Die Handelsbeziehungen zwischen China und den Vereinigten Staaten haben in den vergangenen Jahren eine Reihe von Höhen und Tiefen erlebt. Besonders im Bereich der Luftfracht – ein entscheidender Faktor für die globale Lieferkette und den internationalen Handel – zeichnen sich derzeit weitreichende Veränderungen ab. Eine der wichtigsten Ursachen für diesen Wandel ist die jüngste Aufhebung der sogenannte "de minimis"-Zollbefreiung für niedrige Warenwerte, die zuvor den zollfreien Versand von Kleinstmengen aus China in die USA ermöglichte. Diese Maßnahme hat erhebliche Auswirkungen auf Luftfrachtvolumen, Fluggesellschaften und die gesamte Logistikbranche. Die "de minimis"-Regelung erlaubte es Konsumenten und Unternehmen, Waren mit einem geringen Warenwert ohne zusätzliche Zollgebühren zu importieren.
Vor allem für E-Commerce-Unternehmen wie Shein und Temu stellte diese Regelung einen wichtigen Hebel dar, um schnelle und kostengünstige Lieferungen in den US-Markt zu realisieren. Der Wegfall dieser Regel führt nun zu einem drastischen Rückgang im Frachtvolumen per Luftfracht zwischen China und den USA. Die Auswirkungen sind bereits in den neuesten Branchenzahlen ablesbar: Das Luftfrachtvolumen ist um nahezu ein Drittel zurückgegangen, wie Daten aus dem ersten Quartal 2025 zeigen. Dieser Rückgang trifft vor allem große Fluggesellschaften wie Cathay Pacific, China Southern, Air China und Korean Air. Viele dieser Fluggesellschaften hatten durch den Boom des Online-Handels einen bedeutenden Umsatzstrom generiert, der zum Teil sogar schneller wuchs als der Passagierverkehr.
Luftfracht trug im letzten Jahr etwa ein Viertel des Gesamtumsatzes bei Cathay Pacific und Korean Air bei, wobei die Frachteinnahmen stark von niedrigen Wertprodukten aus dem schnell wachsenden E-Commerce-Segment abhingen. Die Entscheidung, die "de minimis"-Zollbefreiung auszusetzen, erfolgte im Kontext von Handelsstreitigkeiten und geopolitischen Spannungen zwischen Washington und Peking. Obwohl die jüngste vorübergehende Deeskalation der gegenseitigen Zölle das Handelsklima etwas entspannte und US-Firmen dazu veranlasste, Bestellungen aus China wieder aufzunehmen, bleibt die Zollregelung für niedrige Warenwerte weiterhin ausgesetzt. Branchenexperten warnen daher, dass sich die Luftfrachtvolumina auf längere Sicht nicht vollständig erholen dürften. Die Auswirkungen auf die Logistikbranche und die Fluggesellschaften sind vielfältig.
Die durch den Wegfall der Zollbefreiung ausgelöste Volumenminderung führt zu einer Anpassung der Flugrouten, einer Reduktion von Flugkapazitäten auf besonders frequentierten China-USA-Strecken und einer verstärkten Fokussierung auf alternative Transportmethoden wie den Seeverkehr. Große Versender im E-Commerce sind zunehmend dazu übergegangen, Versandvolumen in größeren Mengen per Schiff zu transportieren, um Zollkosten zu minimieren und Lieferketten stabil zu halten. Dabei werden oftmals Zwischenlager oder Warenlager in Drittstaaten wie Vietnam errichtet, um flexibel auf die dynamischen Zoll- und Handelsbedingungen reagieren zu können. Ein exemplarisches Beispiel ist der Hauptakteur Shein, der laut aktuellen Medienberichten eine umfangreiche Lagerfläche in Vietnam anmietet. Diese strategische Maßnahme zielt darauf ab, direkte Lieferungen von Einzelprodukten aus China zu reduzieren und stattdessen über regionale Lager eine effizientere Versorgung der amerikanischen Konsumenten zu gewährleisten.
