Die Verknüpfung von geografischen Informationen mit sozialen Netzwerken und ActivityPub hat mit Places.pub eine innovative Plattform erhalten. Places.pub bietet eine Schnittstelle, mit der die umfangreichen Geodaten von OpenStreetMap als ActivityPub-Objekte dargestellt und abgerufen werden können. Dieses Vorgehen eröffnet neue Wege für verteilte soziale Netzwerke und Anwendungen, die ortsbezogene Informationen intelligent und benutzerfreundlich integrieren möchten.
OpenStreetMap ist eine der weltweit größten offenen Kartendatenbanken und bietet freie Zugriffsmöglichkeiten auf geographische Daten, die von einer internationalen Gemeinschaft von Freiwilligen gepflegt werden. Die Daten reichen von einzelnen Punkten, sogenannten Nodes, über Linien und Flächen bis hin zu komplexen Strukturen wie Routen oder Gebietszusammensetzungen, die als Relationen bezeichnet werden. Bisher war die Nutzung dieser Daten oft auf klassische APIs oder Datenbankzugriffe beschränkt. Mit Places.pub wird ein neuer Schritt gegangen: Die Daten werden in ein ActivityPub-konformes Format überführt.
ActivityPub ist ein offenes Protokoll für dezentrale soziale Netzwerke, das es ermöglicht, Akteure, Aktivitäten und Objekte auf unterschiedliche Server zu verteilen, aber dennoch miteinander zu kommunizieren. Während ActivityPub vor allem von sozialen Netzwerken wie Mastodon oder PeerTube bekannt ist, erweitert Places.pub die Anwendung um geografische Orte als eigenständige ActivityPub-Objekte. So können Orte aus OpenStreetMap direkt im sozialen Web genutzt, referenziert und in Interaktionen eingebunden werden. Die Integration von OpenStreetMap-Daten als Places in ActivityPub bietet mehrere Vorteile.
Zum einen entsteht ein einheitliches Format mit definierten Eigenschaften wie Koordinaten, Namen, Beschreibungen und Adressen, das sowohl von Menschen als auch von Maschinen direkt verstanden werden kann. Zum anderen lassen sich Orte so in Aktivitäten einbinden, beispielsweise als Standort eines Beitrags, Ziel eines Reise-Updates oder Treffpunkt bei einer Veranstaltung. Jede geografische Entität bei Places.pub hat eine eindeutige URL, die sich aus dem Typ und der OpenStreetMap-ID zusammensetzt. Der Typ kann ein Node, eine Way (Weg) oder eine Relation sein – das sind die drei grundlegenden OSM-Objekttypen.
Diese Differenzierung ist wichtig, da die numerische ID alleine nicht ausreicht, um eindeutig auf ein geographisches Objekt zu verweisen. Der URL-Aufbau sorgt für eine klare Identifikation innerhalb des ActivityPub-Ökosystems. Die Eigenschaften eines Places-Objektes sind vielfältig und orientieren sich an verschiedenen etablierten Standards. Zum Beispiel werden Elemente aus Activity Streams, GeoJSON, Dublin Core Terms und dem vCard-Standard genutzt, um differenzierte Informationen abzubilden. Neben Standortdetails wie Breiten- und Längengrad werden auch mehrsprachige Namen, Beschreibungen, Lizenzen und Adressdaten mitgeliefert.
Diese Detailtiefe macht die Objekte besonders wertvoll für verschiedene Anwendungsfälle. Ein wesentlicher Unterschied zu üblichen ActivityPub-Akteuren ist, dass solche Places keine Inbox- oder Outbox-Eigenschaften besitzen. Dadurch sind sie keine aktive Participants im Netzwerk, die verfolgt oder Nachrichten empfangen können. Vielmehr dienen sie als statische Objekte, die innerhalb verschiedener Aktivitäten referenziert und genutzt werden. Die praktische Nutzung von Places.
pub ist einfach. Direkt über die URL kann man ein Place-Objekt mit einem HTTP-Anfrage abrufen und erhält die Geodaten im ActivityPub-kompatiblen JSON-LD-Format. Das ist besonders hilfreich für Entwickler, die Anwendungen erstellen wollen, welche geografische Informationen im sozialen Kontext verwenden. Zudem entfällt eine komplexe Authentifizierung, da die öffentliche Schnittstelle keine HTTP-Signaturen verlangt. Die Einbindung eines Places als Ort in einem ActivityPub-Akteur ist ein herausragendes Anwendungsbeispiel.
