Adobe ist eine der weltweit führenden Plattformen für kreative Softwarelösungen und hat sich in den letzten Jahren stark auf die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in seine Produkte konzentriert. Mit dem zunehmenden Einsatz von generativen KI-Tools wie Photoshop’s Generate Fill oder AI-Erweiterungen in Video- und Audiobearbeitungsprogrammen trägt Adobe damit zur Revolution kreativer Arbeitsprozesse bei. Im Jahr 2025 hat das Unternehmen jedoch eine bedeutende Änderung für seine Creative Cloud Nutzer in Nordamerika angekündigt – ein Schritt, der die bisherigen Abonnements umfassend verändert und eine deutlich höhere Preisgestaltung mit sich bringt. Diese Umstellung betrifft insbesondere die so genannte „All Apps“-Lizenz, die ab Mitte Juni in „Creative Cloud Pro“ umbenannt wird und mit reichhaltigen KI-Features ausgestattet ist, jedoch auch deutlich teurer ausfällt. Die Preisänderungen sind umfangreich und betreffen sowohl einzelne Nutzer als auch Teams sowie Bildungsabonnements.
Für Einzelpersonen mit Jahresabonnement steigt der monatliche Grundpreis von 59,99 US-Dollar auf 69,99 US-Dollar, was eine jährliche Belastung von nahezu 780 US-Dollar bedeutet – eine Erhöhung von fast 120 US-Dollar pro Jahr. Noch deutlicher fällt die Steigerung bei monatlich kündbaren Paketen aus: Hier wird von 89,99 US-Dollar auf 104,99 US-Dollar erhöht, was den Flexibilitätsvorteil mit höheren Kosten erkauft. Für Teams steigen die Preise von 89,99 US-Dollar auf 99,99 US-Dollar pro Nutzer und Monat. Die studentischen und pädagogischen Lizenzen, die bislang vergleichsweise günstig waren, klettern ebenfalls von 34,99 US-Dollar auf 39,99 US-Dollar. Doch mit diesen Kostensteigerungen kommt auch eine Reihe neuer Features und Vorteile, die insbesondere die Integration von generativen KI-Technologien betreffen.
Adobe stellt im neuen Creative Cloud Pro Plan unbegrenzte Nutzungsmöglichkeiten für generative Bild-KI-Tools bereit. Damit sind erweiterte Varianten wie Photoshop’s „Generate Fill“ ohne Limit nutzbar, was für viele Designer und Kreative neue Freiheiten in der Gestaltung und Ideenumsetzung erlaubt. Zusätzlich umfasst der Plan 4.000 monatliche Credits für „Premium“-KI-Funktionen im Bereich Video und Audio, beispielsweise das „Generative Extend“ in Premiere Pro. Diese generativen KI-Modelle machen kreative Prozesse nicht nur schneller, sondern auch intuitiver und innovativer.
Ein weiteres Highlight des neuen Plans ist die Möglichkeit, auf Drittanbieter-KI-Modelle zuzugreifen. Nutzer können Modelle von Unternehmen wie OpenAI (GPT) und Google (Imagen) auswählen und in ihre kreativen Workflows integrieren. Der Zugriff auf diese vielfältigen KI-Technologien erweitert das kreative Potenzial der Nutzer erheblich, da verschiedene Algorithmen unterschiedliche Stärken bieten und individuelle Anforderungen besser abdecken können. Darüber hinaus erhalten die Nutzer Zugang zu Adobe’s noch in der Beta-Phase befindlicher kollaborativer Whiteboard-App namens Firefly Boards. Diese Anwendung fördert die Zusammenarbeit in Teams und bietet das Potenzial, kreative Projekte von der Ideenfindung bis zur Fertigstellung nahtlos zu begleiten.
Trotz der anspruchsvollen Erweiterungen erzeugt die Preiserhöhung Unmut bei vielen Bestandskunden. Gerade in den gängigen sozialen Netzwerken und auf Foren wie Reddit wird die Umstellung kritisch diskutiert. Viele Nutzer empfinden die Kostensteigerungen als nicht gerechtfertigt, da sie die KI-Funktionen möglicherweise gar nicht in vollem Umfang benötigen. Besonders kleine Unternehmen, Freelancer und Hobbykreative empfinden das vorherige „All Apps“ Abonnement als eine Investition, die kaum gerechtfertigt ist, wenn man bedenkt, dass einzelne Kunden selten alle 20 oder mehr enthaltenen Adobe-Apps tatsächlich umfassend nutzen. Um dennoch eine günstigere Alternative anzubieten, hat Adobe mit dem „Creative Cloud Standard“-Plan eine abgespeckte Variante auf den Markt gebracht, die vor allem für jene Anwender gedacht ist, die keine ausgedehnten generativen KI-Features benötigen.
Die Grundfunktionen und viele bekannte Apps bleiben erhalten, allerdings sind die KI-Credits auf ein Minimum von 25 pro Monat begrenzt. Darüber hinaus werden einige Premiumfunktionen für Web- und Mobilanwendungen für Standard-Plan-Abonnenten nicht freigeschaltet. Während der Creative Cloud Standard Plan mit 54,99 US-Dollar pro Monat für Vertragskunden preislich attraktiver ist, setzt Adobe die meisten aktuellen All Apps Nutzer automatisch auf die neuere, teurere AI-Version um. Diese Strategie sorgt für gemischte Reaktionen in der Kreativwelten. Einige sehen darin eine sinnvolle Weiterentwicklung ihres Werkzeugs, da KI immer stärker die Zukunft der kreativen Arbeit prägen wird.
Andere fürchten, dass die starke Fokussierung auf KI die kreative Freiheit und Eigenständigkeit einschränken könnte oder zumindest den finanziellen Druck auf Einzelanwender erhöht. Für viele bleibt unklar, ob die neue Tarifgestaltung den Mehrwert der erweiterten KI-Möglichkeiten tatsächlich umsetzt oder ob es sich eher um eine umstrittene Preiserhöhung handelt. Adobe hat klargestellt, dass sich die Umstellung zunächst nur auf den nordamerikanischen Markt beschränkt. Für Nutzer in Europa und anderen Regionen sind derzeit keine Preis- oder Namensänderungen dieses Umfangs angekündigt. Somit bleibt abzuwarten, ob Adobe diese Strategie in Zukunft global fortsetzt oder aufgrund von Kundenfeedback noch anpasst.
Ein Vergleich zu ähnlichen Maßnahmen anderer Softwareunternehmen, wie zum Beispiel Canvа, zeigt, dass AI-getriebene Preiserhöhungen häufig auf Widerstand stoßen und womöglich nachjustiert werden müssen. In der Summe symbolisiert Adobes Preismodellwechsel und die Hinzunahme umfangreicher KI-Features den Trend einer zunehmend digitalen und automatisierten Kreativwirtschaft. Die AI-gestützte Unterstützung in Bild-, Video- und Audiobearbeitung wird für viele Anwender das kreative Potenzial erheblich erweitern. Doch angesichts steigender Kosten gilt es für Anwender sorgfältig abzuwägen, ob der neue Creative Cloud Pro Plan den individuellen Nutzen wert ist oder ob eine schlankere Variante ausreichend bleibt. Adobe selbst betont, dass die Investitionen in Technologie und KI das Ziel verfolgen, Kreativen mehr Zeit für ihre eigentliche Arbeit zu geben und die Performance sowie Innovationen der Apps kontinuierlich zu verbessern.