Der aufstrebende Markt für nicht-fungible Token (NFTs) hat in den letzten Jahren viele Kreative angezogen, die ihre Werke nun digital verkaufen und dadurch große finanzielle Erfolge erzielen können. Doch das Beispiel von Jonathan Mann, dem bekannten Musiker hinter dem Projekt „Song A Day“, zeigt, dass der Gewinn aus NFT-Verkäufen schnell zu unerwarteten steuerlichen Problemen führen kann. Mann verkaufte 2022 innerhalb einer Stunde 4.000 seiner Songs als NFTs und machte damit Millionen in Ethereum (ETH). Die Geschichte, die er im Juni 2025 teilte, ist eine eindrucksvolle Warnung für Künstler und Investoren, die sich im komplexen Spannungsfeld zwischen digitaler Innovation und klassischer Steuerwelt bewegen.
Jonathan Mann veröffentlichte seit über 17 Jahren täglich einen Song und erreichte im Juni 2025 sein beeindruckendes 6.000stes Werk. Anfang 2022 entschied er sich, eine große Anzahl seiner Songs, ganze 4.000 Stück, als NFTs über eine Stunde zu verkaufen. Diese Werke repräsentierten 13 Jahre seiner intensiven Arbeit und erzielten einen Gesamtwert von etwa drei Millionen US-Dollar in Ethereum.
Ein besonderer Punkt in dieser Geschichte ist, dass Mann die gesamte Auszahlung in Ethereum behielt und diese nicht direkt in US-Dollar umwandelte – eine Entscheidung, die sich im Nachhinein als problematisch erwies. Das wichtigste steuerliche Problem für Mann ergab sich durch die Behandlung von Kryptowährungen durch das US-amerikanische Finanzamt, den Internal Revenue Service (IRS). Sobald eine Person eine Leistung in Kryptowährung erhält, behandelt der IRS diesen Betrag als gewöhnliches Einkommen zum Zeitpunkt des Erhalts. Das bedeutet, dass der Steuersatz auf den Dollarwert der Kryptowährung zum Zeitpunkt der Transaktion berechnet wird, unabhängig davon, ob der Wert der Kryptowährung danach steigt oder fällt. Im Fall von Mann lag der Wert des Ethereum direkt nach dem Verkauf bei etwa drei Millionen Dollar.
Unmittelbar nach dem Verkauf begann jedoch der Ether-Preis zu sinken. Innerhalb einer Woche fiel der Preis von Ethereum unter 3.000 US-Dollar, wodurch sich der Wert seines Vermögens erheblich reduzierte. Für Mann bedeutete das konkret, dass er eine millionenschwere Steuerrechnung basierend auf dem ursprünglichen Wert zu zahlen hatte, obwohl das tatsächliche Geld, das er hielt, plötzlich deutlich weniger wert war. Dies führte zu seiner sogenannten „Steuernachtmare“, einer Situation, in der hohe Steuerforderungen auf notleidende Vermögenswerte trafen.
Zudem hatte Mann bereits aus dem Vorjahr hohe steuerliche Verpflichtungen, die aus früheren NFT-Mints und Token-Airdrops entstanden waren. Dazu gehörten unter anderem Ethereum Name Service (ENS) und ConstitutionDAO Token. Insgesamt summierten sich die Steuerforderungen aus diesen Aktivitäten auf rund eine Million US-Dollar, zusätzlich zur nun aufgetretenen Steuerschuld aus dem millionenschweren Verkauf. Um diesen finanziellen Druck zu bewältigen, nutzte Mann das Aave-Protokoll, eine dezentrale Finanzplattform (DeFi), um gegen seine Ethereum-Bestände einen Kredit aufzunehmen. Konkret lieh er sich 400.
000 US-Dollar, indem er 518 ETH als Sicherheiten hinterlegte. Diese Strategie war zunächst sinnvoll, um liquide Mittel zu erhalten und Steuerzahlungen zu leisten. Doch kurz darauf kam die LUNA-Krise im Mai 2022, ein dramatischer Zusammenbruch des Terra-Ökosystems, die den gesamten Kryptomarkt beeinflusste und die Werte von Sicherheiten auf DeFi-Plattformen stark beeinträchtigte. Die LUNA-Krise führte dazu, dass die Sicherheiten, die Mann hinterlegt hatte, von 1,5 Millionen US-Dollar auf nur noch etwa 200.000 US-Dollar zusammenschmolzen.
