Under Armour, die einst aufstrebende Ikone im Sportbekleidungssektor, steht weiterhin vor beträchtlichen Herausforderungen. Trotz eines klaren Erkennens der Probleme und eingeleiteter Maßnahmen zur Umstrukturierung bleiben die Zahlen vorerst ernüchternd. Das US-amerikanische Unternehmen berichtete im jüngsten Quartals- und Jahresabschluss über anhaltende operative Verluste, konnte aber zugleich positive Signale hinsichtlich der Umsetzung seiner strategischen Neuausrichtung setzen. Das Geschäftsjahr endete mit einem Betriebsergebnis, das Verluste auswies, dennoch übertraf Under Armour die Erwartungen von Analysten, was zumindest andeutet, dass die eingeleiteten Maßnahmen langsam Wirkung zeigen. Die vierteljährliche Bilanz offenbart eine Betriebskostenbelastung von 72 Millionen US-Dollar, wobei die Verluste nach Anpassungen für Transformation, Restrukturierung und außerordentliche Kosten bei 36 Millionen US-Dollar liegen.
Das Nettoergebnis befindet sich bei einem Minus von 67 Millionen US-Dollar, adjusted beträgt der Verlust 35 Millionen US-Dollar. Ein Blick auf den Gesamtumsatz verrät einen Rückgang um 11 Prozent auf 1,2 Milliarden US-Dollar, der jedoch etwas positiver ausfällt als die erwarteten 12,4 Prozent Einbuße. Insbesondere der Heimatmarkt Nordamerika zeigt mit einem Umsatzminus von 11 Prozent weiterhin Schwäche. International präsentiert sich die Lage durchweg angespannt; hier sank der Umsatz um 13 Prozent, wobei der asiatisch-pazifische Raum mit einem Rückgang von 27 Prozent besonders stark betroffen ist. In Lateinamerika fiel der Umsatz um 10 Prozent, während Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) mit einem vergleichsweise geringeren Minus von 2 Prozent abschneiden.
Aufgeschlüsselt nach Vertriebswegen zeigt sich, dass das Großhandelsgeschäft erheblich unter Druck steht. Die Umsätze in diesem Segment fielen um 10 Prozent, während der Direktvertrieb noch stärker zurückging – um insgesamt 15 Prozent. Interessanterweise gab es im Direct-to-Consumer-Bereich bei den stationären eigenen Ladengeschäften einen Rückgang von 6 Prozent, während der E-Commerce-Umsatz besonders hart traf, nämlich mit einem Minus von 27 Prozent. E-Commerce macht immerhin 37 Prozent des gesamten DTC-Geschäfts aus. Das Unternehmen führt diese Entwicklung teilweise auf eine bewusste Reduzierung von Werbe- und Promotionaktivitäten zurück, um langfristig die Margen zu verbessern und den Markenwert nachhaltiger zu erhöhen.
Die einzelnen Produktkategorien spiegeln die gesamte Unternehmenssituation wider. Die Bekleidungssparte musste einen Umsatzrückgang von 11 Prozent hinnehmen. Noch deutlicher zeigt sich der Rückgang im Schuhsegment – hier verlor Under Armour 17 Prozent Umsatz, ein empfindlicher Schlag angesichts des wachsenden Marktes für Sportschuhe. Accessoires, ein kleinerer Teil im Gesamtportfolio, litten immerhin einen moderaten Rückgang von 2 Prozent. Die Situation ist für Under Armour ohne Frage komplex und schwierig.
Die Marke kämpft mit verschärfter Konkurrenz durch globale Giganten sowie aufkommende Newcomer, die innovative Produkte und aggressive Marketingstrategien verfolgen. Außerdem haben sich Verbrauchergewohnheiten verändert, und der Trend zu nachhaltigen, digital unterstützten Einkaufserlebnissen setzt traditionelle Einzelhandelskanäle stark unter Druck. Trotz allem ist aus Sicht des Vorstands Optimismus spürbar. Kevin Plank, der Gründer und CEO, betont, dass die Neuausrichtung des Unternehmens erste Früchte trägt. Nach einem Jahr der strategischen Umgestaltung sieht er Fortschritte bei der Fokussierung auf Kernkompetenzen, der Verbesserung von Produktqualität und Storytelling sowie der Straffung der Vertriebsnetze.