Damit wird der Einfluss der Zollregelungen reduziert und gleichzeitig die Liefersicherheit erhöht. Aufseiten der Fluggesellschaften ergibt sich aus der Restrukturierung der Frachtrouten ein schwieriges Szenario. Die Investitionen in neue Frachtflugzeuge, welche während des Pandemie-bedingten Booms getätigt wurden, drohen sich als Fehlinvestitionen zu erweisen, wenn die Air Cargo Kapazitäten nicht ausgelastet sind. Die Luftfahrtunternehmen müssen daher ihre Geschäftsmodelle überdenken und innovative Lösungen entwickeln, um dem Volumenrückgang zu begegnen und alternative Umsatzquellen zu erschließen. Die Rolle des Luftfrachtmarktes zwischen China und den USA ist zudem wesentlich für das globale Supply-Chain-Management.
Schnelle Lieferungen, insbesondere im Bereich schneller Mode und Elektronik, haben seit Jahren den starken Zuwachs im Luftfrachtverkehr ausgemacht. Der Wegfall der „de minimis“-Zollbefreiung führt nun zu einer strategischen Neuausrichtung vieler Unternehmen. Statt auf just-in-time Lieferungen setzen Händler zunehmend auf Bulk-Lieferungen per Schiff und größere Lagerbestände in Zielregionen – eine Entwicklung, die letztlich die Dynamik und Flexibilität der gesamten Lieferkette verändern wird. Die wirtschaftliche Gesamtsituation, darunter Sorgen um eine mögliche globale Rezession, verschärft zusätzlich den Druck auf Fluggesellschaften und Logistikunternehmen. Geringere Passagierzahlen und die damit verbundenen Einkommensrückgänge drücken ebenfalls auf die finanziellen Resultate der Luftfahrtunternehmen.
Das Frachtgeschäft, einst eine wichtige Stütze, erlebt durch die neue Zollpolitik einen unerwarteten Einbruch. Dennoch gibt es auch erste Zeichen der Erholung. Nach der jüngsten Einigung zwischen den USA und China zur teilweisen Senkung von Tarifen auf bestimmte Güter konnte der Luftfrachtverkehr sich leicht stabilisieren. Experten betonen allerdings, dass die Erholung noch fragil ist, insbesondere im stark tarifbehafteten Segment der elektronischen Kleinstwaren. Für die Zukunft zeichnen sich mehrere Trends ab.
Der Luftfrachtanteil bei Lieferungen zwischen China und den USA wird sich voraussichtlich auf einem niedrigeren Niveau stabilisieren, wobei die Rolle von Seefracht und regionalen Distributionseinrichtungen zunimmt. Fluggesellschaften müssen sich auf eine veränderte Nachfrage einstellen und zugleich ihre Kostenstrukturen anpassen. Zudem bricht die bisherige Abhängigkeit von niedrigen Zollfreigrenzen auf, was langfristig die Preise für Konsumenten und Unternehmen beeinflussen könnte. Insgesamt zeigt die Entwicklung im China-USA-Luftfrachtmarkt, wie sehr politische Entscheidungen und Handelsregulierungen das wirtschaftliche Gefüge und die Logistikkette prägen können. Unternehmen, Fluggesellschaften und Logistikdienstleister sind gezwungen, flexibel zu reagieren und ihre Strategien kontinuierlich anzupassen, um in einem volatilen Umfeld bestehen zu können.
Für die Nutzer bedeutet dies möglicherweise längere Lieferzeiten und veränderte Kostenstrukturen, während sich die Luftfahrtbranche neu positioniert. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Wegfall der "de minimis"-Zollbefreiung einen signifikanten Einschnitt im China-USA-Luftfrachtsegment darstellt. Es verschiebt bestehende Handelsmuster, führt zu einer Umstrukturierung bei Fluggesellschaften und zwingt die gesamte Lieferkette zu neuen, oft weniger kostspieligen und effizienteren Lösungen. Die Auswirkungen auf den internationalen Handel und die Wirtschaft zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt werden sich in den kommenden Jahren nachhaltig bemerkbar machen.