Das Thema Krypto-Staking hat in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen, insbesondere bei Proof-of-Stake (PoS) Blockchains, die als Alternative zu energieintensiven Proof-of-Work-Systemen zunehmend populär sind. Dabei nehmen Anleger ihre Kryptowährungen und binden sie als „Stake“ in das Netzwerk ein, um Transaktionen zu validieren und im Gegenzug Staking-Belohnungen zu erhalten. Diese Praxis hat jedoch regulatorisch für viele Unsicherheiten gesorgt, besonders in den USA, wo die Securities and Exchange Commission (SEC) aktiv die Grenzen zwischen regulierten Wertpapieren und freien Kryptoprodukten zieht. Ende Mai 2025 hat die SEC mit einer offiziellen Mitteilung neue Klarheit geschaffen, indem sie deutlich machte, dass gängige Krypto-Staking-Aktivitäten auf Proof-of-Stake-Blockchains nicht unter die Wertpapiergesetze fallen. Diese Einschätzung stellt eine bedeutende Entwicklung dar, die sowohl Investoren als auch Unternehmen im Blockchain-Ökosystem zugutekommt.
Die Division of Corporation Finance der SEC veröffentlichte eine Stellungnahme, die besagt, dass sogenanntes „Protocol Staking“ – also das direkte Staking von Kryptowährungen in einem PoS-Netzwerk – keine Registrierungspflicht unter dem US Securities Act auslöst. Dabei wird betont, dass die Staking-Belohnungen als Vergütung für einen Dienst zu verstehen sind, den die Node-Betreiber durch das Validieren von Transaktionen erbringen. Diese Belohnungen stellen demnach keine Gewinne dar, die durch die unternehmerische oder organisatorische Tätigkeit anderer entstehen, was ein zentrales Kriterium für die Einstufung als Wertpapier darstellt. Darüber hinaus erweitert die SEC diese Sichtweise auch auf das sogenannte Custodial Staking. Hier agieren Verwahrer oder Dienstleister zwar als Agenten, die im Auftrag der Nutzer staken, nehmen jedoch keinen Einfluss auf die Menge der eingesetzten Kryptowährungen und kontrollieren nicht die Validierungsprozesse.
Nach Einschätzung der SEC erfordert auch diese Form von Staking keine Wertpapierregistrierung, da keine direkte Verknüpfung zu einer unternehmerischen Führung besteht. Zudem weist die SEC ausdrücklich darauf hin, dass unterstützende Staking-Dienstleistungen, wie etwa die Verwaltung von Strafen bei Regelverstößen („Slashing“), frühzeitiges Entbinden von Einsätzen oder die Verwaltung alternativer Auszahlungspläne für Belohnungen, rein administrativen oder ministeriellen Charakter haben und daher ebenfalls keine Wertpapiere darstellen. Trotz dieser Klarstellung bleiben einige wichtige Bereiche des Stakings wie Liquid Staking oder Re-Staking in der Mitteilung der SEC unberührt und offen für weitere regulatorische Prüfungen. Die Mitteilung stellt selbst klar, dass sie keine rechtlich bindende Wirkung hat, sondern lediglich die Interpretation der Mitarbeiter der Division of Corporation Finance wiedergibt. Die Publikation dieses Guidance-Statements erfolgte in einer Zeit wachsender Nachfrage nach mehr regulatorischer Klarheit für Web3-Infrastrukturanbieter, die bei Veranstaltungen wie der Solana Accelerate Konferenz in New York im Mai 2025 deutlich zum Ausdruck kam.
Die Branche hatte den Druck auf die SEC erhöht, verbindliche Leitlinien herauszugeben, um Innovationen nicht zu behindern und gleichzeitig die rechtliche Sicherheit für Nutzer und Dienstleister zu erhöhen. Gleichzeitig spiegelt die Reaktion innerhalb der SEC ein gespaltenes Bild wider. Die republikanische SEC-Kommissarin Hester Peirce, die auch die Crypto Task Force leitet, befürwortet die neue Leitlinie ausdrücklich. Sie betont, dass die frühere Unsicherheit bezüglich der regulatorischen Behandlung von Staking viele US-amerikanische Anleger davon abhielt, an diesen Prozessen teilzunehmen. Dadurch sei die Dezentralisierung und die Widerstandsfähigkeit von PoS-Blockchains unnötig eingeschränkt worden.
