Die britische Einzelhandelslandschaft erlebt derzeit eine Phase großer Unsicherheiten und Herausforderungen. Die Stimmung unter den Einzelhändlern ist im Mai 2025 auf den niedrigsten Stand seit fünf Jahren gefallen, was auf anhaltende wirtschaftliche Belastungen und einen schwachen Konsum hinweist. Die neuesten Ergebnisse der vierteljährlichen Distributive Trades Survey der Confederation of British Industry (CBI) verdeutlichen, dass viele Händler mit einem drastischen Umsatzrückgang und einer verschlechterten Geschäftslage im kommenden Quartal rechnen. Diese Entwicklung sticht besonders hervor, da sie sich von der Situation in den letzten Jahren unter Corona-Bedingungen deutlich unterscheidet und signalisiert, dass die Probleme tiefer liegen und möglicherweise länger anhalten werden als erwartet. Die jährlichen Einzelhandelsumsätze verzeichneten im Mai einen Rückgang von 27 Prozent im gewichteten Saldo gegenüber dem Vorjahresmonat.
Dieser Einbruch ist deutlich ausgeprägter als der Rückgang von acht Prozent im April und setzt die Talfahrt fort. Für Juni 2025 prognostizieren die Händler sogar einen noch stärkeren Umsatzrückgang von 37 Prozent, was auf eine zunehmende Verunsicherung und einen weiterhin schwachen Konsum hindeutet. Besonders auffällig ist, dass die Nachfrage in vielen klassisch stationären Segmenten zu brechen droht und Händler angesichts der schwachen Kundenzahlen bereits planen, sowohl Investitionen zu reduzieren als auch Personal abzubauen. Viele Einzelhändler erwarten, dass die verringerte Beschäftigung in der Branche im Juni 2025 noch weiter zunehmen wird. Diese negative Entwicklung der Einzelhandelsumsätze steht in starkem Kontrast zu einem positiven Trend im Online-Handel.
Nach sechs Monaten stagnierender oder rückläufiger Online-Umsätze berichten Händler von einem Umsatzanstieg von 37 Prozent im Jahresvergleich im Mai. Die Online-Verkäufe scheinen demnach eine gewisse Stabilität zu bieten und gelten als Hoffnungsschimmer in einem ansonsten trüben Marktumfeld. Für Juni 2025 wird ein weiteres moderates Wachstum von 17 Prozent für den Online-Handel erwartet. Dieses Wachstum unterstreicht die zunehmende Bedeutung digitaler Vertriebskanäle, da Verbraucher verstärkt online einkaufen, während die traditionellen Ladengeschäfte mit nachlassender Nachfrage kämpfen. Das sich verschlechternde Geschäftsklima schränkt auch die Investitionsbereitschaft der Einzelhändler stark ein.
Die Pläne vieler Unternehmen sehen vor, die Kapitalausgaben im Zeitraum bis Mai 2026 erheblich zu reduzieren im Vergleich zu den zwölf Monaten davor. Diese vorsichtige Haltung ist ein deutliches Signal dafür, dass Händler nicht mit einer kurzfristigen Besserung der Lage rechnen und ihre Ressourcen primär auf Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen konzentrieren, anstatt in Expansionen oder neue Geschäftsfelder zu investieren. Die Kombination aus sinkenden Umsätzen und reduzierten Investitionen kann die Herausforderungen im Einzelhandel weiter verschärfen. Parallel zu den rückläufigen Umsätzen steigen die Verkaufspreise weiter an, obwohl die Einzelhandelspreisinflation im Mai noch unter dem langfristigen Durchschnitt blieb. Die Händler erwarten jedoch, dass die Inflation im Einzelhandel im Juni zunimmt, was den Druck auf die Verbraucher zusätzlich erhöht.
