Die Suche nach nachhaltigen und emissionsarmen Antriebstechnologien für den Schwerlastverkehr gewinnt weltweit immer mehr an Bedeutung. Während batteriebetriebene Elektrofahrzeuge bei kleinen und mittleren Strecken zunehmend Fuß fassen, stoßen sie bei langen Transportwegen und schweren Lasten an ihre Grenzen. In diesem Kontext zeigen Wasserstoff-Brennstoffzellen ein enormes Potenzial, indem sie schnelle Betankungszeiten mit hoher Reichweite verbinden. Ein aktueller Durchbruch aus der Forschungsgruppe von Professor Yu Huang an der Universität von Kalifornien in Los Angeles (UCLA) könnte die Kommerzialisierung und breite Anwendung dieser Technologie in Fernverkehrs-Lkw erheblich beschleunigen. Die neue Brennstoffzellentechnologie verspricht eine beispiellose Lebensdauer von über 200.
000 Betriebsstunden, was in etwa sieben Mal so lang ist wie das von der US-Energiebehörde DOE bis zum Jahr 2050 gesetzte Ziel. Schwerlastfahrzeuge und Lastkraftwagen sind zwar nur ein kleiner Teil der Gesamtfahrzeugflotte auf den Straßen, verursachen jedoch etwa ein Viertel der gesamten verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen in den USA. Eine deutliche Reduktion dieser Emissionen ist daher entscheidend für den Klimaschutz und die Erreichung nationaler sowie globaler Klimaziele. Als Antwort auf diese Herausforderung sucht man nach langlebigen, leistungsfähigen und zugleich umweltfreundlichen Antriebssystemen. Wasserstoff-Brennstoffzellen erfüllen diese Kriterien, da sie durch elektrochemische Prozesse Wasserstoff in elektrische Energie umwandeln und dabei ausschließlich Wasserdampf als Emission erzeugen.
Ein bislang großes Hindernis für den dauerhaften und zuverlässigen Einsatz von Brennstoffzellen in Schwerlastfahrzeugen war der Verschleiß der verwendeten Katalysatoren, die zur Beschleunigung der chemischen Reaktionen notwendig sind. Traditionell kommen Platinlegierungen zum Einsatz, die zwar die Leistungsfähigkeit erhöhen, jedoch durch das Ausgasen der Legierungselemente mit der Zeit an Wirksamkeit verlieren. Zudem sind die Betriebsspannungen in Schwerlast-Fahrzeugen und die vielen Lade- und Entladezyklen eine extreme Belastungsprobe für die Katalysatorsysteme, die die Lebensdauer zusätzlich verkürzt. Die Forscher an der UCLA haben diese Herausforderungen mit einer innovativen nanoarchitektonischen Lösung überwunden. Ihr neu entwickelter Katalysator besteht aus ultrafeinen Platin-Nanopartikeln, die in mikroskopisch dünne Graphen-Taschen eingebettet sind.
Graphen, ein einzelnes Atom dicker Kohlenstoffverband mit hexagonalem Gitter, ist bekannt für seine außergewöhnliche Festigkeit, Leichtigkeit und elektrische Leitfähigkeit. In diese Graphenhüllen eingebettete Platin-Nanopartikel sind vor dem Abbau geschützt und behalten ihre Aktivität über außergewöhnlich lange Zeit. Diese Partikel-in-Partikel-Struktur wird zusätzlich in einem porösen Kohlenstoffmaterial namens Ketjenblack eingebettet, das neben mechanischer Stabilität die hohe katalytische Oberfläche erhält. Durch diese Konstruktion wird die Abnutzung der Katalysatoren unter den widrigen Bedingungen des Schwerlastbetriebs massiv reduziert, ohne Einbußen bei der Reaktionsgeschwindigkeit. Die Leistung des neuen Katalysators liegt bei beeindruckenden 1,08 Watt pro Quadratzentimeter, was in etwa der Energieausbeute von Batterien entspricht, die bis zu achtmal schwerer sind.
Dieses enorme Leistungsgewicht ist gerade für Nutzfahrzeuge von großer Bedeutung, deren Nutzlasten schon durch das Eigengewicht des Fahrzeugs stark eingeschränkt werden. Ein weiterer Vorteil dieser Technologie ist das potenziell geringere Infrastrukturinvestment für Wasserstofftankstellen im Vergleich zu flächendeckenden Ladestationen für batteriebetriebene Elektrofahrzeuge. Wasserstoff lässt sich zudem vergleichbar schnell nachtanken wie herkömmlicher Diesel oder Benzin, was die Akzeptanz bei Fahrern und Logistikunternehmen steigert. Dies ist insbesondere für den Fernverkehr mit langen Strecken und knappen Zeitvorgaben von entscheidender Bedeutung. Die Tests des UCLA-Teams demonstrierten beeindruckende Beständigkeit gegen Leistungsverlust.
Nach einem beschleunigten Brandschadetest mit 90.000 Spannungsschwankungen verlor der Katalysator nur 1,1 Prozent seiner Leistung. Üblicherweise gilt ein Verlust von 10 Prozent bereits als hervorragendes Ergebnis. Die Projektionsmodelle basieren auf diesen Messungen und gehen von einer Lebensdauer von mehr als 200.000 Stunden aus, was die Voraussetzung für den Langzeitbetrieb in der Logistik darstellt.
Diese Forschung baut auf früheren Erfolgen der Gruppe auf, die bereits die Lebensdauer von Brennstoffzellenkatalysatoren für Pkw nahe verdoppeln konnte und deren Technologie dadurch deutlich robuster machte. Nun, mit Blick auf Schwerlastfahrzeuge und die deutlich höheren Anforderungen sowohl in Bezug auf Leistung als auch Haltbarkeit, stellt der neue Durchbruch einen Meilenstein dar. Die langfristige Stabilität des Katalysators durch den Graphenschutz könnte Brennstoffzellen als Schlüsseltechnologie zur Dekarbonisierung des Güterverkehrs etablieren. Die Entwicklungen sind auch ein Beispiel für die Bedeutung der Materialwissenschaft und Nanotechnologie im Kampf gegen den Klimawandel. Eine enge Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Forschungsgruppen der UCLA sowie der University of California, Irvine, und die Unterstützung durch das California NanoSystems Institute haben diese Fortschritte ermöglicht.
Derzeit ist ein Patent für die Technologie angemeldet, was den Weg für kommerzielle Anwendungen ebnen dürfte. Angesichts der globalen Dringlichkeit den CO2-Ausstoß im Verkehrssektor drastisch zu verringern, liefert der Fortschritt einen konkreten Lösungsansatz für die nachhaltige Zukunft der Logistikbranche. Die Kombination aus hoher Leistung, langer Lebensdauer und schneller Betankungszeit macht Wasserstoff-Brennstoffzellen zu einer attraktiven Alternative für Unternehmen, die auf saubere Mobilität setzen. Ferntransporte nachhaltig und wirtschaftlich zu gestalten, ist kein Wunschdenken mehr, sondern rückt durch diese Technologien in greifbare Nähe. Langfristig könnte der Einsatz von Brennstoffzellen im Schwerlastverkehr nicht nur die Luftverschmutzung reduzieren, sondern auch die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen mindern und eine positive Signalwirkung für weitere Innovationen im Bereich der grünen Mobilität entfalten.