Im digitalen Zeitalter verändert Technologie nahezu jede Branche, und die Rechtsberatung bildet hier keine Ausnahme. Ein herausragendes Beispiel ist Crosby, eine innovative Kanzlei, die künstliche Intelligenz (KI) nicht nur als Werkzeug, sondern als integralen Bestandteil des gesamten Dienstleistungsprozesses nutzt. Mit einer frischen Seed-Finanzierung von 5,8 Millionen US-Dollar, angeführt vom renommierten Venture-Capital-Unternehmen Sequoia Capital, steht Crosby an der Spitze einer neuen Ära in der juristischen Arbeit. Das Spannende an Crosby ist, dass es sich nicht bloß um eine Softwarefirma handelt, die KI-Lösungen für Juristen entwickelt. Vielmehr ist es eine echte Anwaltskanzlei, deren Rechtsanwälte durch ein eigens entwickeltes KI-System unterstützt werden.
Dieses System ermöglicht es, Kund:innenverträge innerhalb von unter einer Stunde zu prüfen – was im Vergleich zur traditionellen Arbeitsweise eine dramatische Beschleunigung darstellt. Die Vision der Gründer ist es, diesen Zeitraum noch weiter zu verkürzen und Vertragsprüfungen zeitlich auf Minuten zu reduzieren. Das Unternehmen wurde von John Sarihan, der zuvor bei Ramp tätig war, und Ryan Daniels gegründet. Daniels selbst ist Rechtsanwalt und bringt einen tiefen familiären Hintergrund im juristischen Bereich mit, da seine Eltern beide Jura-Professoren sind. Seine eigenen Erfahrungen aus einer Karriere bei der angesehenen Kanzlei Cooley und als General Counsel für verschiedene Startups haben ihn zu der Einsicht gebracht, dass die bisherigen Prozesse der Vertragsprüfung und -verhandlung erheblich zeitaufwendig und oft ein Wachstumshindernis für Unternehmen sind.
Startups wachsen schnell, benötigen aber oftmals tagelange oder sogar wochenlange Vertragsverhandlungen, um Geschäfte und Partnerschaften zu besiegeln. Gerade bei Verkaufsverträgen und Master Service Agreements (MSAs) entsteht häufig ein Flaschenhals, der die Skalierung von Unternehmen verlangsamt. Daniels schildert, dass er in seinem früheren Unternehmen am meisten Zeit in diese Vertragsprozesse investiert hat und es genau dieses Problem war, das das Wachstum behindert hat. Crosby begegnet dieser Herausforderung mit einem komplett neuen Modell. Anstatt nur Tools an Juristen zu verkaufen, wurde von Anfang an beschlossen, eine eigene Kanzlei aufzubauen, die die gesamte Prozesskette von KI angetrieben managt.
Dabei wird die Arbeit von Softwareentwicklern aus der Start-up-Szene mit der Expertise von Jurist:innen kombiniert. Das Team ist aktuell etwa 19 Personen stark – eine Mischung aus Ingenieur:innen und Anwält:innen, die gemeinsam daran arbeiten, Rechtsdienstleistungen effizienter und schneller zu gestalten. Die KI-Plattform von Crosby ist speziell auf die Bedürfnisse der Zielgruppe, vor allem wachstumsstarke Startups, zugeschnitten. Die Software ist auf die Analyse von verschiedenen Vertragsarten spezialisiert, darunter MSAs, Datenschutzvereinbarungen und Geheimhaltungsvereinbarungen (NDAs). Dabei bleibt der menschliche Faktor nicht außen vor: Juristen arbeiten als Aufsichtspersonen und gewährleisten die Genauigkeit der KI-Auswertungen und Vertragsbewertungen.
