Die jüngsten Zollsteigerungen auf chinesische Importe haben eine Welle der Unsicherheit und des finanziellen Drucks unter kleinen US-Unternehmen ausgelöst, die auf Produkte aus China angewiesen sind. Besonders erschreckend ist dabei die drastische Erhöhung der Zollsätze durch die US-Regierung, die im April 2025 die Abgaben auf chinesische Waren auf bis zu 145 % anhob. Diese Maßnahme, die ursprünglich dem Schutz der heimischen Industrie dienen sollte, trifft nun vor allem kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) mit voller Wucht und droht, ganze Geschäftsmodelle zum Einsturz zu bringen. Kleine Händler und Hersteller, deren Margen ohnehin sehr gering sind, sehen sich mit enormen Herausforderungen konfrontiert. Die drastischen Zollsteigerungen haben zu massiven Kostensteigerungen geführt, die nur teilweise an die Endkunden weitergegeben werden können.
Viele kleine Unternehmen kämpfen daher mit schwindenden Lagerbeständen, zunehmenden offenen Rechnungen und verzögerten Warenlieferungen, was die Geschäftstätigkeit stark beeinträchtigt. Ein prägnantes Beispiel bietet das Familienunternehmen WS Game Co. aus Massachusetts. Dieses Unternehmen hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2000 durch die Lizenzierung bekannter Brettspiele wie Monopoly oder Candy Land einen Namen gemacht. Die Herstellung all dieser Spiele erfolgt in China, was sich aktuell als gravierender Nachteil erweist.
Durch die neuen Zölle hat das Unternehmen innerhalb von nur wenigen Wochen erhebliche Umsatzeinbußen erlitten. Mehrere Container mit fertigen Spielen im Wert von 500.000 US-Dollar stecken in China fest, ohne Aussicht auf baldige Freigabe. Außerdem hat WS Game den Verlust von Aufträgen in Höhe von 16 Millionen Dollar zu verkraften, nachdem einige der größten US-Händler ihre Bestellungen stornierten. Für ein Familienunternehmen mit 22 Mitarbeitern bedeutet diese Situation existenzielle Bedrohung.
Der Geschäftsführer Jonathan Silva warnt, dass dem Unternehmen nur noch wenige Monate liquide Mittel zur Verfügung stehen, falls sich die Lage nicht entschärft. Die Verzweiflung in solchen Fällen ist spürbar, denn kleine Unternehmen verfügen oft nicht über die finanziellen oder logistischen Möglichkeiten, um kurzfristig die Produktion an andere Standorte zu verlagern oder alternative Lieferketten aufzubauen. Auch im Bereich der Wohnkultur trifft die Zollpolitik besonders hart. Jeremy Rice, Mitinhaber des Geschäfts House in Lexington, Kentucky, das sich auf Kunstblumen spezialisiert hat, berichtet von erheblichen Preissteigerungen bei seinen Lieferanten. Rund 90 Prozent seiner angebotenen Waren stammen aus China.
Während einige größere Anbieter einen Teil der gestiegenen Zollkosten absorbieren, erhöhen andere ihre Preise um 20 bis 25 Prozent. Kleinere Händler planen demnach sogar noch höhere Preisanpassungen. Für Rice und andere Geschäftsinhaber bedeutet das steigende Einkaufskosten, die sie nur bedingt an Kunden weitergeben können, ohne die Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Die Unsicherheit durch häufige politische Wendungen erschwert die Situation zusätzlich. Nachdem Präsident Donald Trump zuletzt angekündigt hatte, die Zölle „substanziell“ senken zu wollen, kam kurzzeitiger Optimismus auf.
Der Aktienmarkt reagierte mit einem Aufschwung. Für kleine Unternehmen, die meist mit sehr knappen finanziellen Reserven arbeiten, ist die Unbeständigkeit jedoch kaum zu verkraften. Schwankungen und unklare Perspektiven führen zu einer Verunsicherung, die Investitionen und langfristige Planungen nahezu unmöglich macht. Die digitale Vernetzung von Handelsbeziehungen und die Abhängigkeit von international funktionierenden Lieferketten erhöhen die Anfälligkeit für solche externen Schocks zusätzlich. Die Auswirkungen der massiven Zollsteigerungen erstrecken sich weit über die sofortigen finanziellen Belastungen hinaus.
