Im Bezirk Ost-New York hat mit Joseph Nocella ein Trump-nominierter Anwalt vorübergehend die Position des US-Staatsanwalts übernommen. Seine Amtszeit soll 120 Tage dauern oder bis zur Ernennung eines neuen, vom Senat bestätigten Kandidaten. Die Ernennung erfolgt zu einem kritischen Zeitpunkt, da gleichzeitig der Prozess gegen Braden John Karony, Ex-CEO der Kryptowährungsfirma SafeMoon, startet. Karony steht vor schweren Vorwürfen, darunter Verschwörung zu Wertpapierbetrug, Drahtbetrug und Geldwäsche. Die Übernahme durch Nocella folgt auf den Rücktritt von John Durham, dem bisherigen Amtsinhaber.
Joseph Nocella machte deutlich, dass er seine Amtszeit nutzen möchte, um vorrangig gegen Schwerstkriminalität wie Drogenhandel, Bandenkriminalität, Terrorismus und Menschenhandel vorzugehen. Wie sich seine Ernennung konkret auf das Verfahren gegen Karony auswirkt, bleibt bislang unklar. Die juristischen Auseinandersetzungen werfen ein Licht auf die komplexe Verflechtung zwischen Technologie, Regulierung und Rechtsprechung im Bereich der Kryptowährungen. Der Prozess gegen Karony, Kyle Nagy und Thomas Smith begann offiziell Anfang Mai 2025 mit der Jury-Auswahl, geleitet von US-Magistratsrichter James Cho. Die Anklagen beziehen sich auf den Zeitraum von 2021 bis 2022, in dem die Angeklagten beschuldigt werden, Millionenbeträge, die in Form des SafeMoon-eigenen SFM-Tokens verwaltet wurden, veruntreut zu haben.
Karony hat alle Vorwürfe zurückgewiesen und befindet sich seit Februar 2024 gegen eine Kaution von drei Millionen US-Dollar auf freiem Fuß. Das Verfahren erfährt zusätzliche Aufmerksamkeit, da Karony bereits im Februar beantragt hatte, den Prozessbeginn zu verschieben. Er berief sich dabei auf wesentliche Änderungen im US-Wertpapierrecht, wie sie von der damaligen Regierung Trump vorgeschlagen wurden. Diese potenziellen Regeländerungen könnten die Rechtslage und somit auch den Verlauf seines Verfahrens maßgeblich beeinflussen. Ob dieser Antrag berücksichtigt wird, ist Gegenstand des weiteren Gerichtsverfahrens.
Der Bezirk Ost-New York ist zwar nicht vorrangig bekannt für seine Verfahren gegen prominente Persönlichkeiten aus der Kryptobranche, war jedoch bereits für einige bedeutende Verfahren zuständig. Darunter zählen Klagen der US-Börsenaufsicht SEC gegen Figuren wie den Hex-Gründer Richard Heart und diverse Betrugsfälle im Krypto-Umfeld. Dies zeigt, dass die Region zunehmend in den Fokus rückt, wenn es um die Strafverfolgung von digitalen Vermögenswerten geht. Parallel zum Verfahren im Osten New Yorks läuft im benachbarten Bezirk Süd-New York ein ebenfalls bedeutendes Verfahren: Die Verurteilung des ehemaligen Celsius-CEOs Alex Mashinsky wird für den 8. Mai angesetzt.
Auch hier zeigt sich ein Trend zu verstärkter regulatorischer und strafrechtlicher Kontrolle großer Krypto-Unternehmen. Im Süden New Yorks fungiert seit April Jay Clayton, ehemaliger SEC-Vorsitzender und erfahrener Wall-Street-Insider, als interimistischer US-Staatsanwalt. Clayton steht für eine strengere und professionellere Herangehensweise an Fragen der Finanzmarkt- und Kryptoregulierung. Die Entwicklungen innerhalb der US-Staatsanwaltschaften im New Yorker Raum illustrieren die wachsende Bedeutung der Justiz in der Regulierung und Überwachung der Kryptowährungsindustrie. Der Fall SafeMoon stellt dabei einen zentralen Prüfstein dar: Die Plattform, die einst als Hoffnungsträger im Bereich der Krypto-Meme-Coins galt, steht im Schatten schwerer Vorwürfe der Misswirtschaft und kriminellen Veruntreuung.
Die Klagen gegen die Führungspersönlichkeiten wie Karony sind exemplarisch für die Herausforderungen, vor denen Regulierungsbehörden und Strafverfolger im Umgang mit digitaler Vermögensverwaltung stehen. Die Ermessensspielräume von Interims-US-Staatsanwälten wie Nocella bergen zudem die Möglichkeit, dass politisch geprägte Entscheidungen und strategische Prioritäten den Verlauf solcher Verfahren mitbestimmen könnten. Dies wirft im weiteren Sinne Fragen zur Unabhängigkeit der Justiz und der Konsistenz der Strafverfolgung im dynamischen Bereich der Kryptowährungen auf. In der Gesamtbetrachtung stellen die jüngsten Ereignisse im Bereich der US-Kryptostrafverfolgung nicht nur wichtige Weichenstellungen für die Rechtssicherheit von digitalen Finanzprodukten dar, sondern auch für das Vertrauen der Investoren und der Öffentlichkeit in die Integrität dieses innovativen Sektors. Kryptowährungen, die einst als disruptive Technologie gefeiert wurden, müssen sich zunehmend regulativen und strafrechtlichen Prüfungen stellen, die darüber mitentscheiden, wie diese Technologie in Zukunft gesellschaftlich eingebettet wird.