Die Krypto-Branche erlebt weiterhin turbulente Zeiten, insbesondere angesichts der Insolvenz von FTX, einer der einst bedeutendsten Krypto-Börsen weltweit. Aktuell rückt das Unternehmen durch seine Rechtsstreitigkeiten mit den Firmen NFT Star und Delysium erneut in den Fokus der Öffentlichkeit. FTX setzt alles daran, Millionen in fehlenden Token zurückzuerlangen, die unter sogenannten Simple Agreements for Future Tokens (SAFT) vertragsgemäß geliefert werden sollten. Dieser Konflikt zeigt nicht nur die Komplexität solcher Vereinbarungen, sondern auch die immensen Herausforderungen, mit denen insolvente Krypto-Unternehmen konfrontiert sind, wenn sie nach ihrem Zusammenbruch Vermögenswerte wiedereinfangen müssen. FTX, das seit seinem spektakulären Kollaps im November 2022 in einem umfassenden Insolvenzverfahren steckt, unternimmt verschiedene rechtliche Schritte, um Vermögenswerte zurückzuholen.
Die Klagen gegen NFT Star und Delysium sind Teil einer größeren Strategie, um Gelder zu rekonstruieren und so die Interessen der Gläubiger bestmöglich zu schützen. Beide Unternehmen stehen im Zentrum von Anschuldigungen, weil sie laut FTX die vertraglich zugesagten Token nicht geliefert haben. NFT Star war Gegenstand eines Vertrags, bei dem FTXs Tochtergesellschaft Alameda Ventures über eine weitere Niederlassung namens Maclaurin Investments im November 2021 etwa 325.000 US-Dollar zahlte, um 1,35 Millionen SENATE-Tokens und 135 Millionen SIDUS-Tokens zu erwerben. Diese Token sind Teil des SIDUS HEROES Metaverse-Projekts, wobei SENATE als Governance-Token fungiert und SIDUS als In-Game-Währung genutzt wird.
Die SAFT-Vereinbarung sah vor, dass NFT Star 5 Prozent der Token zum Launch des Projekts am 15. Dezember 2021 bereitstellt und den Rest monatlich bis Oktober 2023 freigibt. Während anfänglich Token ausgeliefert wurden, brach die Verteilung nach der FTX-Insolvenz plötzlich ab. FTX behauptet, dass NFT Star somit noch über 831.691 SENATE und 83.
169.187 SIDUS Token verfügt, die nicht übergeben wurden. Die Nichtlieferung stellt nach Auffassung der Insolvenzverwalter nicht nur einen Vertragsbruch dar, sondern auch eine Verletzung der Insolvenzschutzbestimmungen. Deshalb fordert FTX sowohl die sofortige Rückgabe der Token als auch Schadenersatz. Dabei unterstreicht die Börse die bindende Natur der SAFT-Vereinbarungen und die rechtlichen Verpflichtungen, die diese auch in Insolvenzfällen mit sich bringen.
In ähnlicher Weise richtet sich die Klage gegen Delysium, eine auf KI-basierte Plattform, die FTX im Januar 2022 eine Million US-Dollar zahlte, um 75 Millionen AGI-Tokens zu erhalten. Der ursprüngliche Vertrag vereinbarte die Freigabe von 20 Prozent der Token nach einem zwölfmonatigen Cliff, gefolgt von vierteljährlichen Releases. FTX sieht sich jedoch mit einer willkürlichen Änderung des Vesting-Plans durch Delysium konfrontiert, die die Freigabephase auf insgesamt 48 Monate gestreckt haben soll – ohne Zustimmung von FTX. Zusätzlich wurde auf Discord kommuniziert, dass Delysium keine AGI-Token an FTX ausgeben werde, aufgrund der laufenden Insolvenz. Ironischerweise unterhält Delysium weiterhin ein Konto auf FTX.
com und hat im Insolvenzverfahren Forderungen über mehr als 243.000 US-Dollar angemeldet, was von FTX heftig kritisiert wird. Laut der Rechtsperspektive von FTX dürfen solche Ansprüche nur dann berücksichtigt werden, wenn Delysium seine Token-Lieferpflicht erfüllt. Andernfalls soll die Forderung abgelehnt werden. Die laufenden Rechtsstreitigkeiten verdeutlichen generelle Probleme bei Token-Vorverkäufen und der Regulierung digitaler Vermögenswerte.
SAFTs werden häufig genutzt, um vor Token-Launches Kapital einzusammeln, doch bieten sie angesichts der Intransparenz und unklarer rechtlicher Struktur ein Risiko. Der Fall zeigt, wie die Insolvenz von Krypto-Unternehmen die Position von Investoren und Partnern verschärfen kann und welche Hindernisse bei der Rückforderung von Vermögenswerten zu überwinden sind. Darüber hinaus sind die Klagen ein Beispiel für die wachsende Zahl an Rechtsstreitigkeiten im Krypto-Sektor, die oft auch Fragen zur Einhaltung von Vertragsrechten und zur Insolvenzabwicklung aufwerfen. FTX selbst hat nach der Insolvenz weitere Klagen gegen andere große Marktteilnehmer wie Binance eingereicht, um Gelder zurückzuerhalten. Diese breit angelegten juristischen Auseinandersetzungen spiegeln den tiefgreifenden Umbruch in der Branche wider und zeigen, wie wichtig präzise und rechtssichere Vereinbarungen für zukünftige Projekte sind.
Aus wirtschaftlicher Sicht wird der Ausgang dieser Verfahren für andere Krypto-Startups und Investoren Richtungsweisend sein. Eine konsequente Durchsetzung von SAFT-Verträgen in Insolvenzfällen könnte mehr Vertrauen in den Markt bringen, allerdings besteht das Risiko, dass Unternehmen künftig vorsichtiger bei Token-Drops und Vorverkäufen agieren. Die Balance zwischen Innovationsförderung und Verbraucherschutz bleibt somit eine der großen Herausforderungen der Branche. Für FTX ist die schnelle und vollständige Rückführung der fehlenden Token von erheblicher Bedeutung. Nicht nur stärkt dies die Vermögenslage des Insolvenzverfahrens, sondern es sichert auch die Auszahlungen an die vielen Geschädigten, die durch den Kollaps des einst mächtigen Handelsplatzes Verluste erlitten haben.