Die Bankenbranche in den Vereinigten Staaten befindet sich derzeit in einem tiefgreifenden Wandel. Seit Anfang 2024 haben mehrere große US-Banken begonnen, massiv Filialen zu schließen. Allein in den letzten Wochen wurden 65 Filialen geschlossen, insgesamt sollen bis Ende 2024 mehr als 1.000 Bankfilialen im ganzen Land ihren Betrieb einstellen. Dieser Trend wirft ein Licht auf die tiefgreifenden Veränderungen, die die Branche unter dem Einfluss digitaler Technologien, veränderter Kundenbedürfnisse und wirtschaftlicher Zwänge erfährt.
Bank of America führt die Liste der Filialschließungen an. Insgesamt hat das Finanzinstitut bereits 132 seiner Zweigstellen in diesem Jahr geschlossen. Besonders in den letzten drei Wochen haben Bank of America und US Bank mit jeweils 11 Filialschließungen den Höhepunkt ihrer diesjährigen Schließungsaktivitäten erreicht. Weitere namhafte Institute wie Wells Fargo, Citizens Bank und Associated Bank haben zwar weniger Filialen geschlossen, sind aber ebenfalls von dem Wandel betroffen. Der Bundesstaat Kalifornien ist am stärksten von den Schließungen betroffen und verzeichnet den Verlust von zehn Bankstandorten.
Pennsylvania folgt mit acht Filialen, während Florida und Ohio jeweils sechs Schließungen zu verzeichnen haben. Diese Regionen spiegeln das Ausmaß und die Tiefe der Umstrukturierung wider und zeigen, wie stark der physische Fußabdruck der Banken zugunsten digitaler Dienstleistungen zurückgeht. Die Ursachen für diesen rapiden Rückgang der physischen Bankfilialen sind vielschichtig. Einer der wichtigsten Gründe ist die zunehmende Verlagerung der Bankgeschäfte ins Internet. Immer mehr Kunden nutzen Online-Banking-Apps und digitale Zahlungsoptionen.
Dies führt dazu, dass Besuche in der Filiale seltener und oft auf spezifische, komplexe Anliegen beschränkt sind. Gleichzeitig steigt die Kostenbelastung für die Unterhaltung zahlreicher physischer Standorte, besonders in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und eines zunehmend digitalen Marktes. Die Daten der US-amerikanischen Aufsichtsbehörde Office of the Comptroller of the Currency (OCC) bestätigen diesen Trend eindrucksvoll. Seit 2018 verzeichnet die Branche im Durchschnitt jährlich mehr als 1.600 Nettonettoschließungen von Filialen.
Experten gehen davon aus, dass diese Entwicklung langfristig dazu führen könnte, dass die letzte physische Bankfiliale in den USA bereits in den kommenden zwei Jahrzehnten geschlossen wird – konkret könnte dies bereits bis zum Jahr 2041 Realität sein. Das Kundenverhalten hat sich dramatisch verändert. Während ältere Kunden noch häufig die Filiale zum Einzahlen von Schecks oder zum Abheben von Bargeld aufsuchen, bevorzugen viele jüngere Generationen digitale Alternativen. Diese Entwicklung zwingt Banken dazu, ihr Filialnetz zu überprüfen, Filialen zu konsolidieren und gleichzeitig ihre digitalen Angebote auszubauen. Die Filialschließungen folgen dabei einem strategischen Muster.
Banken evaluieren ihre physische Präsenz in verschiedenen Marktregionen und identifizieren Standorte mit geringer Rentabilität oder niedrigem Kundenverkehr. In manchen Fällen werden benachbarte Filialen geschlossen und an einem zentraleren oder besser zugänglichen Standort zusammengelegt, um Kosten zu sparen und gleichzeitig einen angemessenen Service aufrechtzuerhalten. Banken wie US Bank betonen jedoch, dass trotz der Schließungen im physischen Bereich auch neue Filialen eröffnet werden können und ein Ausbau der digitalen Fähigkeiten der Priorität eingeräumt wird. Der Schwerpunkt liegt klar darauf, eine nahtlose digitale Kundenerfahrung zu schaffen, die den veränderten Bedürfnissen der Nutzer gerecht wird und gleichzeitig den persönlichen Service für komplexere Dienstleistungen gewährleistet. Die detaillierte Auflistung der Filialschließungen von Mitte Oktober bis Anfang November 2024 zeigt die Bandbreite der betroffenen Institute und Standorte.
