In der Welt der Finanzmärkte bietet der Optionshandel eine wertvolle Möglichkeit, künftige Kursbewegungen von Aktien zu antizipieren – besonders wenn wichtige Ereignisse wie Quartalszahlen anstehen. Große Technologiekonzerne stehen hierbei oft im Fokus, insbesondere Giganten wie Amazon, Apple, Meta und Microsoft. Ihre Gewinnberichte haben das Potenzial, die Märkte nachhaltig zu beeinflussen, da sie Einblicke in die aktuelle Geschäftslage und zukünftige Erwartungen geben. Der Optionshandel vor ihren Ertragsveröffentlichungen dient dabei als eine Art Stimmungsbarometer für Investoren und Händler. Optionshandel unterscheidet sich von traditionellem Aktienhandel dadurch, dass Anleger nicht direkt Aktien kaufen oder verkaufen, sondern das Recht erwerben, eine Aktie zu einem festgelegten Preis zu kaufen oder zu verkaufen.
Besonders interessant sind hierbei sogenannte Optionen „at-the-money“, bei denen der Ausübungspreis nahe am aktuellen Kurs der zugrunde liegenden Aktie liegt. Genau diese werden vor der Veröffentlichung von Quartalszahlen intensiv gehandelt, da sie die erwartete Schwankungsbreite in der Kursbewegung widerspiegeln. Nehmen wir das Beispiel Amazon. Kurz vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen am 1. Mai lag der Kurs bei etwa 185 US-Dollar.
Wenn man nun den Preis der „At-the-money“-Call-Option bei gleicher Strike-Preisstufe (185 USD) mit dem Preis der entsprechenden Put-Option addiert, erhält man den Wert einer sogenannten Straddle-Position. Diese gibt Auskunft darüber, wie stark das Papier nach der Bekanntgabe der Zahlen voraussichtlich schwanken wird. Der Straddle kostete zum Beispiel ungefähr 13 US-Dollar, was bedeutet, dass Händler erwarten, dass die Aktie nach der Veröffentlichung in beide Richtungen insgesamt um diesen Wert schwanken könnte. Solche Erwartungen bedeuten nicht zwangsläufig, dass Amazon die 13-Dollarmarke überschreiten wird. Vielmehr spiegelt es die Unsicherheit und die Bandbreite wider, in der sich die Aktie bewegen könnte – sowohl nach oben als auch nach unten.
Der Optionsmarkt integriert somit die kollektiven Erwartungen der Investoren hinsichtlich der Ergebnisse und der begleitenden Gewinnprognosen, welche während der Earnings Calls vorgestellt werden. Generell zeigen Unternehmen aus dem Technologiesektor wie Apple, Meta und Microsoft eine vergleichbare Dynamik. Diese Unternehmen sind für ihre erheblichen Schwankungen nach Quartalszahlen bekannt. Dementsprechend reagieren Optionsmarktteilnehmer mit höheren Volatilitätserwartungen, was sich im Aufschlag auf die Prämien der Optionen widerspiegelt. Diese Situation führt zu einem typischen Muster in der sogenannten impliziten Volatilität, die sich vor dieser Berichtsperiode erhöht und nach der Veröffentlichung wieder zurückgeht – ein Phänomen, das als „Sawtooth“-Muster (Sägezahn) beschrieben wird.
Die implizite Volatilität misst die erwartete Schwankungsintensität der Aktie und ist ein zentraler Faktor bei der Preisgestaltung von Optionen. Vor Quartalsberichten lässt sich deutlich erkennen, dass Händler bereit sind, höhere Kosten für den Schutz gegen Über- oder Unterschreitungen des Aktienkurses in Kauf zu nehmen. Nach den Ergebnissen sinkt diese Erwartung schnell wieder, da die Unsicherheit vorüber ist und die zukünftigen Kursschwankungen oft geringer eingeschätzt werden. Bei Apple spiegelt sich dies ebenfalls wider. Der iPhone-Hersteller, der regelmäßig beeindruckende Umsatzzahlen und Prognosen präsentiert, sorgt für hohe Erwartungen im Markt.
