Edgar Wayburn gilt als eine der prägendsten Persönlichkeiten im Bereich des Naturschutzes in den Vereinigten Staaten. Seine Lebensleistung ist nicht nur durch seine fünf Präsidentschaftsmandate beim Sierra Club bemerkenswert, sondern vor allem durch seine maßgeblichen Beiträge zum Erhalt zahlreicher Naturschutzgebiete und Nationalparks. Als jemand, der sich jahrzehntelang mit Herzblut und Entschlossenheit für den Schutz der amerikanischen Natur einsetzte, hinterließ Wayburn ein bleibendes Vermächtnis, das weit über seine Lebenszeit hinauswirkt. Geboren wurde Edgar Arthur Wayburn, ursprünglich Waxelbaum genannt, am 17. September 1906 in Macon, Georgia.
Schon früh entwickelte er eine tiefe Verbundenheit zur Natur, wenngleich sein beruflicher Weg zunächst in eine andere Richtung führte. Nach seinem Studium an der University of Georgia und dem Harvard Medical School machte er sich als Arzt in San Francisco nieder. Doch neben seiner medizinischen Karriere begann er schon bald mit seiner Leidenschaft für den Umweltschutz. 1939 trat Wayburn dem Sierra Club bei und nahm an seiner ersten Exkursion teil – eine Erfahrung, die sein Leben nachhaltig prägen sollte. Seine medizinischen Kenntnisse und seine strukturierte Herangehensweise halfen ihm später bei der strategischen Planung von Naturschutzkampagnen.
Nach seinem Dienst als Militärarzt bei den Army Air Forces in England während des Zweiten Weltkriegs kehrte er in die USA zurück und übernahm eine führende Rolle in der lokalen Sierra Club-Gemeinschaft. Dort gründete er den ersten Naturschutzausschuss des Clubs und legte so den Grundstein für seine spätere intensive Umweltarbeit. Besonders interessant ist Wayburns Rolle bei der Schaffung und erheblichen Erweiterung von einigen der bekanntesten Nationalparks und Naturschutzgebiete der USA. Sein Beitrag zur Gründung des Golden Gate National Recreation Area ist von großer Bedeutung, da dieses Gebiet heute als größter städtischer Park der Nation gilt. Dieses rund 76.
000 Hektar große Gebiet umfasst viele ikonische Landschaften, Strände und historische Orte in San Francisco, darunter auch die Presidio und Alcatraz. Wayburns visionäre Vorstellung dabei war, städtische Räume mit Naturerlebnis zu verbinden und so einen Zugang zur Wildnis für breite Bevölkerungsschichten zu schaffen. Sein Engagement reichte jedoch weit über Kalifornien hinaus. Eine seiner wohl größten Leistungen war die Mitgestaltung des Alaska National Interest Lands Conservation Act. Dieses Gesetz, das 1980 verabschiedet wurde, führte zum Schutz von über 100 Millionen Hektar Wildnis in Alaska.
Es vergrößerte Denali National Park erheblich, schuf zehn neue Nationalparks und verdoppelte die Gesamtfläche der Nationalparks in den USA. Wayburns Fähigkeit, politische und gesellschaftliche Akteure von der Bedeutung des Naturschutzes zu überzeugen, erwies sich hierbei als entscheidend. Seine Überzeugungskraft war nicht nur rhetorisch beeindruckend, sondern basierte auch auf einer tiefen Kenntnis der Natur und einer strategischen Herangehensweise an die Gesetzgebung. Auch bei der Rettung des Redwood National Park spielte Wayburn eine maßgebliche Rolle. Ursprünglich war es ein Kampf gegen die Holzindustrie und andere wirtschaftliche Interessen, die das Überleben dieser alten Küstenmammutbäume bedrohten.
Wayburn setzte sich dafür ein, dass dieser Wald geschützt wird und konnte zudem zehn Jahre nach der Gründung des Parks dessen Fläche verdoppeln. Der Redwood National Park ist heute ein Symbol für erfolgreiche Naturschutzarbeit und zieht jährlich tausende Besucher an. Neben diesen großen Projekten widmete sich Wayburn auch kleineren, aber nicht minder wichtigen Schutzgebieten wie dem Mount Tamalpais State Park. Unter seiner Führung wurde die Fläche dieses Parks von knapp 870 auf über 6.300 Hektar erweitert.
Der Park zählt heute zu den meistbesuchten State Parks in Kalifornien und bietet sowohl den Bewohnern der Region als auch Touristen wertvolle Naturerlebnisse. Ein weiteres bedeutendes Schutzgebiet, das seinen Ursprung in Wayburns Arbeit hat, ist die Point Reyes National Seashore. Dieses Küstengebiet mit seiner außergewöhnlichen Landschaft wurde durch seine Aktivitäten unter Schutz gestellt und ist heute ein beliebtes Ziel für Naturfreunde und Wissenschaftler gleichermaßen. Wayburns Verbindung zu seiner Familie, insbesondere zu seiner Ehefrau Peggy Wayburn, ist ebenfalls bemerkenswert. Gemeinsam kämpften sie für den Naturschutz und inspirierten durch ihr Engagement viele andere, sich ebenfalls für den Umweltschutz einzusetzen.
Ihre Zusammenarbeit zeigt, dass Umweltschutz nicht nur ein Beruf, sondern eine gemeinschaftliche Lebensaufgabe sein kann. Neben seinem Engagement auf politischer und gesellschaftlicher Ebene hinterließ Edgar Wayburn auch als Schriftsteller Spuren. Sein 2004 veröffentlichtes Memoir „Your Land and Mine: Evolution of a Conservationist“ gibt persönliche Einblicke in seine Arbeit und zeigt die Entwicklung seiner Überzeugungen und Strategien auf. Das Buch ist eine wertvolle Quelle für alle, die sich für die Geschichte des amerikanischen Umweltschutzes interessieren. Seine Verdienste wurden auch offiziell anerkannt: 1995 erhielt er den Albert Schweitzer Prize for Humanitarianism und 1999 wurde ihm von Präsident Bill Clinton die Presidential Medal of Freedom, die höchste zivile Auszeichnung in den USA, verliehen.
Clinton würdigte ihn als jemanden, der mehr Wildnis bewahrt habe als jede andere lebende Person. Edgar Wayburns Lebenswerk steht exemplarisch für eine Zeit, in der der Naturschutz in den USA zu einem breiten gesellschaftlichen Anliegen wurde. Seine Fähigkeit, Menschen für eine gemeinsame Vision zu gewinnen, seine Weitsicht bei der Auswahl schützenswerter Gebiete und sein unermüdlicher Einsatz machen ihn zu einem Vorbild für Umweltaktivisten weltweit. Sein Tod im Jahr 2010 im Alter von 103 Jahren markierte das Ende eines langen, erfüllten Lebens. Doch die Parks, Wälder und Küstenstreifen, deren Schutz er sich verschrieben hatte, leben weiter – als Erbe für zukünftige Generationen, die auf seine Vision und seinen Mut bauen können.