Von Chicago über Kalifornien bis Texas sind Filialen betroffen. Zu den geschlossenen Einrichtungen zählen unter anderem Bank of America Filialen in Oceanside, Fort Myers und Philadelphia, US Bank Standorte in San Francisco, Pleasantville und Hayward sowie zahlreiche Schließungen von Citizens Bank in Pennsylvania. Selbst große Banken wie JPMorgan Chase, Wells Fargo oder PNC Bank beteiligen sich an dieser Entwicklung. Diese breite und multinationale Beteiligung unterstreicht die Tatsache, dass die Filialschließungen kein vorübergehendes Phänomen, sondern eine tiefgreifende Branchentransformation sind. Die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Schließungen könnten regional unterschiedlich ausfallen.
In einigen Städten, vor allem solchen mit geringerer Internetdurchdringung oder älterer Bevölkerungsstruktur, können Bankfilialen für viele Menschen nach wie vor wichtige Anlaufstellen für Finanzdienstleistungen darstellen. Der Abbau physischer Geschäfte kann dort unter Umständen den Zugang zu schnellen Finanzdienstleistungen erschweren. Umso wichtiger werden lokale Maßnahmen und innovative Modelle wie digitale Beratungszentren oder mobile Bankdienste, um die Finanzinklusion zu gewährleisten. Für die Bankangestellten bedeutet der Abbau von Filialen oft Arbeitsplätze zu verlieren oder eine Versetzung an andere Standorte anzutreten. Dies sind zusätzliche soziale Herausforderungen, die durch den technologischen Fortschritt hervorgerufen werden.
Banken stehen somit nicht nur vor der Aufgabe, ihre Geschäftsmodelle an neue Kundenerwartungen anzupassen, sondern auch soziale Verantwortung im Wandel zu übernehmen. Die Filialschließungen sind Teil eines globalen Trends im Bankensektor. Weltweit beobachten Finanzinstitute einen Rückgang des physischen Banknetzwerks zugunsten digitaler Angebote. Die Corona-Pandemie hat diesen Trend außerdem beschleunigt, da viele Kunden gezwungen waren, auf digitale Kanaloptionen umzusteigen. Die Geschwindigkeit der Transformation ist immens, und Banken investieren massiv in Technologien wie Mobile Banking, Künstliche Intelligenz und automatisierte Beratungstools, um im Wettbewerb zu bestehen.
Schließlich ist die Rückkehr zur Filiale für viele Bankkunden nicht mehr die Regel, sondern die Ausnahme. Selbst komplexe Bankgeschäfte lassen sich zunehmend digital erledigen, von Kreditvergabeprozessen über Investitionsberatung bis hin zu Versicherungsabschlüssen. Dies forciert den Umbau des Filialnetzes und eröffnet gleichzeitig Chancen für innovative, flexible Banklösungen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der massive Abbau von Bankfilialen in den USA bis Ende 2024 kein vorübergehendes Phänomen ist, sondern die logische Folge eines tiefgreifenden Strukturwandels im Bankensektor. Getrieben von Digitalisierung, veränderten Kundenbedürfnissen und wirtschaftlichen Faktoren, wird die physische Präsenz der Banken in den kommenden Jahren weiter zurückgehen.
Anbieter, Kunden und Regionen müssen sich auf diese Veränderungen einstellen und neue Wege finden, um Finanzdienstleistungen zugänglich, effizient und sicher zu gestalten. Die Zukunft des Bankwesens in den USA ist digital – aber der Weg dorthin verlangt kluge Strategien und ein neues Verständnis von Kundenservice und finanzieller Inklusion.