Florida ist seit Jahren als attraktiver Standort für vermögende Menschen bekannt, vor allem dank des fehlenden Einkommenssteuersystems. Namen wie Jeff Bezos und Ken Griffin – Gründer von Amazon beziehungsweise Chef des Finanzunternehmens Citadel – gehören zu den prominenten Persönlichkeiten, die sich in der sogenannten Sunshine State niedergelassen haben. Doch trotz der offensichtlichen Steuererleichterungen birgt der Umzug nach Florida einige finanzielle und persönliche Herausforderungen, die oft übersehen werden. Ein erfahrener Vermögensberater rät deshalb dazu, den Umzug gut zu durchdenken und nicht nur auf die fehlende staatliche Einkommensteuer zu setzen. Für Familien mit hohem Nettovermögen ist Florida nicht automatisch die goldene Lösung.
Neben der Steuersituation spielen viele weitere Faktoren eine entscheidende Rolle für die Gesamtbilanz des Umzugs. Die Steuerersparnis klingt anfangs verlockend, wird aber häufig durch andere steigende Kosten wieder ausgeglichen. Besonders ins Gewicht fallen hier die stark gestiegenen Prämien für Hausversicherungen. Seit mehreren Jahren sind diese Kosten in Florida massiv angestiegen, was vor allem an der erhöhten Sturm- und Hurrikan-Gefahr liegt. Besitzer von Immobilien – egal ob in Miami oder anderen Teilen des Bundesstaates – sehen sich oft mit erheblichen Mehrkosten konfrontiert.
Hinzu kommen die hohen Grundsteuerabgaben, die in vielen Gegenden Floridas einen erheblichen Anteil an den jährlichen Immobilienkosten ausmachen. Darüber hinaus stellen zusätzliche Kosten für Überschwemmungsschutz und besondere Bewertungen in sogenannten Hochwassergebieten eine weitere finanzielle Belastung dar. Für wohlhabende Familien, die auf hervorragende öffentliche Schulsysteme angewiesen sind, kann auch die Bildungslandschaft ein Problem darstellen. Je nach Wohnort ist das Angebot öffentlicher Schulen häufig eingeschränkt oder von geringer Qualität, was den dringend notwendigen Schritt privaten Schulbesuchs oder anderer Alternativen bedeutet – und damit weitere Kosten verursacht. Ebenfalls nicht auf der Rechnung vieler Umziehender stehen die speziellen Anforderungen an Immobilien in Florida, die durch neue Regulierungen entstanden sind.
Nach dem tragischen Einsturz des Champlain Towers in Surfside hat der Staat strenge Vorschriften eingeführt, um die strukturelle Integrität von Hochhauswohnanlagen sicherzustellen. Besonders Besitzer von älteren Eigentumswohnungen sehen sich plötzlich mit teils massiven Sonderabgaben oder monatlichen Erhöhungen konfrontiert, die zur Finanzierung notwendiger Sanierungen eingesetzt werden. Diese unerwarteten Ausgaben können auch hochvermögende Eigentümer empfindlich treffen und die Ersparnisse aus dem Wegfall der Einkommenssteuer relativieren. Vor einem Umzug nach Florida sollten potenzielle Käufer daher unbedingt die finanzielle Lage und die Rücklagen ihrer Wohnanlagen genau prüfen. Umzüge sollten nicht allein aus steuerlichen Gründen erfolgen, betonen Experten immer wieder.
Der neue Wohnort muss zum Lebensstil, den persönlichen Zielen und langfristigen Visionen passen. Wer lediglich einer aktuellen Modebewegung folgt, riskiert, teure Fehler zu machen und wird sich möglicherweise bald enttäuscht zurücksehnen. Florida hat zwar große Vorteile, wenn es um den Schutz von Vermögen vor Einkommensbesteuerung geht, doch eine ganzheitliche Betrachtung der finanziellen Situation ist unerlässlich. Die Kosten für Lebenshaltung, Versicherungen, Immobilien und Schulen wachsen zusehends und wirken sich direkt auf das verfügbare Einkommen und den Lebensstandard aus. Gleichzeitig bringt Florida mit seinem subtropischen Klima zahlreiche Annehmlichkeiten, die für viele Menschen einen hohen Lebenswert darstellen.
Outdoor-Aktivitäten, das Meer, keine strengen Winter – all das zieht viele Menschen an, inklusive wohlhabende Migranten. Trotzdem sollte man sich bewusst sein, dass das Wetter auch Risiken mit sich bringt. Stürme, Hurrikane und Überflutungen sind Lebensrealitäten, deren Absicherung teuer und komplex sein kann. Neben den finanziellen Aspekten sind aber auch soziale und persönliche Faktoren entscheidend. Der Verlust von vertrauten Netzwerken, Entfernung zu Familie und Freunden und die Anpassung an neue kulturelle sowie gesellschaftliche Gegebenheiten können eine große Herausforderung darstellen.
Für viele reichen die steuerlichen Einsparungen nicht aus, um den emotionalen und logistischen Aufwand zu rechtfertigen. Ein Umzug ist eine weitreichende Entscheidung, die fundiert vorbereitet werden muss. Berater empfehlen daher, alle Kosten und Vorteile umfassend gegeneinander abzuwägen und auch das Wohlbefinden in den Mittelpunkt zu stellen. Schlussendlich zeigt sich, dass der Trend, wohlhabende Amerikaner vermehrt nach Florida zieht, zwar nachvollziehbar ist, aber keineswegs für jeden geeignet. Steuerliche Vorteile sind attraktiv, aber sie allein dürfen nicht ausschlaggebend sein.