Die Optionspreise vor den Gewinnberichten steigen an, denn Investoren antizipieren mögliche große Überraschungen – sei es durch neue Produktankündigungen, stärkere Serviceerlöse oder unerwartete Herausforderungen in der Produktion. Meta, früher bekannt als Facebook, steht seit der Umstrukturierung unter besonderer Beobachtung. Die Anleger sind gespannt, wie sich die Reklameerlöse entwickeln und welche Auswirkung der Wettbewerb im Bereich Social Media und Metaverse auf die Zukunftsaussichten hat. Optionen auf Meta-Aktien zeigen oft eine erhöhte Volatilität vor den Quartalszahlen, da Unsicherheiten über Wachstum und Werbeeinnahmen vorhanden sind, die zu starken Kursbewegungen führen können. Microsoft nimmt als diversifizierter Technologieriese eine Sonderstellung ein.
Neben klassischen Softwareprodukten und Cloud-Diensten ist das Umsatzprofil breit aufgestellt. Investoren achten hier stark auf Cloud-Services und Enterprise-Lösungen als Wachstumstreiber. Auch hier ermöglicht das Optionsgeschäft eine Einschätzung, mit welcher Richtung und welchem Ausmaß der Kurs nach der Berichtserstattung wohl reagiert. Die Beobachtung des Optionsmarktes rund um diese Big-Tech-Unternehmen liefert somit nicht nur Signale zur erwarteten Volatilität, sondern dient auch als Frühwarnsystem für potenzielle Überraschungen. Trader, die auf steigende Volatilität setzen, nutzen häufig Straddle- oder Strangle-Strategien, die von starken Kursausschlägen profitieren.
Demgegenüber positionieren sich auch konservativere Marktteilnehmer mit Optionen, um Portfolios gegen erhebliche Kursrückschläge abzusichern. Darüber hinaus sind auch externe Faktoren zu berücksichtigen, die die Erwartungen der Optionshändler beeinflussen. Entwicklungen in der Weltwirtschaft, geopolitische Spannungen, neue Regulierungen und technologische Innovationen können die Unsicherheit und damit die implizite Volatilität zusätzlich verstärken. Speziell große Zinsschwankungen oder Makrodaten wie Beschäftigungszahlen und Inflationsberichte setzen die Märkte unter Druck – was sich unmittelbar in den Optionspreisen widerspiegelt. Für langfristig orientierte Anleger sind diese kurzfristigen Schwankungen zwar weniger entscheidend, dennoch bieten sie wichtige Hinweise auf die Marktstimmung und das Risiko-Appetit.
Wer die Muster im Optionshandel und die implizite Volatilität versteht, kann fundiertere Entscheidungen treffen, sei es beim Timing von Käufen und Verkäufen oder beim Einsatz von Absicherungsstrategien. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Optionshandel vor den Quartalszahlen von Amazon, Apple, Meta und Microsoft wertvolle Einblicke in die Erwartungen und die wahrgenommene Unsicherheit der Märkte gewährt. Die Höhe der Preise für sogenannte Straddle-Optionen signalisiert die zu erwartende Volatilität und hilft Anlegern dabei, die mögliche Reaktion der Aktien auf wichtige Geschäftszahlen besser einzuschätzen. Investoren sollten jedoch beachten, dass diese Informationen keine Prognose über die Richtung des Kursverlaufs liefern, sondern lediglich die erwartete Größe der Schwankung widerspiegeln. Auch wenn der Optionsmarkt eine nützliche Orientierung bietet, bleiben unerwartete Nachrichten und fundamentale Daten die treibenden Kräfte hinter den Bewegungen der Aktienkurse.
Durch die Kombination von klassischen Fundamentalanalysen, technischen Indikatoren und den Erkenntnissen aus dem Optionshandel erhält man ein umfassenderes Bild für die bevorstehenden Ergebnisperioden und kann sich besser auf mögliche Marktreaktionen einstellen. Gerade bei den großen Technologiewerten, die durch ihre globale Bedeutung und Innovationskraft die Börsen maßgeblich bewegen, wirkt sich dies besonders deutlich aus. Daher lohnt es sich für Anleger und Trader, die Signale des Optionsmarktes vor den Quartalszahlen dieser Unternehmen genau zu beobachten und bei der eigenen Strategie zu berücksichtigen. Dabei ist ein Verständnis der Mechanismen und Risiken im Optionshandel entscheidend, um die enthaltenen Hinweise richtig zu interpretieren und optimal zu nutzen.