Die Bauindustrie steht vor einem bedeutenden Wandel, der langfristig nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich nachhaltige Auswirkungen haben wird. Mit InventWood tritt ein innovatives Unternehmen auf den Plan, das plant, Superholz in großem Maßstab zu produzieren – ein Material, das herkömmliches Holz in seinen mechanischen Eigenschaften übertrifft und dabei sogar Stahl in Sachen Festigkeit übertrifft. Die technologischen Fortschritte, die hinter diesem Produkt stehen, könnten die Art und Weise revolutionieren, wie Gebäude in Zukunft gebaut werden, und gleichzeitig einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Grundidee von Superholz ist nicht nur faszinierend, sondern auch wegweisend für den globalen Wandel im Bauwesen. Entwickelt wurde die Technologie von Liangbing Hu, einem Materialwissenschaftler an der University of Maryland, bereits 2018.
Seine Methode erlaubt es, gewöhnliches Holz so zu modifizieren, dass es erheblich stärker und belastbarer wird als Stahl – ein Versprechen, das in vielerlei Hinsicht die Zukunft nachhaltiger Baumaterialien prägen kann. InventWood hat die Lizenz an dieser innovativen Technologie erworben und arbeitet nun daran, das Superholz kommerziell verfügbar zu machen. Was zunächst als akademischer Erfolg erschien, wurde in den vergangenen Jahren zu einer praktikablen industriellen Lösung weiterentwickelt. So konnte die Produktionszeit von über einer Woche auf wenige Stunden reduziert werden, was den Weg für die Massenfertigung ebnet. Das Verfahren basiert auf der Modifikation der Zellulosefasern in Holz, welche ohnehin eine hohe natürliche Zugfestigkeit aufweisen.
Die Zellulose-Nanokristalle, die in der Natur schon stärker sind als Kohlefaser, werden durch spezielle Behandlungen mit lebensmittelechten Chemikalien so verändert, dass zusätzliche Wasserstoffbrückenbindungen zwischen den Molekülen entstehen. Das führt zu einer erstaunlichen Verdichtung des Materials und bringt eine vielfache Verstärkung der ursprünglichen Festigkeit mit sich. Materialeigenschaften werden demnach auf ein völlig neues Niveau gehoben. Das Ergebnis ist ein Holzprodukt, das nicht nur 50 % mehr Zugfestigkeit als Stahl besitzt, sondern auch eine um das Zehnfache bessere Festigkeit-zu-Gewicht-Relation aufweist. Neben diesen technischen Vorteilen punktet InventWood’s Superholz durch seine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Feuer, Schimmel und Insektenbefall.
Damit kann das Material sowohl im Innen- als auch im Außenbereich vielfältig genutzt werden und könnte Baustoffe wie Stahl und Beton in vielen Anwendungen ersetzen. Ein weiterer entscheidender Faktor ist der Umweltaspekt. Gebäude und Bauwerke verursachen etwa 90 % der im Bauprozess anfallenden CO2-Emissionen – hauptsächlich durch den Verbrauch von Stahl und Beton. Durch den Einsatz von Superholz lässt sich dieser CO2-Fußabdruck signifikant reduzieren, da das Material nicht nur nachwächst, sondern auch in der Herstellung wesentlich weniger Energie benötigt wird. Die Verwendung von Holz als Ersatz für energieintensive Materialien wie Beton trägt somit zur Dekarbonisierung der Bauindustrie bei und fördert eine Kreislaufwirtschaft.
InventWood hat zahlreiche Investoren überzeugt, darunter renommierte Fonds wie die Grantham Foundation, Baruch Future Ventures und Builders Vision, die zusammen mit Muus Climate Partners in einer Series-A-Finanzierungsrunde 15 Millionen US-Dollar für die Errichtung der ersten Produktionsanlage bereitgestellt haben. Dieser finanzielle Rückhalt ermöglicht den Start der kommerziellen Massenproduktion, die ab Sommer 2025 beginnen soll. Die erste Produktserie von InventWood konzentriert sich auf die Haut der Gebäude, also Fassadenverkleidungen für gewerbliche und hochpreisige Wohngebäude. Die optischen Eigenschaften des Superholzes sind dabei ebenfalls überzeugend: Durch die Verdichtung intensivieren sich die natürlichen Holztöne, sodass das Material eine Optik erhält, die mit tropischen Edelholzarten wie Walnuss oder Ipé vergleichbar ist – ganz ohne zusätzliche Färbung. Langfristig plant InventWood, größere strukturelle Bauteile wie tragende Balken herzustellen, deren Dimensionen flexibel aus Holzresten und Holzspänen erzeugt werden können.
Diese Bauteile könnten traditionelle Stahlträger ersetzen, dabei aber ein deutlich geringeres Gewicht und einen ästhetisch ansprechenden Natur-Look bieten. Superholz weckt deshalb nicht nur die Aufmerksamkeit von Architekten und Ingenieuren, sondern auch von Umweltaktivisten und Politikern, die den Wandel hin zu nachhaltigeren Baumaterialien vorantreiben möchten. Neben der technischen Überlegenheit bietet das Holz ökologische Vorteile durch seine biologische Abbaubarkeit und die Nutzung nachwachsender Rohstoffe, die jederzeit repliziert werden können. Die Herstellungsmethode ist zudem auf den Einsatz von bereits etablerten Reinigungs- und Lebensmittelsicherheitstechnologien abgestimmt. Dadurch wird das Material bei der Produktion nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch sicherer in der Handhabung auf Baustellen.
Hinzu kommt, dass die Feuerbeständigkeit nach Class A Norm erreicht wird, was das Material auch für großflächige Bauanwendungen geeignet macht. Die Verbreitung von Superholz könnte dazu führen, dass das weltweit zweitmeistverwendete Baumaterial – Holz – in einer neuen Dimension erlebt wird. Die Kombination von traditionellem Rohstoff und Hightech-Verfahren öffnet völlig neue Perspektiven für nachhaltige Bauweisen. Insbesondere angesichts der globalen Herausforderungen durch den Klimawandel und die Ressourcenknappheit gewinnt der nachhaltige Zugang zu leistungsfähigen Baustoffen an Bedeutung. Kurzfristig wird InventWood mit der Produktion beginnen und seine Marktpräsenz vor allem durch Fassaden- und Verkleidungsmaterialien ausbauen.
Mittel- und langfristig könnten jedoch komplette Gebäude oder große Bauprojekte mit Superholz errichtet werden, die in Belastbarkeit und Lebensdauer Stahl- oder Betonbauten übertreffen, dabei jedoch weitaus umweltfreundlicher sind. Für die deutsche und europäische Bauindustrie ergeben sich durch diese Entwicklung zahlreiche Chancen. Die Nachfrage nach ressourcenschonenden und ökologisch vorteilhaften Baustoffen steigt kontinuierlich – unterstützt durch gesetzliche Vorgaben zu Energieeffizienz und Klimaschutz. Superholz könnte der entscheidende Werkstoff sein, um innovative Bauprojekte mit nachhaltigem Anspruch zu realisieren. Nicht zuletzt ist das Thema auch wirtschaftlich spannend: Investitionen in neue Technologien sichern Wettbewerbsvorteile und fördern Innovationen in Handwerk und Industrie.