Broadcom, das weltweit tätige Unternehmen für Halbleiter und Infrastruktursoftware, hat mit seinen jüngsten Quartalsergebnissen eindrucksvoll bestätigt, warum es als einer der führenden Akteure im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) gilt. Die Entwicklung des KI-Chipgeschäfts läuft bei Broadcom nahezu „wie am Schnürchen“. Gleichzeitig zeigt sich jedoch, dass das traditionelle Nicht-KI-Geschäft eine Durststrecke erlebt. Trotz dieser gegensätzlichen Trends hinterlässt Broadcom ein sehr positives Gesamtbild und gibt einen spannenden Ausblick auf das nächste Geschäftsjahr. Die Zahlen aus dem zweiten Geschäftsquartal des Jahres 2025 zeigen ein deutliches Umsatz- und Gewinnwachstum, das vor allem durch die steigende Nachfrage nach KI-Technologie getrieben wird.
Der bereinigte Gewinn pro Aktie stieg gegenüber dem Vorjahr um 44 Prozent auf 1,58 US-Dollar, während die Umsätze um 20 Prozent auf insgesamt 15 Milliarden US-Dollar zulegten. Besonders bemerkenswert ist der Umsatz im Bereich der KI-Chips, der um 46 Prozent auf über 4,4 Milliarden US-Dollar wuchs. Diese Zahlen machen deutlich, wie stark die KI-basierte Sparte das Gesamtgeschäft von Broadcom prägt und was für Wachstumspotenziale darin schlummern. Für das aktuelle Quartal strebt Broadcom schon einen Umsatz von 5,1 Milliarden US-Dollar im KI-Chipsegment an – das entspricht einem beeindruckenden Wachstum von 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt rechnet das Unternehmen für das Quartal bis Anfang August mit einem Gesamtumsatz von 15,8 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 21 Prozent entspricht.
Die hohe Dynamik im KI-Bereich ist auch durch die namhaften Kunden, die Broadcom mit maßgeschneiderten KI-Chips beliefert, unterstrichen. Zu den wichtigsten Abnehmern zählen die Alphabet-Tochter Google, Meta Platforms (ehemals Facebook) und ByteDance, der Eigentümer von TikTok. Analysten vermuten zudem weitere potenzielle Kunden wie Apple, Arm, OpenAI sowie xAI, deren Engagement die Zukunft von Broadcoms KI-Geschäft zusätzlich absichert. Konzernchef Hock Tan hatte auf einer Telefonkonferenz mit Analysten betont, dass trotz der gegenwärtig unsicheren wirtschaftlichen Lage viele Partner weiterhin mutig investieren. Insbesondere die verstärkte Nutzung sogenannter Inferenzprozesse – das heißt die Anwendung von KI-Modellen auf reale Daten für Monetarisierungszwecke – treibe die Nachfrage nach KI-Chips immer weiter an.
Tan erwartet, dass das Wachstum der KI-Halbleiterumsätze auch in das Geschäftsjahr 2026 hinein anhalten wird. Neben KI-Beschleunigern umfasst dieser Bereich auch spezialisierte Netzwerkchips, die den immer höheren Anforderungen an Datenverarbeitung und Vernetzung gerecht werden. Während Broadcom im Bereich der KI sehr stark unterwegs ist, ist die Lage bei den konventionellen, nicht KI-basierten Chips hingegen eine andere. Hier sank der Umsatz im zweiten Quartal um fünf Prozent im Jahresvergleich auf rund vier Milliarden US-Dollar. Das Unternehmen rechnet damit, dass dieses Niveau auch im nächsten Quartal gehalten wird, was auf eine Stagnation hindeutet.
