemen Neuseelands. Die Ursache dieses seltenen Zwischenfalls war die Navigationstechnologie der HMAS Canberra, eines Schiffes der australischen Marine, welches durch seine Radarsignale das 5-Gigahertz-Frequenzband – das von vielen drahtlosen Heimnetzwerken genutzt wird – massiv störte. Das führte dazu, dass zahlreiche drahtlose Geräte in Neuseeland zeitweise praktisch funktionsuntüchtig waren. Diese beispiellose Störung wirft zahlreiche Fragen über die Verwobenheit moderner Kommunikationstechnologien und militärischer Systeme auf und zeigt, wie empfindlich die digitale Infrastruktur gegenüber elektromagnetischen Einflüssen sein kann.
Die Nutzung des 5-GHz-Bandes für kabellose Netzwerke ist weit verbreitet, da es höhere Datenraten als das traditionelle 2,4-GHz-Band ermöglicht und verheißt, Verzögerungen und Störungen durch andere Haushaltsgeräte zu reduzieren. Zugleich ist es aber auch ein Frequenzbereich, der von anderen Technologien mit militärischer Bedeutung beansprucht wird, darunter Navigationsradare von Kriegsschiffen. Solche Systeme senden leistungsstarke, gepulste Signale aus, die auf kurzen Distanzen die Funktion von Konsumergeräten beeinträchtigen können. Im Fall der HMAS Canberra offenbarte sich ein Kollisionskurs zwischen zivilen und militärischen Anwendungen des elektromagnetischen Spektrums. Lokale Internetdienstanbieter in Neuseeland berichteten, dass die Störung genau um 2 Uhr morgens begann und sowohl auf der Nord- als auch der Südinsel zu merken war.
Besonders betroffen waren Nutzer von 5-GHz-WLAN-Routern, die plötzlich ihre Verbindung verloren oder deutlich reduzierte Geschwindigkeiten erlebten. Matthew Harrison, Geschäftsführer des neuseeländischen Anbieters Primo, beschrieb die Situation als beispiellos. Die Interferenz war kein kurzfristiges Flimmern, sondern ein kontinuierlicher Störfall, der sich mit der Bewegung des Schiffes synchronisierte und die Sicherheitsprotokolle vieler Geräte aktivierte. Harrison hob hervor, dass so eine großflächige und koordinierte Störung durch militärische Radarstrahlen bisher unbekannt gewesen sei. Die Folgen dieses Ereignisses reichten weit über einfache technische Unannehmlichkeiten hinaus.
Für viele Menschen, die im Homeoffice arbeiteten, Online-Lernen praktizierten oder alltägliche Online-Dienste nutzten, war das plötzliche Wegbrechen der Internetverbindung eine ernsthafte Belastung. In einer Zeit, in der digitale Kommunikation zum Rückgrat des gesellschaftlichen und beruflichen Lebens gehört, machte dieser Vorfall die Verwundbarkeit der Infrastruktur deutlich. Die Abhängigkeit von kabellosen Netzwerken birgt das Risiko, dass externe elektromagnetische Quellen – selbst solche mit völlig anderem Zweck – das digitale Leben empfindlich stören können. Die australische Marine bestätigte den Vorfall zwar nicht offiziell, doch technische Experten, die das Verhalten der HMAS Canberra nachvollzogen, zeigten Verständnis für die Ursache. Navigationsradare militärischer Schiffe sind notwendig für sichere Manöver und Gefahrenerkennung auf See, vor allem in komplexen oder belebten Gewässern.
Die Funkwellen, die dabei ausgesendet werden, besitzen oft eine Reichweite und Leistung, die zivile Technologien in der Nähe beeinträchtigen können. Aufgrund der Empfindlichkeit moderner Elektronik genügt bereits ein kleiner Überschneidungsbereich im Frequenzspektrum, um Funkstörungen auszulösen. Was zeigt uns dieser Fall für die Zukunft? Zum einen wird deutlich, dass eine noch engere Abstimmung und Koordination zwischen militärischen Einrichtungen und zivilen Frequenznutzern nötig ist, um derartige Interferenzen zu vermeiden. In vielen Ländern regelt die Frequenzverwaltung genau, welche Anwendungen in welchem Frequenzband wie priorisiert genutzt werden dürfen. Doch wenn die militärischen Anforderungen hohe Sendeleistungen oder flexible Frequenzbereiche erfordern, drohen Konflikte mit zivilen Nutzungen – vor allem in dicht besiedelten oder geographisch nah verwobenen Regionen wie Australien und Neuseeland.
Zum anderen weist der Vorfall auf technologische Herausforderungen hin, die Forschung und Entwicklung an neuen Schutzmechanismen notwendig machen. Intelligente WLAN-Geräte könnten etwa bessere Filter integrieren, um militärische Radarimpulse zu erkennen und auszufiltern oder alternative Frequenzkanäle automatisiert zu wählen. Auch die Weiterentwicklung von Funkstandards, die resilienter gegen Störungen sind, könnte langfristig helfen. Gleichzeitig stehen Netzbetreiber und Regulierungsbehörden in der Pflicht, Messungen und Analysen der elektromagnetischen Umgebung durchzuführen und darauf basierend Frequenzzuweisungen anzupassen. Interessanterweise entstand in der IT-Community eine scherzhafte Bezeichnung für diesen Vorfall: der „Malcolm Turnbull“ – benannt nach dem ehemaligen australischen Premierminister, der wegen politischer Turbulenzen im Inland bekannt ist.
Diese humorvolle Bezeichnung unterstreicht einerseits die Seltenheit und bemerkenswerte Auswirkung eines militärischen Eingriffs auf zivile Infrastrukturen, andererseits aber auch die oftmals komplexen und unerwarteten Ursachen von Internetproblemen, die nicht immer auf einfache Software- oder Hardwarefehler zurückzuführen sind. Insgesamt verdeutlicht die Geschichte von der HMAS Canberra und dem abgeschnittenen Internet in Neuseeland eindrucksvoll, wie dicht die Grenzen zwischen militärischer Sicherheit und ziviler Technik heute sind. Die elektromagnetische Landschaft wird immer komplexer, mit zahlreichen Nutzern und Anwendungen, die auf begrenzte Frequenzspektren angewiesen sind. Konflikte sind dabei kaum vermeidbar, sofern nicht innovative technische Lösungen und klare Abstimmungsprozesse entwickelt werden. Für Menschen in Neuseeland und Australien ist diese Lektion eine Mahnung, dass der Schutz und die Stabilität digitaler Kommunikationsnetze nicht nur eine Frage der Software und Infrastruktur sind, sondern auch des sorgfältigen Umgangs mit den physikalischen Grundlagen von Funkwellen.
Ein weiterer Aspekt, der bei diesem Vorfall Beachtung verdient, ist die geopolitische Dimension. Australien und Neuseeland pflegen traditionell enge militärische und diplomatische Beziehungen, und Schritte zur besseren Koordination und Informationsaustausch zwischen den beiden Ländern in Bezug auf Funknutzung würden nicht nur technische Probleme minimieren, sondern auch das Vertrauen und die Zusammenarbeit stärken. Gerade in Zeiten erhöhter sicherheitspolitischer Spannungen lassen sich solche Punkte als Bestandteil einer umfassenderen Strategie zur Stabilisierung regionaler Sicherheitssysteme betrachten. Die Öffentlichkeit hat aus dieser Erfahrung auch gelernt, wie schnell digitale Abhängigkeiten zum ernsthaften Problem werden können. Viele IT-Fachleute empfehlen daher, alternative Kommunikationsmittel und redundante Systeme in Unternehmen und Haushalten zu etablieren.