Dieses Zusammenspiel von Mensch und Maschine sorgt für eine hohe Qualität bei deutlich reduzierten Bearbeitungszeiten. Seit dem Soft-Launch im Januar hat Crosby bereits mehr als 1.000 Vertragsprüfungen erfolgreich durchgeführt. Namhafte Startups wie Cursor, Clay und UnifyGTM zählen zu den Kund:innen, die von den schnellen und effizienten Services der Kanzlei profitieren. Diese Unternehmen operieren in stark dynamischen Märkten, in denen Zeit ein entscheidender Wettbewerbsfaktor ist.
Durch die innovative Lösung von Crosby können sie ihre rechtlichen Prozesse beschleunigen, ohne dabei auf Qualität oder Sicherheit verzichten zu müssen. Die beeindruckende Seed-Finanzierungsrunde zeigt das Vertrauen großer und erfahrener Investoren in das disruptive Potenzial von Crosby. Neben Sequoia Capital engagieren sich Bain Capital Ventures sowie zahlreiche prominente Engel-Investoren aus der Technologie- und Start-up-Welt, darunter Mitgründer von Ramp, Opendoor, Casetext und Instacart. Dieses starke Netzwerk verspricht sowohl finanzielle Ressourcen als auch wertvolle Know-how-Unterstützung für den weiteren Wachstumskurs des Unternehmens. Der Markt für juristische Dienstleistungen steht weltweit vor großen Herausforderungen.
Traditionelle Kanzleien sehen sich mit stagnierenden Prozessen, hohen Kosten und einem zunehmenden Bedarf an digitaler Transformation konfrontiert. Viele Rechtsanwält:innen nutzen bereits KI-Tools, um einzelne Arbeitsschritte zu beschleunigen. Dennoch bleiben Vertragsverhandlungen selbst weiterhin überwiegend menschliche Prozesse, die sich nur langsam verändern. Crosby verfolgt hingegen eine tiefgreifende Strategie, die weit über Hilfsmittel hinausgeht. Indem die Kanzlei die gesamte Wertschöpfungskette kontrolliert und eigene Software sowie eigenes Personal verbindet, schafft sie eine neue Art von Rechtspraxis.
Dieses Modell hat das Potenzial, die Branche nachhaltig zu verändern und kann in Zukunft auch andere juristische Bereiche beeinflussen. In Deutschland könnten ähnliche Ansätze auf großes Interesse stoßen, insbesondere vor dem Hintergrund der dynamischen Start-up-Szene in Städten wie Berlin, München oder Hamburg. Der Bedarf an schnellen, zuverlässigen und zugleich kosteneffizienten Rechtsdienstleistungen ist hoch. Die Integration von KI bietet die Chance, den oft mit hohen Gebühren verbundenen Zugang zum Recht zu demokratisieren und gerade kleinen und mittelständischen Unternehmen neue Möglichkeiten zu eröffnen. Doch es gilt auch, Herausforderungen wie Datenschutz, Haftungsfragen und ethische Aspekte beim Einsatz von KI in der Rechtsberatung zu beachten.
Crosby adressiert diese Punkte durch den Einsatz von menschlichen Experten als letzte Instanz und strenge Qualitätssicherung. Nur so kann das Vertrauen der Kund:innen in die Technologie gestärkt werden. Zusammenfassend steht Crosby beispielhaft für eine neue Generation von Unternehmen, die künstliche Intelligenz als integralen Bestandteil ihres Geschäftsmodells nutzen. Die Kombination aus technologischem Fortschritt, juristischer Expertise und Start-up-Dynamik ermöglicht es, juristische Dienstleistungen schneller, effizienter und kostengünstiger zu erbringen als je zuvor. Durch die Unterstützung von Sequoia und weiteren Investoren ist die Firma gut positioniert, um die Rechtsbranche nachhaltig zu verändern und als Vorreiter in einem schnell wachsenden Markt zu agieren.
Die Zukunft der Rechtsberatung wird zunehmend digital und KI-getrieben sein. Crosby zeigt heute schon, wie dieser Wandel praktisch aussehen kann – nicht als abstrakte Vision, sondern als gelebte Realität, die die Arbeit von Jurist:innen revolutioniert und Unternehmen aller Größenordnungen echte Wettbewerbsvorteile verschafft.