Das löste eine sogenannte Liquidation aus, bei der er gezwungen war, einen erheblichen Teil seines Ethereum-Bestands zurückzukaufen oder zurückzuzahlen, um den Kredit nicht zu verlieren. Nach dieser Notmaßnahme hielt Mann nur noch 163 ETH übrig und erlebte somit einen Kapitalverlust von rund 1,3 Millionen US-Dollar. Die Auswirkungen dieser Entwicklungen führten zu mehreren IRS-Benachrichtigungen in den Jahren 2023 und 2024. Das Finanzamt forderte die Zahlung von knapp 1,1 Millionen US-Dollar an unbezahlten Einkommensteuern und drohte sogar mit der Beschlagnahme seiner Vermögenswerte. Mann beschreibt in seinen Erzählungen den psychischen Druck und das „Dread“ angesichts der drohenden Konsequenzen.
Um seine Steuerprobleme zu lösen, entschied er sich schließlich, sein Autoglyph-NFT zu verkaufen. Dieses seltene und spezielle NFT, das am 8. April 2019 mintet wurde und mit musikalischen Innovationen verbunden ist, war zu diesem Zeitpunkt über eine Million US-Dollar wert. Der Verkauf dieses NFT ermöglichte es ihm, die Steuerforderungen zu begleichen und die finanziellen Schäden zumindest teilweise zu kompensieren. Aus seiner persönlichen Erfahrung leitet Mann eine wichtige Empfehlung für andere Kreative und NFT-Verkäufer ab: Es ist essenziell, die Ethereum- Erlöse frühzeitig in stabile Währungen oder sogar direkt in Fiat-Geld umzuwandeln, um sich vor den Schwankungen des Kryptomarkts und den damit verbundenen steuerlichen Folgen zu schützen.
Er rät seinen Kollegen ausdrücklich, die erhaltenen Kryptowährungen nicht zu halten, sondern umgehend zu verkaufen, um die Balance zwischen erzieltem Gewinn und Steuerzahlung zu gewährleisten. Eine technische Lösung, die Mann empfiehlt, ist die Nutzung von Protokollen wie 0xSplits, die es ermöglichen, automatisch einen Teil der Einnahmen aus NFT-Verkäufen in USDC, eine stabile Kryptowährung, umzuwandeln. Diese Vorgehensweise kann helfen, das Risiko extremer Kursschwankungen zu reduzieren und Steuerverpflichtungen besser kalkulierbar zu machen. Die Geschichte von Jonathan Mann ist nicht nur ein Weckruf an die NFT-Community, sondern auch ein Spiegelbild der komplexen Herausforderungen, die sich aus der Schnittstelle von digitalem Vermögen und traditionellem Steuerrecht ergeben. Während NFTs und Kryptowährungen innovative und lukrative Möglichkeiten bieten, zeigen Fälle wie dieser die Notwendigkeit einer sorgfältigen Finanzplanung und fortlaufenden Steuerberatung auf.
Darüber hinaus illustriert Manns Fall, dass die Volatilität des Kryptomarkts bei der Planung von Liquidität und Steuerzahlungen nicht unterschätzt werden darf. Trotz des überwältigenden Erfolgs bei der Monetarisierung seiner kreativen Arbeit musste Mann eine schwere finanzielle und emotionale Belastung durchleben – mit wertvollen Lektionen für alle, die an den Finanzströmen der Blockchain-basierten Kunst und digitalen Assets teilhaben wollen. Die Notwendigkeit, sich frühzeitig über steuerliche Verpflichtungen im Zusammenhang mit Kryptowährungen zu informieren, wird von Experten betont, da jede Verzögerung oder Fehleinschätzung teuer werden kann. Die Tatsache, dass der IRS Kryptowährungsempfänge als reguläres Einkommen behandelt und keinen Ausgleich für Wertverluste nach dem Erhalt gewährt, ist für viele Kryptowährungsnutzer noch ungewohnt und birgt ein erhebliches Risiko. Insgesamt zeigt das Beispiel von Jonathan Mann, dass trotz der großen Chancen und des Potenzials von NFTs und Kryptowährungen im Bereich der kreativen Monetarisierung ein durchdachtes Vorgehen hinsichtlich Steuern und Finanzen unerlässlich ist.
Kreative sollten deshalb nicht nur an die künstlerische, sondern auch an die finanzielle Seite ihres Erfolges denken – inklusive der Vorsorge für Steuerbelastungen und des Schutzes vor Marktvolatilitäten. Nur so kann eine nachhaltige und profitable Karriere im Bereich der digitalen Kunst und NFT-Verkäufe gelingen.