Die SIGGRAPH 2024 gilt erneut als eines der bedeutendsten Ereignisse im Bereich der Computergrafik und insbesondere des Echtzeit-Renderings für Videospiele. Das spezielle Kursangebot „Advances in Real-Time Rendering in Games“ versammelt hochkarätige Experten namhafter Unternehmen wie Activision, EA mit der Frostbite-Engine, Tencent Games, Intel und unabhängige Entwicklerstudios. Diese Vielfalt gewährleistet einen breiten Überblick über aktuelle Trends und technologische Fortschritte, die das visuelle Erlebnis und die Interaktivität in modernen Spielen erheblich voranbringen. Das Kursformat teilt sich in zwei Teile, die sich jeweils mit unterschiedlichen Kernaspekten und innovativen Ansätzen auseinandersetzen. Die Mischung aus theoretischem Wissen und praktischen Anwendungsbeispielen macht den Kurs besonders wertvoll für Fachleute der Spielebranche und Grafikprogrammierung.
Als Grundlage für viele der vorgestellten Technologien dient die moderne Grafikpipeline, die zunehmend GPU-gesteuert ist. Dabei gewinnt der Sichtbarkeitsbuffer (Visibility Buffer) als Alternative zum klassischen G-Buffer-Rendering an Bedeutung. Die Vorteile dieser Methode liegen vor allem in der Entkopplung von Rendering- und Shading-Auflösung, was insbesondere bei der Umsetzung von Variable Rate Shading (VRS) zu einem deutlichen Performancegewinn führt, ohne die Bildqualität zu beeinträchtigen. Solche Optimierungen sind essenziell, um auf verschiedensten Plattformen – von High-End-Konsolen bis zu mobilen Geräten – flüssige Frameraten und optische Finesse zu gewährleisten.Ein weiteres Highlight des Kurses ist die Behandlung mobiler Rendering-Technologien, bei denen adaptives Level of Detail (LOD) eine zentrale Rolle spielt.
Mobile Plattformen stellen Entwickler vor besondere Herausforderungen hinsichtlich Ressourcenmanagement und Energieeffizienz. Das adaptive LOD-Pipeline-Konzept, das von Tencent Games vorgestellt wurde, kombiniert leichte Geometriegenerierung mit geringer Ein-/Ausgabe-Last und hoher Leistung. Diese Methode erlaubt eine feingliedrige Steuerung von Qualität und Performance und reduziert den Aufwand für manuelle LOD-Konfigurationen in Spielepipelines erheblich.Ein bedeutender Schwerpunkt liegt außerdem auf der Weiterentwicklung von Shader-Sprachen für AAA-Titel. EA Frostbite präsentierte Serac, eine domänenspezifische Sprache auf Basis von HLSL, die Flexibilität und Erweiterbarkeit bei der Shader-Entwicklung ermöglicht, ohne Performance-Einbußen zu riskieren.
Gerade bei komplexen Engines, in denen vielfältige Systeme und individuelle Anpassungen auf Shader-Ebene erforderlich sind, bietet Serac eine innovative Lösung, die traditionelle Einschränkungen moderner Shading-Sprachen adressiert und neue kreative Freiheiten eröffnet.Das Thema Global Illumination (GI) bleibt für die realistische Darstellung von Licht und Schatten essenziell und erfährt immer wieder neue Impulse. Frostbite’s dynamisches GIBS-System (Global Illumination Based on Surfels) zeigt, wie indirektes, diffuses Licht auch in Echtzeit bei 60fps berechnet werden kann und bereits erfolgreich in Spielen wie College Football 25 eingesetzt wird. Parallel dazu werden neuronale Netzwerke zur Verbesserung von Irradianzvolumen herangezogen, ein klassisches Lichtberechnungstool, das durch maschinelles Lernen Artefakte minimiert und auf besonders leistungsschwachen Geräten anwendbar bleibt. Diese Kombination aus klassischer Technik und KI eröffnet völlig neue Möglichkeiten in der Beleuchtungsdarstellung.
