Advanced Micro Devices (AMD), einer der führenden Halbleiterhersteller weltweit, steht angesichts der jüngsten US-Exportkontrollen vor erheblichen Herausforderungen. Das Unternehmen prognostiziert für das laufende Jahr einen Umsatzverlust von beeindruckenden 1,5 Milliarden US-Dollar. Diese Verluste sind eine direkte Folge der von der US-Regierung eingeführten Beschränkungen für den Export hochentwickelter Künstliche-Intelligenz-(KI)-Prozessoren nach China. Für AMD bedeutet dies nicht nur einen finanziellen Rückschlag, sondern auch eine komplexe Anpassung der Geschäftsstrategie und Lieferketten in einem von geopolitischen Spannungen geprägten Umfeld. Die neue Regelung sieht vor, dass AMD künftig für den Export seiner fortschrittlichsten Chips nach China eine spezielle Lizenz einholen muss, was den Handel erschwert und zeitlich verzögert.
Dadurch verringern sich die Abnehmerchancen in einem der wichtigsten Märkte für Halbleitertechnologie. China macht etwa ein Viertel von AMDs Gesamtumsatz aus, was die Tragweite der Beschränkungen verdeutlicht. Viele Unternehmen haben in Erwartung der schärferen Kontrollen bereits große Mengen an Chips vorgezogen gekauft. Dieses vorgezogene Kaufverhalten führte im zweiten Quartal zu einem unerwartet starken Umsatzanstieg, der die Erwartungen der Wall Street übertraf. AMDs Aktien reagierten entsprechend volatil, mit Schwankungen zwischen starken Gewinnen und Verlusten in nachbörslichen Handelsphasen.
Die Exportbeschränkungen sind Teil einer umfassenderen Strategie der US-Regierung, die versucht, den technologischen Vorsprung Chinas, insbesondere im Bereich der Künstlichen Intelligenz, einzuschränken. Die amerikanische Regierung argumentiert, dass fortschrittliche KI-Systeme potenziell nationale Sicherheitsbedenken hervorrufen könnten. Deshalb wurden bereits unter den administrativen Perioden von Donald Trump und Joe Biden schrittweise schärfere Kontrollen eingeführt. AMD-CEO Lisa Su betont jedoch in Telefonkonferenzen, dass der Umsatzeinbruch vornehmlich die zweite und dritte Quartalsperiode betreffen wird. Sie zeigt sich optimistisch, dass trotz der US-Restriktionen die Umsätze mit KI-Prozessoren in AMDs Datenzentrumssparte in diesem Jahr ein kräftiges Wachstum in zweistelliger Prozenthöhe verzeichnen könnten.
Su beschreibt die Exportbeschränkungen als „eine Herausforderung“, die aber durch die Dynamik anderer Geschäftsbereiche gut abgefedert werden könne. Im vergangenen April hatte AMD bereits bekannt gegeben, eine Abschreibung von rund 800 Millionen US-Dollar infolge der neuen US-Tarife auf Chip-Exporte nach China vornehmen zu müssen. Diese Belastung wirkt sich direkt auf die Bruttomarge des Unternehmens aus, die um rund 11 Prozentpunkte sinkt, wenn der Einmaleffekt ausgeklammert wird. Auch Konkurrenten wie Nvidia sind von den Exportkontrollen betroffen. Nvidia gab eine Belastung in Höhe von 5,5 Milliarden US-Dollar bekannt, die das Unternehmen im Zusammenhang mit den Einschränkungen erwartet.
Die zunehmenden Spannungen im US-chinesischen Handelskonflikt treffen somit die ganze Halbleiterindustrie und stellen bedeutende Risiken für die Geschäfte der Unternehmen dar. Trotz der Herausforderungen wurde im Finanz- und Investoren-Dialog von AMD betont, dass große Cloud-Anbieter als Abnehmer von Hochleistungschips weiterhin stark in den Ausbau ihrer KI-Infrastruktur investieren. Kunden wie Microsoft und Meta Platforms zeigen wenig Zurückhaltung beim Erwerb modernster Prozessoren, die für komplexe KI-Anwendungen benötigt werden. Diese fortlaufende Nachfrage ermöglicht es AMD, trotz der geopolitischen Belastungen weiterhin Wachstum zu erzielen. Analysten weisen darauf hin, dass die vorgezogenen Bestellungen der großen Cloudfirmen darauf hindeuten, dass viele Unternehmen sich vor unsicheren Exportbedingungen schützen wollen.
Dieses sicherheitsorientierte Handeln führt kurzfristig zu einem Nachfrageschub, könnte jedoch in den folgenden Quartalen zu einem Nachfragerückgang führen, wenn die Lagerbestände aufgefüllt sind. Die Sorge hinsichtlich eines sogenannten „Nachholens“ nach dem zweiten oder dritten Quartal sorgt für Unsicherheit bei den Marktteilnehmern. Darüber hinaus sind die US-Regulierungen bezüglich Halbleiterexporten dynamisch und oft von politischen Faktoren abhängig, was den Markt weiterhin volatil hält. AMD steht vor der Aufgabe, seine Lieferketten und Absatzmärkte strategisch anzupassen, um möglichen Nachteilen aus den Exportlizenzen entgegenzuwirken. Das Unternehmen investiert zugleich in Forschung und Entwicklung, um neue Technologien voranzutreiben, die eventuell weniger derartig restriktiven Exportkontrollen unterliegen.
Die Rolle der KI-basierenden Chips im Technologiesektor ist zunehmend bedeutend, da immer mehr Branchen auf künstliche Intelligenz setzen. Für AMD bietet dies langfristig Chancen, auch wenn kurzfristig die geopolitischen Beschränkungen belastend wirken. China bleibt trotz der Exportkontrollen ein wichtiger Markt, vor allem wegen der massiven Investitionen in Digitalisierung und technologischen Fortschritt. Die US-Regierung versucht jedoch, technische Übertragungen zu limitieren, um die eigene nationale Sicherheit zu schützen. Dieses Spannungsfeld zwischen Wirtschaft und Politik stellt für Unternehmen wie AMD eine immense Herausforderung dar und erfordert strategisches Geschick und kontinuierliche Anpassung.