Die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC hat ein wegweisendes Verfahren gegen das Krypto-Projekt Unicoin sowie drei hochrangige Führungskräfte eingeleitet. Die Anklage wirft ihnen vor, über 100 Millionen US-Dollar durch betrügerische Verkaufspraktiken bei einer Token-Veranstaltung eingenommen zu haben, wobei systematisch falsche und irreführende Informationen verwendet wurden, um Investoren zu täuschen. Im Zentrum des Falls steht die Behauptung, dass die ausgegebenen Unicoin-Token durch Immobilienvermögen im Milliardenbereich gestützt seien – eine Aussage, die sich laut Untersuchungen der SEC als unbegründet herausgestellt hat. Stattdessen lagen die realen Vermögenswerte nur in einem Bruchteil der angegebenen Werte vor. Die Vorwürfe gegen Unicoin werfen ein Schlaglicht auf die weiterhin bestehende Problematik von undurchsichtigen Angeboten und Betrugsfällen im expandierenden Krypto-Markt, die Regulierungsbehörden zum Handeln veranlassen.
Die Beschuldigten umfassen die wichtigsten Entscheidungsträger des Unternehmens: den CEO und Vorsitzenden des Verwaltungsrats Alex Konanykhin, die ehemalige Präsidentin und Vorsitzende Silvina Moschini sowie den ehemaligen Chief Investment Officer Alex Dominguez. Laut SEC erstreckten sich die mutmaßlichen Verstöße von Februar 2022 bis in die Gegenwart, wobei umfangreiche Marketingkampagnen eingesetzt wurden, um Tausende Anleger von der Sicherheit und Profitabilität der angeblichen „nächsten Generation“ von Kryptoanlagen zu überzeugen. Eine der zentralen Behauptungen seitens Unicoin war die Ausgabe sogenannter Rechtezertifikate, die nach Unternehmensangaben durch wertvolle Immobilienportfolios abgesichert sein sollten. Die SEC stellte jedoch fest, dass diese Absicherung in Wahrheit nicht existierte und die Angaben zum Umfang der Zertifikatsverkäufe maßgeblich überhöht wurden. Während in Werbematerialien mehr als drei Milliarden US-Dollar an Zertifikatsverkäufen propagiert wurden, lagen die tatsächlichen Einnahmen bei lediglich etwa 110 Millionen US-Dollar.
Darüber hinaus wurden die Angebote fälschlicherweise als bei der SEC registriert dargestellt, was ebenfalls falsche Sicherheitsgarantien suggerierte. Die Marketingmaßnahmen von Unicoin waren breit gestreut und zielten auf maximale Sichtbarkeit ab. So wurden Werbespots und Plakate an hochfrequentierten Orten wie großen Flughäfen, Taxen in New York City sowie in sozialen Medien und Fernsehsendern geschaltet. Diese aggressive und weitreichende Promotion führte dazu, dass mehr als 5.000 Anleger angelockt wurden, die Rechtezertifikate als sichere und lukrative Investitionsmöglichkeit kauften.
Für viele dieser Investoren erwiesen sich die Verträge jedoch als illusorisch, da ein Großteil der versprochenen Transaktionen und Vermögenswerte gar nicht existierte. Das rechtliche Vorgehen der SEC umfasst nicht nur die Unicoin GmbH als Unternehmen, sondern auch die persönlich haftbaren Führungskräfte. Alex Konanykhin wird zudem vorgeworfen, gegen geltende Wertpapiergesetze verstoßen zu haben, indem er rund 38 Millionen seiner eigenen Rechtezertifikate zu stark reduzierten Preisen verkauft hat. Zudem soll er gezielt Investoren angesprochen haben, die das Unternehmen zuvor ausgeschlossen hatte, um eine Registrierungspflicht zu umgehen. Dieses Verhalten stellt einen weiteren erheblichen Verstoß gegen die Bundeswertpapiergesetze dar.
Darüber hinaus richtet sich die SEC auch gegen Richard Devlin, den ehemaligen General Counsel von Unicoin. Ihm wird vorgeworfen, fahrlässig fehlerhafte Angaben in den privaten Platzierungsunterlagen wiederholt zu haben. Obwohl Devlin die Vorwürfe weder zugibt noch bestreitet, hat er einer gerichtlichen Entscheidung zugestimmt, die eine dauerhafte Unterlassungsverfügung sowie die Zahlung einer Geldstrafe in Höhe von 37.500 US-Dollar umfasst. Die Einbeziehung des Rechtsberaters verdeutlicht die Breite und Tiefe der Aufsichtsmaßnahmen und die Bedeutung von Compliance auch auf juristischer Ebene.
Der Fall Unicoin hebt sich von früheren SEC-Verfahren gegen unregistrierte Token-Angebote ab. Bei bekannten Fällen wie Telegram oder Kik lag die zentrale Problematik in der fehlenden Registrierung der Token-Verteilung. Unicoin hingegen steht exemplarisch für einen umfangreicheren Betrug, bei dem nicht nur die Registrierungspflichten missachtet, sondern auch eine komplexe Vermarktungsstrategie aufgebaut wurde, die gezielt mit falschen Versprechen zu realem Vermögensbesitz Vertrauen schaffen sollte. Es ist eine Strategie, die nicht nur das Vertrauen der Anleger in digitale Vermögenswerte erschüttert, sondern auch die Glaubwürdigkeit des noch jungen Krypto-Sektors insgesamt gefährdet. Die SEC verfolgt mit der Anklage das Ziel, die Verantwortlichen dauerhaft von der Leitung von Wertpapiergesellschaften auszuschließen, ihnen die widerrechtlich erzielten Gewinne abzunehmen und sie mit empfindlichen Geldstrafen zu belegen.
Das damit verbundene Strafmaß soll nicht nur als Sanktion dienen, sondern auch präventiv wirken, indem es andere Akteure am Markt von ähnlichen Praktiken abschreckt. Die Relevanz des Falls für den globalen Kryptomarkt ist nicht zu unterschätzen. Immer wieder geben Betrugsfälle Anlass zu Forderungen nach strengerer Regulierung, und die SEC macht deutlich, dass illegale Finanzprodukte und Täuschungen auch im neuen, digitalen Umfeld nicht toleriert werden. Anleger sind daher gut beraten, bei Investitionen in Kryptowährungen oder tokenisierte Vermögenswerte sehr genau zu prüfen, welche Echtheitsnachweise und regulatorischen Freigaben vorliegen. Die Vorstellung, dass bestimmte Token durch reale Vermögenswerte „gesichert“ sind, sollte nicht blindlings geglaubt werden, sondern muss durch entsprechende Nachweise belegt sein.
Der Fall Unicoin unterstreicht, dass trotz der Chancen, die die Digitalisierung der Finanzwelt bietet, die üblichen Regeln zur Transparenz und Anlegerinformationen weiterhin gelten. Für die Zukunft des Krypto-Sektors ist es essenziell, dass Betrugsversuche konsequent aufgedeckt werden und strafrechtliche Konsequenzen folgen. Nur so kann das notwendige Vertrauen bei Investoren und der breiten Öffentlichkeit gewahrt bleiben. Insgesamt zeigt die SEC-Anklage gegen Unicoin exemplarisch, wie wichtig eine sorgfältige und kritische Prüfung von Krypto-Projekten vor einer Investition ist. Anonyme Versprechen, aggressive Werbekampagnen und undurchsichtige Verkaufsstrukturen sollten stets Anlass zu Vorsicht sein.
Mit einem wachsamen und informierten Blick können Anleger besser geschützt werden und zur nachhaltigen Entwicklung des Marktes beitragen.