So lässt sich beispielsweise angeben, wo sich eine Person befindet, indem im Profil der Person ein Location-Feld mit einer Places.pub-URL hinterlegt wird. Gleiches gilt für Content-Objekte, die an einem bestimmten Ort erstellt wurden, was den visuellen oder kontextuellen Mehrwert von Beiträgen erhöht. Darüber hinaus können auch Aktivitäten selbst mit Orten verknüpft werden. Typische Beispiele sind sogenannte Geosocial Activities wie Ankunft (Arrive), Verlassen (Leave) oder Reisen (Travel).
Solche Aktivitäten erlauben Usern und Systemen, Aufenthalte und Bewegungen auf verteilten sozialen Plattformen transparent und datenschutzfreundlich darzustellen. Dabei werden weder aktuelle Aufenthaltsorte zwangsweise geteilt, noch stehen die Platzdaten für direkte Interaktion bereit, sondern dienen der Standortangabe in einem sozialen Workflow. Eine weitere Funktion von Places.pub ist eine rudimentäre Such-API, mit der sich geografische Objekte anhand von Namen und optional geografischen Begrenzungen finden lassen. Diese Suche erfolgt über einfache HTTP-GET-Anfragen und liefert eine Collection von passenden Places.
Die Einschränkung auf die Standardsuche des Default-Namens und die vergleichsweise geringe Suchgenauigkeit weisen jedoch darauf hin, dass für komplexe Anforderungen weiterhin spezialisierte Suchdienste wie Nominatim vorzuziehen sind. Dennoch kann die Places.pub-Suche für einfache Anwendungen und Integrationen hilfreich sein. Für Entwickler, die Places.pub in eigene Projekte integrieren möchten, steht das Angebot offen, den Dienst entweder über die öffentliche Instanz zu nutzen oder auf eigene Infrastruktur zu setzen.
Da die Bereitstellung auf Google Cloud Run basiert, ist eine flexible Bereitstellung möglich. Die Social Web Foundation als Betreiber begrüßt zudem Spiegelinstanzen etwa von anderen gemeinnützigen Organisationen, um die Redundanz und Verfügbarkeit zu erhöhen und die Abhängigkeit von großen Cloud-Anbietern zu reduzieren. Um Places.pub als Open-Source-Projekt weiterzuentwickeln, besteht eine aktive Community auf GitHub, auf der Ideen, Fehlerberichte und Erweiterungen eingebracht werden können. Die Codebasis ist in JavaScript geschrieben und unter der GNU Affero General Public License v3.
0 veröffentlicht. Die Daten selbst bleiben durchweg unter der Open Database License (ODbL), die auch OpenStreetMap nutzt, was Transparenz und freie Nutzung gewährleistet. Zusammenfassend stellt Places.pub eine spannende Schnittstelle dar, die die umfangreichen Geodaten von OpenStreetMap sinnvoll in soziale Umgebungen einbindet. Durch die Nutzung des ActivityPub-Protokolls können geografische Orte als interoperable Objekte zur Verfügung gestellt, kombiniert und sozial genutzt werden.
Besonders im Zeitalter dezentraler Netzwerke und wachsender Bedeutung von Nutzerkontrolle über persönliche Daten ergeben sich dadurch neue Perspektiven. Für die Zukunft sind vielfältige Anwendungsszenarien denkbar. So könnten Social-Media-Plattformen ortsbezogene Inhalte nahtlos einbinden, Reisestatus und Bewegungen leichter teilen und gleichzeitig Datenschutzrichtlinien besser erfüllen. Auch Community-Projekte, Stadtteilinitiativen oder Veranstaltungsplattformen profitieren von der einfachen Verknüpfung von Orten und sozialen Aktivitäten. Die Kombination aus offener Kartendatenquelle, dezentralem Kommunikationsprotokoll und frei zugänglicher API macht Places.
pub zu einem wichtigen Baustein der nächsten Generation sozialer Netzwerke. Es verbindet die Stärke freier Geodaten mit der Vernetzung von Menschen über das Internet und trägt damit dazu bei, dass Geoinformationen künftig natürlicher und sozial relevanter genutzt werden können.