Tan beschrieb die Nicht-KI-Halbleiter als „nahe dem Tiefpunkt“. Die Erholung dieses Segments sei eher schleppend, was verschiedene makroökonomische Faktoren sowie eine grundsätzlich langsame Rückkehr zur Nachfrage widerspiegelt. Positiv verläuft jedoch das Infrastruktur-Softwaresegment von Broadcom, das insbesondere von der steigenden Umstellung auf cloudbasierte Lösungen profitierte. Die Umsätze in diesem Bereich stiegen im zweiten Quartal um 25 Prozent auf 6,6 Milliarden US-Dollar. Wachstumstreiber ist insbesondere die Nachfrage nach VMware Cloud Foundation-Abonnements, einem Produkt, das Unternehmen hilft, ihre IT-Infrastruktur flexibler und skalierbarer zu gestalten.
Der allgemeine Trend hin zu Cloud-Computing und digitaler Transformation stärkt Broadcoms Geschäft in diesem Bereich nachhaltig. Die Quartalsergebnisse positionieren Broadcom neben anderen führenden Halbleiterunternehmen, die durch die KI-Revolution profitieren. Staatsgestützte Exportbeschränkungen gegenüber China stellen allerdings eine potenzielle Herausforderung dar. Konkret könnten Restriktionen für den Verkauf von kundenspezifischen KI-Chips an chinesische Unternehmen die Zusammenarbeit mit Kunden wie ByteDance beeinträchtigen. Der Analyst Joseph Moore von Morgan Stanley betonte, dass diese Risiken bisher nicht vollständig vom Markt eingepreist seien.
Im Gegensatz zu einem Quartal zuvor räumte Broadcom nun ein, dass sie von diesen Kontrollen betroffen sein könnten, was den Investoren Anlass zur Vorsicht gibt. Trotz dieser Unsicherheit reagierte der Markt vorübergehend negativ, und die Aktie fiel an dem Tag der Gewinnbekanntgabe um etwa fünf Prozent auf 246,93 US-Dollar. Dennoch zeigten sich viele Analysten optimistisch angesichts der hervorragenden Perspektiven im KI-Segment von Broadcom. Ein Dutzend Analysten nahm nach der Veröffentlichung der Zahlen ihre Kursziele für die Aktie nach oben. UBS-Analyst Timothy Arcuri bestätigte seine Kaufempfehlung und hob sein Kursziel von 270 auf 290 US-Dollar an.
Er bezeichnete die Aussagen zur KI-Nachfrage in der Telefonkonferenz als äußerst positiv. Bernstein-Analyst Stacy Rasgon bestätigte ebenfalls seine Übergewichts-Einschätzung für die Aktie und erhöhte das Kursziel von 250 auf 295 US-Dollar. Er unterstrich, dass Broadcoms AI-Umsätze in 2026 möglicherweise bei etwa 30 Milliarden US-Dollar liegen könnten – deutlich über den Erwartungen der Analysten. Das Wachstum im KI-Bereich könne somit die Schwäche im traditionellen Halbleitergeschäft mehr als ausgleichen. Auch das Infrastruktur-Softwaresegment trage weiter zu den überdurchschnittlichen Wachstumsraten bei.
Der Analyst William Stein von Truist Securities lobte, dass die Geschäftsführung von Broadcom durch verbesserte Einblicke und steigende Nachfrage nach KI-Inferenz optimistisch sei, dass das geplante Wachstum der KI-Umsätze, das derzeit bei rund 58 Prozent für das laufende Fiskaljahr liegt, auch im Folgejahr fortgesetzt werden könne. Steins Kaufempfehlung bleibt fest bestehen, und auch er korrigierte sein Kursziel nach oben auf 295 US-Dollar. Mit Blick auf die gesamte Chipindustrie zeigt sich, dass Unternehmen, die sich auf KI-Technologien spezialisiert haben, klar die Gewinner im aktuellen Marktumfeld sind. Neben Broadcom gehören hier auch Nvidia, Taiwan Semiconductor Manufacturing Company, Astera Labs und Credo Technology zu den führenden Akteuren, die von der umfassenden Transformation durch künstliche Intelligenz profitieren. Broadcoms strategische Ausrichtung auf dieses Wachstumsfeld, gepaart mit soliden Ergebnissen im Softwaresegment, macht das Unternehmen aktuell zu einem der spannendsten Werte im Halbleitersektor.