Gekündigte Großaufträge, Lieferverzögerungen und steigende Preise bei Material und Waren bedeuten für viele kleine Unternehmen einen erheblichen Vertrauensverlust bei Kunden und Handelspartnern. Die Folge: Ein Kreis aus Umsatzrückgängen, finanziellen Engpässen und langfristiger Existenzangst. Ob im Bereich Spielwaren, Wohnaccessoires oder anderen Importbranchen, viele Firmen berichten von Pleitegefahr und nahezu verzweifelter Suche nach Auswegen. Auch wenn der Handel mit China nur ein Teil der US-Importlandschaft ist, hat dieser Sektor aufgrund der hohen Abhängigkeit von chinesischen Produkten eine besonders kritische Bedeutung. China ist für viele Branchen der Hauptlieferant, insbesondere bei elektronischen Geräten, Spielwaren, Bekleidung und Haushaltswaren.
Die neuen Zölle haben hier nicht nur Auswirkungen auf die Preise, sondern auch auf die Verfügbarkeit und Qualität der angebotenen Waren, da Hersteller und Lieferanten mit den neuen Rahmenbedingungen oft überfordert sind oder die Kostensteigerungen an ihre Abnehmer weitergeben müssen. Unternehmen, die bisher auf billige und zuverlässige chinesische Lieferanten setzen konnten, müssen jetzt vermehrt nach Alternativen suchen. Doch die Verlagerung von Produktionen oder der Aufbau neuer Lieferketten ist mit erheblichen Investitionen verbunden und kann nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Für kleine und familiengeführte Unternehmen ist das meist keine Option, da Ressourcen und Know-how limitiert sind. Die Folge ist oft, dass kleine Unternehmer mit dem Rücken zur Wand stehen und auf beschädigte Geschäftsbeziehungen und schrumpfende Gewinne reagieren müssen.
Zusätzlich belasten viele Unternehmen Verzögerungen und Blockaden bei der Zollabfertigung, was zusätzlich Lagerkosten in den Ursprungsländern verursacht und die sofortige Versorgung verkompliziert. Das Risiko, dass Container mit teils fertigen Produkten in chinesischen Häfen liegen bleiben oder erst nach Monaten freigegeben werden, führt zu einer gefährlichen Planungslosigkeit. Gerade bei produzierenden Unternehmen oder Händlern mit saisonalen Produkten kann das fatale Folgen haben. Lagerausfälle zur falschen Zeit können den gesamten Geschäftserfolg aufs Spiel setzen. Während große internationale Konzerne meist über vielfältige Standorte und Lieferanten verfügen und in der Lage sind, solche Herausforderungen mit Umschichtungen und großen Ressourcen zu bewältigen, fehlt es kleinen Betrieben oft an Alternativen.
Ihr wirtschaftliches Überleben hängt häufig von wenigen Produkten oder einzelnen Lieferanten ab, was sie extrem verwundbar macht. Verbleibt die tarifpolitische Unsicherheit, wird die Anzahl der Unternehmensaufgaben wahrscheinlich steigen. Diese Entwicklung bedroht nicht nur Arbeitsplätze, sondern schwächt auch die Vielfalt und Innovationskraft der heimischen Wirtschaft. Experten fordern daher dringend politische Maßnahmen, die auf Stabilität und Planungssicherheit abzielen, um kleine Unternehmen vor der Abwärtsspirale zu bewahren. Auch ein Dialog zwischen Politik, Wirtschaft und Handel sei notwendig, um praktikable Lösungen zu finden, die zwar nationale Interessen schützen, aber gleichzeitig den Bedürfnissen kleiner Unternehmer gerecht werden.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in den kommenden Monaten entwickelt. Die Hoffnung vieler kleiner Unternehmer liegt darauf, dass es politische Entscheidungen geben wird, die die Zölle reduzieren oder zumindest entschärfen, damit sie ihre Geschäfte wieder planbar führen und zukunftssicher gestalten können. Bis dahin sehen sich viele jedoch weiter mit dem Gefühl konfrontiert, „nirgendwohin drehen“ zu können, gefangen in einem System, das ihre Existenz bedroht und ihnen die Luft zum Atmen nimmt.