Die US-Steuerreform im Jahr 2017 brachte eine entscheidende Veränderung für Unternehmen, besonders in der Tech-Branche, mit sich. Die Anpassungen in Section 174 des Internal Revenue Code, welche die Absetzbarkeit von Forschungs- und Entwicklungskosten neu regelten, treten seit Juli 2022 voll in Kraft. Während viele Unternehmen sich bislang auf die bisherige Handhabung verließen, hat die plötzliche Einführung einer fünfjährigen Amortisationspflicht für bestimmte Ausgaben bei zahlreichen Firmen Alarm ausgelöst. Die Folge: Technologiefirmen stehen vor unerwartet hohen Steuerforderungen, die viele zum Stellenabbau zwingen, um die neuen Belastungen irgendwie stemmen zu können.Früher konnten Unternehmen Ausgaben wie Gehälter von Softwareentwicklern oder andere Forschungskosten unmittelbar als Aufwand geltend machen und somit ihre Steuerlast im selben Jahr mindern.
Das Steuerrecht ermöglichte eine sofortige Abschreibung, was besonders in schnelllebigen und innovationsgetriebenen Branchen einen erheblichen Liquiditätsvorteil darstellte. Mit der Reform wurde jedoch eine zwingende Amortisation über fünf Jahre bei inländischen Unternehmen eingeführt und sogar eine noch längere Frist von 15 Jahren für ausländische Firmen festgelegt. Die Änderung resultierte aus politischen Kompromissen, die zur Finanzierung anderer Steuersenkungen notwendig erschienen.Insbesondere Technologiekonzerne müssen nun ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung in einem längeren Zeitraum abrechnen, was dazu führt, dass bislang geplanter Steuervorteile deutlich reduziert sind. Somit erhöhen sich die Steuerzahlungen nach dem neuen Regelwerk signifikant, häufig um mehrere Hunderttausend oder gar Millionen US-Dollar.
Für viele Start-ups und kleinere Firmen, die ohnehin mit begrenzten Kapitalressourcen arbeiten, ist die Folge dramatisch: Sie sehen sich gezwungen, Personal abzubauen, insbesondere in Bereichen der Softwareentwicklung und Produktinnovation.Ein weiterer weitreichender Effekt zeigt sich in der internationalen Personalpolitik vieler Unternehmen. Da die Regelung für ausländische Firmen mit einer 15-jährigen Amortisationsdauer gilt, werden oft zuerst ausländische Angestellte entlassen oder Arbeitsplätze im Ausland abgebaut, um die Steuerlast zu mindern. Diese Entwicklung wirkt sich negativ auf den globalen Arbeitsmarkt der Tech-Branche aus und verstärkt gleichzeitig die bereits spürbaren Spannungen in der internationalen Wirtschaft.Die Politik hat auf diese Problematik reagiert, allerdings stehen Änderungen des Steuerrechts noch aus.
Ein von Senator Ron Wyden und Abgeordnetem Jason Smith vorgeschlagener Kompromiss zielt darauf ab, die alte Praxis der sofortigen Abschreibung wieder einzuführen, dabei aber die rund 80 Milliarden US-Dollar an Steuervergünstigungen durch den Wegfall des umstrittenen Employee Retention Credit zu finanzieren. Doch solche Reformen sind politisch schwierig durchsetzbar, sodass die Unsicherheit zunächst weiterbesteht.Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie nicht nur ihre Steuerstrategie neu überdenken, sondern auch ihre kurzfristige Finanzplanung anpassen müssen. Einige versuchen, Kredite aufzunehmen, um die Steuerforderungen zu begleichen, während andere Insolvenzverfahren in Betracht ziehen. Große Konzerne wie Amazon oder Northrop Grumman haben bereits frühzeitig auf die kommende Belastung hingewiesen und den Gesetzgeber zur Korrektur gedrängt.
Kleinere und mittelgroße Firmen hingegen sind meist nicht so gut vorbereitet und werden von der Situation härter getroffen.Die Auswirkungen auf die Innovationskraft der Tech-Branche lassen sich nicht unterschätzen. Gerade in Bereichen wie Biotechnologie, Softwareentwicklung und Auftragsfertigung, die stark auf Forschung und Entwicklung angewiesen sind, wird die Kapitalbindung durch die neuen steuerlichen Anforderungen zu einer Wachstumsbremse. Investitionen in neue Technologien könnten zurückgehen, und die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich leidet.Die IRS hat zwar Richtlinien zur praktischen Umsetzung der Amortisation veröffentlicht und definiert, welche Kosten unter Section 174 absetzbar sind, darunter Arbeitskosten, Materialaufwand, Patente sowie Reisekosten, doch die Komplexität der neuen Vorschriften erfordert häufig die Unterstützung erfahrener Steuerberater.
Firmen müssen ihre Buchhaltungssysteme anpassen und mehr Ressourcen für Steuerplanung verwenden, was zusätzliche Kosten verursacht.Durch diese Entwicklungen rückt das Thema Forschungs- und Entwicklungsförderung wieder in den Fokus der politischen Debatte und zeigt, wie steuerliche Rahmenbedingungen den Wirtschaftsstandort und die Innovationslandschaft nachhaltig beeinflussen können. Solange keine klaren gesetzlichen Anpassungen erfolgen, bleiben Tech-Unternehmen mit hohen Steuerlasten und daraus resultierenden Personalentscheidungen konfrontiert, die die Branche weiter verändern werden.Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Änderungen in Section 174 zwar fiskalisch rationale Gründe hatten, aber unerwartet erhebliche Belastungen für die Technologiebranche mit sich bringen. Vom Start-up bis zum Großkonzern sind viele betroffen und müssen Wege finden, die neuen Herausforderungen zu bewältigen.
Die Zeit wird zeigen, ob die politischen Akteure eine Lösung finden, die Innovationen weiterhin fördert und gleichzeitig einem nachhaltigen Steuereinzugsregime gerecht wird.