Plank hebt hervor, dass diese Maßnahmen dazu dienen, die Markenrelevanz zu erhöhen und langfristig nachhaltiges, profitables Wachstum zu ermöglichen. Mit Blick auf das Geschäftsjahr 2025 übertraf die Firma ihre selbst gesteckten Ziele und demonstriert mit den aktuellen Ergebnissen ein erstes Momentum in ihrer Restrukturierung. Die operative Verlustrechnung fürs Gesamtjahr zeigt ein Defizit von 185 Millionen US-Dollar, was auf Transformation- und Umstrukturierungskosten zurückzuführen ist. Bereinigt um diese Aufwendungen verbleibt jedoch ein adjustiertes operatives Einkommen von 198 Millionen US-Dollar – ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die zugrunde liegenden Geschäftsprozesse und das operative Geschäft sich verbessern. Ähnlich verhält sich die Nettoergebnisrechnung mit einem Jahresverlust von 201 Millionen US-Dollar, während die adjustierte Nettoberechnung sogar einen Gewinn von 135 Millionen US-Dollar ausweist.
Diese Zahlen deuten darauf hin, dass die Restrukturierung, trotz der noch sichtbaren Belastungen, unter der Haube Wirkung zeigt und eine Rückkehr zur Profitabilität möglich ist. Anleger reagierten auf die Quartalszahlen positiv: Die Aktie von Under Armour konnte unmittelbar nach Bekanntgabe um fast 14 Prozent zulegen. Dies unterstreicht, dass der Markt die Bemühungen des Unternehmens honoriert und auf eine Wendung bei dem traditionell starken US-Sportbekleidungsanbieter hofft. Dennoch stehen große Herausforderungen bevor. Die Unsicherheiten ausgelöst durch makroökonomische Faktoren, Lieferkettenprobleme und anhaltende Marktwettbewerbe sorgen für eine volatile Umgebung.
Ein entscheidender Faktor wird die Fähigkeit von Under Armour sein, seine Marke weltweit wirksam zu positionieren und innovative Produktlinien zu entwickeln, die Zielgruppen ansprechen und bestehende Kunden binden können. Besonders wichtig wird die Verbesserung im digitalen Bereich und die Optimierung der eCommerce-Kanäle, um den massiven Rückgang hier zukünftig umzukehren. Darüber hinaus legt Under Armour vermehrt Wert auf den Abbau von Kosten und die Vereinfachung der Organisationsstruktur. Das Unternehmen investiert in moderne Technologien und die Integration digitaler Tools, um Prozesse effizienter und kundenorientierter zu gestalten. Kooperationen und Partnerschaften mit bekannten Sportlern und Influencern sollen das Markenimage weiter stärken und für mehr Sichtbarkeit sorgen.
Dieser strategische Fokus ist notwendig, um in einem von Innovation und schnellem Wandel geprägten Marktumfeld wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein Blick auf die internationalen Märkte zeigt, dass vor allem die starke Rückläufigkeit in Asien Gründe zur Sorge gibt. Gerade hier hatten viele Sportmarken Wachstumspotenziale identifiziert, doch aktuell wirkt sich die wirtschaftliche Schwäche in der Region auch auf Under Armour negativ aus. Durch gezielte Anpassungen im Marketing und der Produktpalette versucht das Management, die Attraktivität der Marke wieder zu steigern und verloren gegangenes Terrain zurückzugewinnen. Ebenso wird durch verstärkte Marktforschung geprüft, wie sich regional unterschiedliche Bedürfnisse besser adressieren lassen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Under Armour aktuell zwischen Schmerzphase und Hoffnung balanciert. Die Restrukturierung hat deutlich gemacht, dass es notwendig ist, alte Denk- und Geschäftsweisen zu überdenken und sich entschlossen an neue Marktbedingungen anzupassen. Die Resultate der jüngsten Berichtsperiode zeigen, dass das Unternehmen trotz angehaltener Verluste auf dem Weg ist, die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen. Dabei ist Geduld gefragt, denn das Geschäft mit Sportbekleidung ist hart umkämpft und erfordert eine klare Vision, starke Markenauftritte sowie operative Exzellenz. Für die kommenden Monate und Jahre wird entscheidend sein, wie Under Armour die bislang ergriffenen Maßnahmen erfolgreich umsetzt und wie rasch sich der Konzern aus dem derzeitigen Tief herausarbeiten kann.
Dabei spielen Innovation, Markenführung und Kundennähe eine zentrale Rolle. Aufseiten der Investoren und Marktbeobachter bleibt das Unternehmen aufgrund seines Potenzials und der positiven Signale trotz der Herausforderungen weiterhin interessant, sodass sich die nächsten Quartale mit Spannung verfolgen lassen. Der Weg zurück auf die Erfolgsspur mag steinig sein, doch die ersten Fortschritte deuten darauf hin, dass Under Armour seinen Tiefpunkt überwinden und gestärkt hervorgehen könnte.