Netflix (NFLX) ist seit Jahren ein dominierender Akteur im Bereich des Video-Streamings und hat sich als eines der wertvollsten Medienunternehmen der Welt etabliert. Trotz seiner globalen Reichweite und fortdauernden Innovationskraft sieht ein erfahrener Trader mit Blick auf die Börse derzeit erhebliche Risiken für den Aktienkurs von Netflix. Er hat jüngst eine ausgesprochen bärische Optionsstrategie auf Netflix vorgestellt, die auf einen Kursrückgang der Aktie spekuliert. Dieser Ansatz basiert auf tiefergehenden Marktmechanismen, kurzfristigen technischen Phänomenen und langfristigen makroökonomischen Entwicklungen. Die folgende Analyse beleuchtet die Details der Strategie sowie die Gründe, warum ein Rückgang der Netflix-Aktie bevorstehen könnte.
Gleichzeitig werden die Chancen und Risiken dieses Handelsmodells für Investoren detailliert erläutert. Der Trader Don Kaufman, Gründer der Handelsplattform TheoTrade, hat sich in einem aktuellen Interview ausführlich zu seiner Position zu Netflix geäußert. Seine Einschätzung basiert darauf, dass Netflix an der Schwelle zu einem neuen Rekordhoch steht – ein klassischer Punkt, der laut ihm oft als Wendepunkt für eine kurzfristige Marktkorrektur fungiert. Kaufman spricht vom Phänomen des "Fading the Bid", einer Strategie, bei der Trader gegen den aktuellen Kaufdruck wetten. Netflix erlebt derzeit einen sogenannten Gamma-Squeeze.
Dieses technische Detail beschreibt eine Situation, in der viele Marktteilnehmer Call-Optionen auf Netflix kaufen. Market Maker, die diese Optionen absichern müssen, kaufen den Basiswert, was wiederum den Aktienkurs kurzfristig nach oben treibt. Während ein Gamma-Squeeze einen positiven Kurszyklus verursachen kann, warnt Kaufman vor der unvermeidlichen Umkehrphase. Sobald der Squeeze ausläuft, erwartet er einen „wilden“ und scharfen Kursrückgang. Die bärische Optionsstrategie, die er empfiehlt, zielt genau darauf ab.
Konkret kauft er Put-Optionen auf Netflix mit einem Ausübungspreis von 1.000 US-Dollar und verkauft zeitgleich Puts mit einem Ausübungspreis von 990 US-Dollar, wobei alle Optionen am 18. Juli auslaufen. Durch diese Kombination entsteht ein sogenannter Put-Spread, der mit einem überschaubaren Einsatz von Prämien eine Hebelwirkung bei fallendem Kurs ermöglicht. Die Wahl der Put-Optionen mit Preisen nahe an den aktuellen Aktienkursen zeigt, dass Kaufman von einem signifikanten Kursrückgang bis zum Verfalltermin ausgeht.
Sollte der Aktienkurs unter 990 US-Dollar fallen, könnte diese Optionsposition sehr profitabel werden. Besonderen Einfluss auf seine pessimistischen Erwartungen hat die Prognose möglicher makroökonomischer Entwicklungen. Insbesondere eine sich anbahnende oder manifestierende Rezession in den USA könnte das Geschäftsmodell von Netflix stark unter Druck setzen. Traditionsgemäß leiden Medienabonnements während wirtschaftlicher Abschwünge, da Verbraucher ihre Ausgaben zurückfahren. Netflix ist aufgrund seines Abomodells und seiner ausgeprägten Konkurrenzsituation besonders vulnerabel gegenüber solchen wirtschaftlichen Veränderungen.
Darüber hinaus sieht Kaufman im aktuellen Marktumfeld eine erhöhte Volatilität, die sich besonders im Technologiesektor und bei wachstumsstarken Aktien wie Netflix widerspiegelt. Die Erschöpfung des bisherigen Aufwärtstrends in Kombination mit der starken Markterwartung für Korrekturen verstärkt die Attraktivität bärischer Optionen als Absicherungs- oder Gewinnstrategie. Investoren, die in Erwägung ziehen, dieser Strategie zu folgen, profitieren von der Möglichkeit, mit relativ kleinem Kapitaleinsatz von fallenden Kursen zu profitieren. Der Risikoaspekt besteht vor allem darin, dass der Aktienkurs nicht fällt oder sogar weiter steigt, was zum Totalverlust der gezahlten Optionsprämien führt. Die Wahl des Ausübungspreises und der Laufzeit berücksichtigt aber eine Balance zwischen Risiko, Hebeleffekt und Kapitalbindung.