Peirce sieht in dem Guidance-Statement einen wichtigen Baustein, um die Entwicklung dezentraler Protokolle zu unterstützen und den Innovationsstandort USA im Bereich Blockchain zu stärken. Im Gegensatz dazu kritisierte die demokratische Kommissarin Caroline Crenshaw das Statement scharf. Crenshaw beklagte, dass die Leitlinien die bereits existierenden Gerichtsentscheidungen zur Anwendung des Howey-Tests auf Staking ignorieren. Der Howey-Test definiert, ob ein Angebot als Investmentvertrag (also Wertpapier) klassifiziert wird. Sie sieht in der jetzigen Herangehensweise der SEC eine politische Taktik, die bestehende Gesetze umgeht und regulatorische Risiken für Anleger nicht abschließend klärt.
Die Debatte innerhalb der SEC steht stellvertretend für die Herausforderungen, vor denen Regulierungsbehörden weltweit stehen: Wie können sie Innovation auf dem Gebiet der Blockchain-Technologie fördern und gleichzeitig Anleger schützen? Die neue Position der SEC-Mitarbeiter zu Krypto-Staking auf Proof-of-Stake-Blockchains stärkt jedenfalls die Perspektive, dass dezentrale Netzwerkbeteiligung durch Staking kein Investment-Westpapier darstellt und somit nicht der strengen Wertpapieraufklärung und Registrierungspflicht unterliegt. Diese Unterscheidung ist enorm wichtig, da eine Einstufung als Wertpapier erhebliche Compliance-Anforderungen und regulatorische Hürden zur Folge hätte, die aufwändig und teuer für viele Projekte wären. Die Bestätigung, dass die Erträge aus Staking belohnungsbasiert und kein „Ertrag aus unternehmerischer Leistung anderer“ sind, gibt Entwicklern, Anlegern und Dienstleistern mehr Handlungsspielraum, um innovative PoS-Netzwerke weiter auszubauen. Langfristig könnte diese regulatorische Klarstellung das Vertrauen in Blockchain-Infrastrukturen erhöhen und das Wachstum dezentraler Finanzmodelle (DeFi) und Web3-Protokolle ankurbeln. Auch im Bereich der Dienstleistung rund um das Staking ist diese Sicherheit von großer Bedeutung.
Viele Unternehmen bieten heute Staking-as-a-Service an. Durch die Unterscheidung, dass Verwahrer und andere Vermittler lediglich als Agenten agieren und keine gesellschaftliche oder unternehmerische Leitung übernehmen, reduzieren sich die regulatorischen Risiken für diese Akteure. Dennoch bleiben für weitere Staking-Varianten wie Liquid Staking oder komplexere Formen des Restakings regulatorische Fragen offen. Hier sind weitere Prüfungen und möglicherweise auch künftige Leitlinien der SEC oder anderer Aufsichtsbehörden zu erwarten. Insgesamt markiert dieses SEC-Guidance-Statement einen Meilenstein im regulatorischen Umgang mit Staking auf Proof-of-Stake-Blockchains.
Es begleitet die fortschreitende Etablierung von PoS-Netzwerken als nachhaltige Blockchain-Alternative, die sowohl Effizienz als auch ökologischen Fortschritt verspricht. Anleger können nun mit größerer Sicherheit in Staking-Aktivitäten investieren, ohne die Befürchtung, dass ihr Engagement automatisch als Investitionsvertrag eingestuft wird. Gleichzeitig schaffen die klaren Regeln Anreize für Dienstleister, ihr Angebot auszubauen und professionelle Staking-Dienstleistungen anzubieten. Trotz dieser Fortschritte ist die Debatte um die richtige Regulierung von Krypto-Assets und Blockchain-Dienstleistungen keineswegs abgeschlossen. Unterschiedliche Auffassungen innerhalb der SEC spiegeln wider, wie komplex und dynamisch dieses Feld ist.
Die Balance zwischen Innovation und Verbraucherschutz bleibt eine Herausforderung. Mit der Stellungnahme vom Mai 2025 wurde jedoch ein bedeutender Schritt getan, der in der Folge nicht nur die US-amerikanische, sondern auch die globalen Debatten zum Thema Krypto-Staking prägen dürfte. Unternehmen, Entwickler und Investoren sollten diese Entwicklung genau beobachten und bei ihren Aktivitäten berücksichtigen, um die Vorteile der klareren Rechtslage zu nutzen und regulatorische Risiken zu minimieren. Die Zukunft des Stakings auf Proof-of-Stake-Blockchains dürfte durch regulatorische Sicherheit, technologische Innovation und eine wachsende Nutzerbasis gekennzeichnet sein, die gemeinsam eine dezentralere und nachhaltigere Blockchain-Ökonomie schaffen.