Die SIGGRAPH 2024 bietet zudem spannende Einblicke in innovative Beleuchtungstechniken, wie die von Activision entwickelten hemisphärischen Beleuchtungsmodelle. Diese erlauben eine präzise und effiziente Berechnung von Lichtreflexionen und Umgebungsverdeckung gerade auf normal-mappenden Oberflächen, was die visuelle Qualität ohne spürbare Leistungseinbußen verbessert. Die verwendeten Modelle heben sich durch ihre Qualität und Laufzeiteffizienz deutlich von traditionellen Methoden ab und sind insbesondere bei kompetitiven Spielen von großer Bedeutung, die sowohl optisch ansprechend als auch extrem schnell sein müssen.Es wird zudem eine neue offene Datenressource vorgestellt: Das Call of Duty Caldera Open-Source USD Dataset. Diese umfassende Sammlung von geometrischen Spieldaten in OpenUSD-Format steht Forschern und Entwicklern für nicht-kommerzielle Zwecke zur Verfügung und soll die Entwicklung neuartiger Verfahren im Bereich Umgebungsgeometrie beflügeln.
Die Veröffentlichung dieser hochwertigen Produktionsressourcen ist ein wichtiges Signal für mehr Zusammenarbeit und Innovation in der Branche.Darüber hinaus widmen sich Beiträge aus Intel der Entwicklung leistungsfähiger Datenstrukturen, die eine skalierbare Performance bei der Darstellung großer und komplexer Geometrien ermöglichen. Beispielsweise werden concurrent binary trees (CBTs) als Speicherpool-Manager genutzt, um adaptive Triangulierungen auf unterschiedlichsten Modellen effizient zu realisieren. Solche Methoden sind für die Darstellung von Planeten oder weitläufigen Spielwelten entscheidend, da sie eine flexible und extrem schnelle Geometrieverwaltung erlauben und so das visuelle Spektrum moderner Spiele erheblich erweitern.Die Referenten des Kurses, darunter renommierte Experten wie Natalya Tatarchuk, Michał Iwanicki, Simon Taylor und Thomas Roughton, verfügen über langjährige Erfahrung in AAA-Spielproduktionen und sind maßgeblich an der Entwicklung einiger der bekanntesten und technisch herausragendsten Spiele beteiligt.
Ihre Einblicke gehen weit über oberflächliche Trends hinaus und bieten tiefgehende technische Erklärungen sowie praktische Erkenntnisse, die unmittelbar in Entwicklungsprozesse übernommen werden können.Der umfassende Wissensaustausch auf der SIGGRAPH 2024 stärkt die Entwicklergemeinschaft und treibt den Fortschritt in Richtung noch immersiverer, optisch beeindruckenderer und gleichzeitig effizienterer Spielwelten voran. Die enge Verknüpfung von Grafiktechnologie und KI, die erweiterte Nutzung offener Daten und die Ausweitung der Echtzeitdarstellung auf mobile Plattformen zeigen, wie dynamisch sich die Branche entwickelt und welche Möglichkeiten künftig noch realisierbar sein werden.Dabei bleibt der Fokus klar auf der Verbesserung der Spielerfahrung. Durch die Kombination modernster Techniken – von neuronalen Netzen und adaptiven Pipelines bis zu innovativen Shader-Werkzeugen und optimierten Datenstrukturen – entstehen Welten, die nicht nur visuell realitätsnah wirken, sondern auch auf hochkomplexe Interaktionen und schnelle Reaktionszeiten zugeschnitten sind.
Dieser Paradigmenwechsel bietet gleichzeitig Entwicklern neue kreative Freiräume und Spielern immersive Abenteuer in atemberaubender Qualität.Zusammengefasst stellt SIGGRAPH 2024 mit dem Kurs “Advances in Real-Time Rendering in Games” eine große Bandbreite an essentiellen Neuerungen vor, die die Grenzen der Echtzeitgrafik verschieben. Für Entwickler, die im Bereich Game Engineering, Grafikprogrammierung oder interaktives Rendering tätig sind, ist die Veranstaltung eine unverzichtbare Quelle für neueste Techniken und Best Practices. Sie liefert die Impulse, mit denen die nächste Generation von Spielen nicht nur technisch beeindruckt, sondern auch die Erwartungen der Spielergemeinschaft nachhaltig erfüllt und übertrifft.