Neben der unmittelbaren Marktsituation bringt die Konkurrenzlage für Netflix langfristige Herausforderungen mit sich. Die Streaming-Branche wird zunehmend fragmentierter, da viele neue Anbieter mit wettbewerbsfähigen Inhalten und Preisstrategien auf den Markt drängen. Diese erhöhte Konkurrenz und die stetig wachsenden Kosten für Content-Produktionen drücken die Margen von Netflix. Während die Plattform seit Jahren in Forschung, Produktion und Marketing investiert, hat sich dies trotz steigender Abonnentenzahlen nicht uneingeschränkt in profitables Wachstum übersetzt. Zudem befindet sich die gesamte Medienbranche im Wandel, der durch technologische Innovationen wie Künstliche Intelligenz und verändertes Nutzerverhalten vorangetrieben wird.
Einige Analysten sehen die Zukunft eher in flexiblen, datengetriebenen Modellen und disruptiven Technologien als in traditionellen Streaming-Abonnementmodellen. Aus diesem Blickwinkel erhält die von Kaufman vorgeschlagene bärische Optionsstrategie einen weiteren fundamentalen Hintergrund: Sollten neue Technologien und Marktteilnehmer den Status quo bei Netflix untergraben, wäre ein Kursrückgang nicht nur kurzfristig, sondern auch nachhaltig zu erwarten. Interessanterweise betont Kaufman selbst, dass trotz seines Bear-Case für Netflix andere Segmente, insbesondere KI-starke Aktien, erhebliches Wachstumspotential bieten. Er verweist darauf, dass manche AI-Unternehmen seit Jahresbeginn performen, während etablierte Wachstumswerte teils 25 % oder mehr an Wert verloren haben. Für Anleger, die auf Wachstum setzen wollen, kann eine Diversifikation in den AI-Sektor eine Alternative oder Ergänzung darstellen.
Doch zurück zur Kernstrategie, die bei Netflix auf bärische Optionen setzt: Der Erfolg hängt maßgeblich von einem angemessenen Timing und einer genauen Einschätzung der Kursentwicklung ab. Optionshandel ist komplex und mit einem gewissen Risiko verbunden, besonders wenn nur auf kurzfristige Marktbewegungen gesetzt wird. Die Strategie des Put-Spreads ist jedoch eine der risikoärmeren Formen im Optionshandel, da sie die potenziellen Verluste begrenzt, aber gleichzeitig von einem Kursverfall profitiert. Für Anleger, die aus verschiedenen Gründen optimistisch bleiben – etwa aufgrund solider Abonnentenzahlen, innovativer Inhalte oder der Marktstellung von Netflix – bietet die Strategie auch Raum zur Absicherung bestehender Long-Positionen. Bei Einstieg in die Put-Spreads können Verluste in Aktienpositionen partiell wettgemacht werden.
Insgesamt steht die Handlungsempfehlung von Don Kaufman beispielhaft für das Spannungsfeld, in dem sich Netflix aktuell befindet: Ein führendes Unternehmen in einem umkämpften Markt, das durch technische Marktmechanismen kurzfristig an Wert gewinnt, langfristig jedoch mit fundamentalen Herausforderungen und eventuellen wirtschaftlichen Gegenwinden zu kämpfen hat. Der Einsatz von Optionsstrategien kann für versierte Anleger ein Mittel sein, um von unterschiedlichen Szenarien zu profitieren. Kleine Prämien, klar definierte Risiko- und Gewinnpotenziale sowie die zeitliche Befristung ermöglichen eine kontrollierte Spekulation oder Absicherung. Investoren sollten die Markt- und Wirtschaftsentwicklungen aufmerksam beobachten, während sie die Zeichen eines möglichen Gamma-Squeezes, das Verhalten anderer Marktteilnehmer und die fundamentalen Kennzahlen von Netflix in ihre Entscheidungen einfließen lassen. Die Kombination aus technischen, makroökonomischen und branchenspezifischen Faktoren verdeutlicht, wie vielschichtig eine Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Aktie, gerade in der Volatilität von Technologie- und Wachstumsaktien, ist.
Die bärische Optionsstrategie auf Netflix bietet somit sowohl Chancen auf attraktive Erträge bei fallenden Kursen als auch Risiken, falls der erwartete Kursrückgang ausbleibt. Sie zeigt exemplarisch, wie fortgeschrittene Trader und Investoren Strategien jenseits des klassischen Aktienkaufs nutzen, um Marktbewegungen differenziert abzubilden und zu ihrem Vorteil zu nutzen. Für alle Anleger empfiehlt sich eine fundierte Vorbereitung, gegebenenfalls Beratung durch Finanzexperten, und ein klares Risikomanagement. Nur so kann eine Investition in komplexe Strategien wie Optionen sinnvoll umgesetzt werden. Der Ausblick für Netflix bleibt spannend: Technische Signale und Marktmechanismen deuten auf eine mögliche Korrektur hin, doch die langfristige Entwicklung wird von vielen dynamischen Faktoren bestimmt.
Die derzeitige bärische Position kann somit Einstiegspunkt oder Warnsignal für verschiedene Anlegertypen sein.