In den letzten Jahren hat die rasant wachsende Beliebtheit von Kryptowährungen sowohl Investoren als auch Betrüger angezogen. Die dezentrale Natur von Kryptowährungen, verbunden mit der Anonymität und Schnelligkeit der Transaktionen, schafft optimale Voraussetzungen für betrügerische Aktivitäten. Besonders Investmentbetrug im Zusammenhang mit Kryptowährungen ist zu einer ernsthaften Bedrohung für Anleger aller Altersklassen geworden und führt zu milliardenschweren Verlusten weltweit. Der Ursprung vieler Fälle liegt oft in scheinbar harmlosen Kontakten. So berichten Betroffene, dass sie durch eine harmlose Textnachricht oder eine unerwartete Freundschaftsanfrage in sozialen Medien in langwierige Gespräche verwickelt wurden.
Diese Kommunikation dient dazu, Vertrauen aufzubauen und den Eindruck von Seriosität zu vermitteln. Zahlreiche Opfer werden dabei in sogenannte „Pig Butchering“-Scams verwickelt, eine perfide Masche, bei der Betrüger über längere Zeiträume enge Bindungen zu ihren Opfern eingehen, um sie dann zu Investitionen in fingierte Kryptowährungsprojekte zu bewegen. Der Begriff „Pig Butchering“ stammt aus dem Englischen und beschreibt das langsam heranziehen und schließlich schlachten von Schweinen – eine passende Metapher für den schleichenden Vertrauensaufbau bis zur finalen Ausplünderung. Ein zentraler Aspekt, der Investmentbetrug mit Kryptowährungen so erfolgreich macht, ist die täuschend echte Präsentation falscher Vermögenszuwächse. Über gefälschte Websites oder manipulierte Apps werden hohe Renditen vorgetäuscht.
Opfer sehen vermeintlich stetig wachsende Guthaben, die sie schließlich noch zu weiteren Einzahlungen verleiten. Echter Zugriff auf die angezeigten Gewinne ist jedoch oft nicht möglich oder wird mit der Aufforderung zu weiteren Gebühren oder Steuern verzögert. Viele verlieren damit nicht nur ihre anfänglichen Investitionen, sondern auch weitere Gelder, die sie entrichten, um an nicht existierende Profite zu kommen. Die Staatsbehörden weltweit warnen eindrücklich vor dieser Entwicklung. Der Bericht der FBI aus dem Jahr 2023 verdeutlicht, dass Kryptowährungsbetrug zwar nur etwa zehn Prozent aller gemeldeten Finanzbetrugsfälle ausmacht, jedoch fast die Hälfte aller finanziellen Verluste verursacht.
Insgesamt wurden 2023 Verluste im Bereich von 5,6 Milliarden US-Dollar erfasst, ein Anstieg von 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Trend hat sich 2024 sogar weiter verschärft und stellt mit einem Verlustvolumen von 5,7 Milliarden US-Dollar die größte Kategorie von Investmentbetrug dar. Besonders alarmierend ist auch die Zunahme hochentwickelter Betrugsmethoden, die neue technische Möglichkeiten wie Künstliche Intelligenz (KI) und Social-Engineering-Techniken nutzen. KI kommt vermehrt zum Einsatz, um Stimmen zu imitieren, Gesichter zu manipulieren oder glaubwürdige Videobotschaften zu erzeugen, wodurch Betrug noch schwerer zu erkennen ist. Diese „Deepfake“-Technologien erlauben es Betrügern, Familienmitglieder, Freunde oder prominente Persönlichkeiten glaubhaft zu imitieren und somit das Vertrauen ihrer Opfer zu gewinnen.
Callcenter, die international operieren, tragen zu dem Problem bei. Untersuchungen zeigen, dass solche Zentren oft wie professionelle Unternehmen agieren, inklusive Marketingabteilungen und gefälschter Dokumente, um seriös zu wirken. Sie produzieren gezielte Online-Anzeigen, die über soziale Medien verbreitet werden, um insbesondere unerfahrene Nutzer mit Schönfärbereien und Versprechen von schnellem Geld zu ködern. Auf diese Weise entsteht ein komplexes Netzwerk, das Investoren in die Irre führt und die Rückverfolgung gestohlener Gelder erschwert. Das Risiko, Opfer eines solchen Betrugs zu werden, ist zwar bei allen Altersgruppen präsent, doch vor allem ältere Erwachsene erleiden die größten finanziellen Schäden.
Die Daten zeigen, dass Investoren über 60 Jahre mehr als eine Milliarde Dollar an Verlusten melden, was deutlich über dem Durchschnitt liegt. Das kann mit einer geringeren Sensibilität gegenüber digitalen Technologien oder mit einem erhöhten Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen begründet werden. Besonders perfide ist, dass Betrüger teilweise romantische Beziehungen vortäuschen, um Opfer emotional zu binden und so ihr Verhalten gezielt zu manipulieren. Um sich vor solchen Betrugsformen zu schützen, ist es entscheidend, bei Investitionsangeboten Vorsicht walten zu lassen, insbesondere wenn diese von unbekannten Personen kommen und auf Kryptowährungen bestehen. Das Versprechen von garantierten oder sehr hohen Renditen ohne Risiko sollte stets als Warnsignal verstanden werden.
Vorschnelle Entscheidungen sollten vermieden werden, da Betrüger häufig Druck ausüben, um kritisches Nachdenken zu verhindern. Zudem empfiehlt es sich, die Legitimität von Plattformen und Projekten gründlich zu prüfen und Bewertungen oder Erfahrungsberichte unabhängiger Quellen einzuholen. Bei Verdacht auf Betrug ist es wichtig, umgehend Anzeige zu erstatten und alle relevanten Informationen und Belege bereitzustellen. Plattformen wie die Internet Crime Complaint Center (IC3) des FBI oder die Betrugsmeldestelle der Federal Trade Commission (FTC) in den USA bieten dafür entsprechende Meldeportale an. Auch Verbraucherzentralen unterstützen Betroffene zunehmend mit Aufklärungsangeboten und Hilfestellungen.
Mit wachsender Bekanntheit und Verbreitung von Kryptowährungen muss auch die öffentliche Aufklärung über Risiken und Schutzmaßnahmen intensiviert werden. Finanzielle Bildung sollte insbesondere älteren Bevölkerungsgruppen verstärkt zugänglich gemacht werden, um das individuelle Betrugsrisiko zu reduzieren. Gleichzeitig müssen Gesetzgeber und Behörden die technologischen Entwicklungen verfolgen und geeignete Rahmenbedingungen schaffen, um Betrügern effektiv das Handwerk zu legen. Im Kerngeschäft von Kryptowährungen steht sicherlich Innovation und das Potenzial, traditionelle Finanzsysteme zu ergänzen oder zu verändern. Jedoch darf die Faszination über die revolutionären Technologien nicht dazu führen, Warnhinweise zu übersehen oder euphorischen Versprechungen blind zu vertrauen.