Die HMAS Canberra, das größte Kriegsschiff der Royal Australian Navy, geriet Anfang Juni während einer Durchfahrt durch die Cookstraße zwischen Neuseelands Nord- und Südinsel in die Schlagzeilen. Das 230 Meter lange Flaggschiff der australischen Marine verursachte unbeabsichtigt erhebliche Störungen auf drahtlosen Internet- und Funkdiensten in verschiedenen Regionen Neuseelands. Die Reaktionen und Abläufe rund um diesen Vorfall bieten wertvolle Einblicke in die zunehmende Komplexität der Nutzung des Funkfrequenzspektrums sowie in die Herausforderungen bei der Koordination militärischer und ziviler Technologien. Am frühen Mittwochmorgen, etwa gegen 2 Uhr, registrierten lokale Internetanbieter in Neuseeland plötzliche Unterbrechungen, die sich über die Taranaki-Region auf der Nordinsel ebenso wie auf Teile der Marlborough-Region der Südinsel auswirkten. Die Störungen betrafen vor allem drahtlose Netzwerke, die im 5-GHz-Band operieren – einem Frequenzbereich, der häufig für drahtlose Internetzugänge genutzt wird.
Ursache für die Ausfälle war die Navigationselektronik bzw. das Radar der HMAS Canberra. Das Besondere an diesem Ereignis war die Art der Interferenz: Die Radarstrahlung des Kriegsschiffs beeinträchtigte die 5-GHz Wireless Access Points in den betroffenen Gebieten. Diese Geräte sind entscheidend, da sie als Brücke zwischen kabelgebundenen Netzwerken und kabellosen Endgeräten fungieren und somit den Internetzugang ermöglichen. Durch die Störung wurden sie ausgelöst, einen eingebauten Schutzmechanismus zu aktivieren, der die Geräte offline schaltet.
Dieser Sicherheitsmechanismus ist bekannt und wurde bewusst implementiert, um sicherzustellen, dass der Funkverkehr zivilen und militärischen Systemen nicht im Wege steht. Die örtlichen Anbieter und Behörden reagierten umgehend. Die neuseeländische Radio Spectrum Management Behörde, eine Institution des Business-Ministeriums, wurde informiert und leitete die Meldung an die neuseeländischen Verteidigungsbehörden weiter. Kurz darauf wurde der australische Verteidigungsapparat involviert. Nach der Benachrichtigung änderte die HMAS Canberra ihre Radarfrequenzen, um die Interferenz zu beenden.
Dies führte relativ schnell zur Rückkehr der Dienste in der betroffenen Gegend, und langfristige Störungen wurden ausgeschlossen. Der Vorfall wirft doch einige interessante Fragen auf, angefangen bei der Koordination der Funkfrequenzen zwischen militärischen und zivilen Nutzungen in Grenzregionen und international genutztem Luftraum und Gewässern. Neuseeländische ISPs hoben hervor, dass es selten sei, dass ein militärisches Radar direkt und derart großflächig auf zivile Netzwerke durchschlägt. Matthew Harrison, Geschäftsführer eines neuseeländischen Internetanbieters, bezeichnete das Ereignis als ungewöhnlich und verblüffend, da militärische Radartechnologie üblicherweise durch Schutzmaßnahmen und Frequenzkoordination zivilen Diensten keine größeren Probleme bereitet. Der Vorfall verdeutlicht, wie empfindlich das Frequenzspektrum und insbesondere das 5-GHz-Band in Neuseeland ist.
Dieses Frequenzband wird in ländlichen Gegenden häufig auch für Festnetz-WLAN-Anschlüsse genutzt, da diese Regionen weniger alternative Glasfasernetze zur Verfügung haben. Somit sind sie auf die drahtlose Übertragungstechnologie angewiesen. In diesem sensiblen Umfeld kann eine einzige Störung gravierende Ausfälle verursachen und somit direkt wirtschaftliche Aktivitäten, Kommunikation und sogar Notdienste beeinträchtigen. Neben den technischen Aspekten zeugt die Situation von der engen Verzahnung und gegenseitigen Abhängigkeit zwischen militärischen Operationen und zivilen Infrastrukturen. Die HMAS Canberra befand sich in Neuseeland auf einem Besuch, der die Ehrung der Städtepartnerschaft zwischen Canberra und Wellington zum Ziel hatte.
Die Zeremonie mit Paraden und Konzerten war für das Wochenende geplant, doch das radarbedingte Ereignis zeigte auf, wie auch Friedensmissionen und repräsentative Marinebesuche unbeabsichtigte Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung haben können. Aus militärischer Sicht bestätigte ein Sprecher des australischen Verteidigungsministeriums, dass der Vorfall erkannt wurde und relativ schnell durch eine Frequenzänderung im Radarsystem behoben werden konnte. Gleichzeitig wurde versichert, dass keine langfristigen Beeinträchtigungen weiterhin bestehen. Die Reaktion zeigt, dass trotz der Komplexität der Technik ein funktionierender Kommunikationsnachweis und eine rasche Abstimmung zwischen Partnern möglich ist. Auf Seiten Neuseelands werfen Expertinnen und Experten allerdings die Frage auf, inwieweit solche Vorfälle zukünftig vermieden werden können oder ob sie sich bei steigender Anzahl von Frequenznutzern sogar häufen werden.
Die gemeinsame Nutzung von Frequenzen durch zivile und militärische Systeme ist in der heutigen, stark digitalisierten Welt eine große Herausforderung. Sie erfordert internationale Abkommen, strenge Richtlinien und technologische Lösungen, die Störungen minimieren. Ein anderer Gesichtspunkt betrifft die Sicherheit und nationale Resilienz, wie sie auch von Führungspersonal der australischen Verteidigung herausgestellt wurde. Die Abhängigkeit von frequenzbasierten Kommunikationssystemen und deren Anfälligkeit für Ausfälle bergen Risiken, ebenso wie die Notwendigkeit, nationale Operationen autonom durchführen zu können – auch angesichts möglicher Cyber- oder elektromagnetischer Angriffe. Das Ereignis um die HMAS Canberra illustriert beispielhaft, wie modernste militärische Technologien unmittelbare Auswirkungen haben und somit alle beteiligten Nationen zu überlegen Strategien und besseren Schutzmaßnahmen veranlassen.
Neben solchen übergeordneten Erwägungen verdeutlicht dieser Zwischenfall auch die Bedeutung robuster technischer Standards und Protokolle auf Herstellerseite von zivilen Netzwerken und Endgeräten. Infrastrukturen müssen in ihren Sicherheitsmechanismen sowohl Störungen erkennen als auch flexibel und schnell reagieren können, ohne gleich gänzlich auszufallen. Dies ist besonders wichtig für ländliche Regionen, die abseits großer städtischer Netze liegen und deren Netzkapazitäten ohnehin begrenzt sind. Zukünftig könnten technologische Verbesserungen wie intelligentere Frequenzscanner, adaptive Antennen und kooperative Kommunikationstechnologien dazu beitragen, das Zusammenleben von militärischen und zivilen Funkanwendungen besser zu regeln. Auch eine verstärkte internationale Kooperation im Frequenzmanagement, insbesondere entlang viel genutzter maritimer und grenzüberschreitender Verkehrsrouten wie der Cookstraße, wäre denkbar.