Steigende Preise in Verbindung mit zurückhaltender Nachfrage sorgen für ein schwieriges Gleichgewicht, bei dem viele Kunden ihre Ausgaben genau abwägen, oft zum Nachteil der stationären Händler und bestimmter Produktsegmente. Dieses inflationäre Umfeld macht es Händlern zudem schwer, ihre Margen zu halten, ohne Kunden zu verlieren. Die rückläufigen Umsätze und die zu erwartende Talfahrt im kommenden Monat zeigen sich auch in der sinkenden Anzahl der Bestellungen, die Händler bei ihren Zulieferern platzieren. Im Mai ist das Auftragsvolumen um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gefallen, und die Händler gehen davon aus, dass dieser Trend auch im Juni mit einem Rückgang von 42 Prozent anhalten wird. Weniger Bestellungen bedeuten nicht nur eine geringere Produktionstätigkeit bei den Lieferanten, sondern wirken sich auch mittelbar auf die gesamte Lieferkette und die Beschäftigung in angrenzenden Branchen aus.
Die CBI-Ökonom Ben Jones beschreibt die Untersuchung als Zeichen für die anhaltenden Herausforderungen, die den Handel und die weitere Vertriebskette belasten. Trotz einiger positiver Signale im Online-Bereich bleibt der große Teil der Branche weiterhin von einer fragilen Verbrauchernachfrage geprägt. Der stationäre Einzelhandel kämpft zudem mit strukturellen Veränderungen, die durch die zunehmende Digitalisierung, veränderte Konsumgewohnheiten und unsichere wirtschaftliche Rahmenbedingungen verstärkt werden. Diese Entwicklungen werfen Fragen zur zukünftigen Ausrichtung und Resilienz des britischen Einzelhandels auf. Es ist davon auszugehen, dass Händler ihre Geschäftsmodelle weiter anpassen müssen, um auf die nachlassende Nachfrage sowie die veränderten Präferenzen der Verbraucher besser reagieren zu können.
Möglicherweise werden Effizienzsteigerungen, verbesserte digitale Angebote und eine stärkere Fokussierung auf Omnichannel-Konzepte zentrale Strategien sein, um sich gegen die widrigen Marktbedingungen zu behaupten. Darüber hinaus wird die künftige Entwicklung der Inflationsrate und die allgemeine wirtschaftliche Lage entscheidend dafür sein, ob sich die Stimmung am Markt mittelfristig wieder entspannt. Sollten die Inflationsraten weiterhin steigen und dabei die Einkommen der Haushalte belasten, wäre mit weiterer Zurückhaltung bei den Ausgaben zu rechnen. Dies könnte nicht nur den Einzelhandel, sondern auch den gesamtwirtschaftlichen Wachstumspfad Großbritanniens maßgeblich beeinflussen. Die Beobachtung des Online-Handels bleibt besonders wichtig, da viele Händler ihre Umsätze zunehmend über digitale Kanäle erwirtschaften.
Die Stabilität und das Wachstum in diesem Segment zeigen, dass Verbraucher auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten das Einkaufen nicht grundsätzlich einstellen, sondern lediglich ihr Einkaufsverhalten anpassen. Händler, die ihre digitalen Kompetenzen ausbauen und ihr Online-Angebot attraktiv gestalten, könnten daher besser durch die schwierigen Zeiten kommen. Insgesamt zeichnet sich ab, dass die britische Einzelhandelsbranche vor einem der herausforderndsten Quartale der letzten Jahre steht. Die Kombination aus sinkender Verbraucherlaune, rückläufigen Umsätzen, höheren Preisen und reduzierten Investitionen stellt viele Unternehmen vor erhebliche Aufgaben. Eine Dynamik, die von Politik und Wirtschaft gleichermaßen aufmerksam beobachtet werden sollte, um gegebenenfalls unterstützende Maßnahmen zu entwickeln, die den Einzelhandel und die Verteilungsketten stabilisieren und zukunftsfähig machen.
Die kommenden Monate dürften zeigen, wie flexibel und widerstandsfähig die Händler auf die vielfältigen Herausforderungen reagieren können und inwieweit der Strukturwandel hin zum digitalen Handel weiter an Geschwindigkeit gewinnt. Für Verbraucher bedeutet die aktuelle Lage möglicherweise weiter steigende Preise und Einschränkungen im Angebot, gleichzeitig wird der Fokus auf digitale Einkaufsmöglichkeiten stetig wichtiger. Händler, die es schaffen, diese Trends rechtzeitig zu erkennen und ihre Strategien entsprechend auszurichten, werden langfristig bessere Chancen haben, Marktanteile zu sichern und trotz der schwierigen Rahmenbedingungen erfolgreich zu bleiben.