Im ersten Quartal des Jahres 2025 hat die US-amerikanische Wirtschaft eine Kontraktion von 0,3 Prozent auf Jahresbasis erlebt, wie vom US-Handelsministerium veröffentlicht wurde. Diese Schrumpfung markiert einen bedeutenden Wendepunkt, der vor allem durch das ungewöhnlich starke Wachstum der Importe vor der Einführung neuer Handelszölle ausgelöst wurde. Unternehmen in den USA haben Ende des vergangenen Jahres und Anfang dieses Jahres verstärkt ausländische Waren eingekauft, um sich vor den am 2. April eingeführten umfassenden Zöllen zu schützen. Dieser sogenannte „pre-tariff jump“ führte zu einer Verzerrung der Handelsbilanz und belastete letztlich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) negativ.
Die Wirtschaftsleistung in den USA wird dabei stark von Importen und Exporten beeinflusst. Wenn sich Unternehmen zu einer verstärkten Einfuhr von Gütern entschließen, um der möglichen Verteuerung durch Zölle zuvorzukommen, steigt die Importquote in kurzer Zeit an. Das führt zwar kurzfristig zu einem erhöhten Warenbestand, drückt aber auf das Wirtschaftswachstum, da der Nettobeitrag des Außenhandels zum BIP sich verschlechtert. Gleichzeitig verzeichnete der private Konsum im gleichen Zeitraum zwar einen Anstieg von 1,8 Prozent – die langsamste Wachstumsrate seit dem zweiten Quartal 2023. Dies deutet auf eine abgeschwächte Kaufkraft und eine nachlassende Zuversicht der Verbraucher hin, die angesichts steigender Preise und wachsender Unsicherheiten ihre Ausgaben zurückhalten.
Hohe Preise, insbesondere bei lebenswichtigen Gütern und Energie, sowie steigende Inflationsraten haben das reale Einkommen der Haushalte entscheidend belastet. Die sogenannte Kern-PCE-Inflation, die volatile Nahrungsmittel- und Energiepreise ausklammert, stieg im ersten Quartal um 3,5 Prozent – deutlich über dem Zielwert der US-Notenbank von 2 Prozent. Eine solche Inflation schwächt die Kaufkraft der Verbraucher und stellt eine Herausforderung für die Geldpolitik dar. Auch die Unsicherheit auf Seiten der Unternehmen wirkt sich hemmend auf Investitionen aus. Ein zögerliches Investitionsverhalten resultiert aus der Unklarheit über die zukünftige Handels- und Zollpolitik sowie die wirtschaftliche Gesamtlage.
Besonders betroffen sind Exporte, allen voran diejenigen nach China, einem der wichtigsten Handelspartner der USA. Die geplanten oder bereits eingeführten Zölle auf Waren aus zahlreichen Ländern, darunter auch hohe Strafzölle von bis zu 145 Prozent auf chinesische Produkte, führen dazu, dass Handelsströme beeinträchtigt und Lieferketten gestört werden. Experten von Pantheon Macroeconomics prognostizieren, dass bei einem vollständigen Inkrafttreten der zusätzlichen Zölle ab Juli eine Phase wirtschaftlicher Stagnation folgt, die die Gefahr einer Rezession birgt. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts könnte sich bis zum Ende des Jahres auf weniger als ein Prozent verlangsamen. Solche Aussichten führen zu einer ernüchternden Stimmung am Markt und in der Politik.
Präsident Donald Trump, der die Zollmaßnahmen initiiert hat, kritisiert die wirtschaftlichen Rückschläge als Folge der vorherigen Regierung – vor allem des Biden-Overhangs – und appelliert an Geduld, bis ein neuer Aufschwung einsetzt. Die Realität ist jedoch komplexer. Verbraucher erwarten laut jüngsten Umfragen des Conference Board eine pessimistische wirtschaftliche Entwicklung. Die Indikatoren für die Erwartungen an zukünftige Geschäftslage, Arbeitsplatzsituation und Einkommen erreichen den tiefsten Stand seit über einem Jahrzehnt. Diese schwachen Verbraucherprognosen wirken sich auf Konsum, Investitionen und die wirtschaftliche Dynamik aus.
Die logistischen Herausforderungen spielen ebenfalls eine Rolle. Der erwähnte Anstieg der Importe in Erwartung der Zölle hat Kanäle wie den Suezkanal stärker belastet, der als einer der wichtigsten Engpässe im weltweiten Handel gilt. Verzögerungen und Unsicherheiten in den Lieferketten führen zu zusätzlichen Kosten und Risiken für Unternehmen. Die Rolle der Handelspolitik als Instrument zur Durchsetzung nationaler Interessen wird von dieser Entwicklung infrage gestellt. Zwar sollen Zölle den inländischen Markt schützen und Arbeitsplätze sichern, doch kurzfristige Wirtschaftskennzahlen zeigen, dass Handelshemmnisse gegenwärtig vor allem Erstverkaufseffekte verursachen und eine ausgetrocknete Investitionslandschaft.
Verbraucher leiden unter den höheren Kosten importierter Waren, und Unternehmen müssen ihre strategischen Entscheidungen unter Unsicherheit treffen. Der Ausblick für die US-Wirtschaft ist demnach von mehreren Unsicherheitsfaktoren geprägt. Dazu gehören die weitere Entwicklung der Inflationsrate, die Reaktion der US-Notenbank auf das Preisniveau, die wirtschaftlichen Beziehungen und politische Verhandlungen mit Handelspartnern sowie die Reaktion der globalen Märkte. Eine längere Periode eingeschränkten Wirtschaftswachstums könnte die soziale und wirtschaftliche Stabilität beeinträchtigen. In diesem Kontext gewinnen alternative Handelsabkommen, die Diversifizierung von Lieferketten und die Förderung inländischer Produktion an Bedeutung.