Der Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 markiert einen der dramatischsten Wendepunkte im Zweiten Weltkrieg und führte zum Eintritt der Vereinigten Staaten in den globalen Konflikt. Seit Jahrzehnten gibt es kontroverse Diskussionen und Spekulationen darüber, ob Präsident Franklin D. Roosevelt und seine Administration vor dem Angriff von den japanischen Plänen gewusst haben und diesen möglicherweise bewusst haben zulassen wollen. Dabei handelt es sich um Vermutungen, die durch verschiedene Indizien untermauert werden, jedoch nie vollständig bewiesen wurden.
Örtliche Umstände, geheimdienstliche Hinweise und politische Motive lassen den Verdacht entstehen, dass Roosevelt über mehr Informationen verfügte, als er öffentlich zugab.Eines der häufig diskutierten Themen ist die Frage, warum die US-Militärmacht in Pearl Harbor trotz zahlreicher Warnungen nicht entsprechend alarmiert und vorbereitet war. Während der Tage vor dem Angriff gab es eine Reihe von geheimdienstlichen Mitteilungen, die Hinweise auf einen bevorstehenden japanischen Angriff lieferten. So hatte das US-Geheimdienst in Washington D.C.
verschlüsselte Kommunikation der japanischen Marine abgefangen, die zumindest auf einen Angriff hindeuteten. Allerdings wurden diese Warnungen oft nicht an jene weitergeleitet, die direkt für die Verteidigung von Pearl Harbor zuständig waren. Dieses fehlende Zusammenspiel innerhalb der Kommandostrukturen nährte Spekulationen darüber, ob dies absichtlich geschah, um einen bestimmten politischen Zweck zu verfolgen.Die historische Forschung verweist darauf, dass Roosevelt möglicherweise mit dem Angriff gerechnet hat, um einen öffentlichen Vorwand für den Eintritt Amerikas in den Zweiten Weltkrieg zu schaffen. Vor dem Angriff herrschte spürbare Zurückhaltung des amerikanischen Volkes gegenüber einem Kriegseintritt, und öffentliche Meinungen tendierten zu einer Isolation von Konflikten auf anderen Kontinenten.
Durch die Inszenierung eines Angriffs auf heimischem Boden konnte Roosevelt the Amerikanische Öffentlichkeit mobilisieren und sowohl den Kongress dazu bringen, Kriegserklärungen an Japan und später an Deutschland und Italien zu unterstützen.Darüber hinaus gibt es Berichte, dass Dokumente, die eine frühzeitige Kenntnis Roosevelts bestätigen könnten, entweder verlorengegangen oder absichtlich zurückgehalten wurden. Der bekannte „Magic Intercept“ – eine streng geheime Abhöraktion, mit der US-Geheimdienste japanische diplomatische Botschaften belauschen – lieferte spezifische Informationen über die japanische Planung. Dennoch gab es ein starkes Schweigen und noch zusätzliche Verschleierungstaktiken seitens der Regierung, was zumindest ein gewisses Maß an Geheimhaltung oder Vertuschung vermuten lässt.Die Frage nach Roosevelts Wissen ist auch eng mit der Rolle von Admiral Husband E.
Kimmel, dem Oberbefehlshaber der US-Pazifikflotte in Pearl Harbor, verbunden. Nach dem Angriff wurde Kimmel von seiner Posten entbunden und stark öffentlich kritisiert. Manche Argumente besagen, dass Kimmel bewusst unzureichend informiert wurde, um später als Sündenbock zu dienen und dadurch von größeren politischen Fragestellungen abzulenken. Dieses Vorgehen würde darauf hindeuten, dass hohe Regierungskreise, darunter möglicherweise Roosevelt selbst, eine Art von Planung oder zumindest das Wissen um den unvermeidlichen Angriff hatten.Ein weiteres Indiz ist die Verzögerung der unmittelbaren Reaktion auf diplomatische Verhandlungen mit Japan.
Trotz der eskalierenden Spannungen wurden laufende Gespräche zwischen den beiden Nationen bis kurz vor dem Angriff nicht augenscheinlich mit jener Dringlichkeit behandelt, die die Situation erforderte. Einige Historiker führen dies darauf zurück, dass die Regierung auf einen Anlass wartete, um die Kriegsbereitschaft in der Öffentlichkeit und den politischen Instanzen zu legitimieren.Der Umstand, dass die USA ihre größten Flugzeugträger während des Angriffs nicht im Hafen hatten, gibt weiteren Raum für Spekulationen. Einige Befürworter der These, dass Roosevelt von dem Angriff wusste, deuten darauf hin, dass die Flugzeugträger absichtlich aus Pearl Harbor herausgehalten wurden, um schwerwiegendere Verluste zu vermeiden. Dies wäre eine Maßnahme gewesen, um die späteren Kriegskapazitäten zu sichern.
Allerdings bleibt diese Thematik in der Forschung umstritten und es fehlen eindeutige Beweise.Nicht zuletzt spielt die Art und Weise, wie Roosevelt in seiner berühmten „Tag der Schande“-Rede den Angriff präsentierte, eine Rolle bei den Vermutungen. Seine Kommunikation an die Nation betonte den Überraschungsangriff und stellte die Japaner als Aggressoren ohne Vorwarnung dar. Dennoch geben einige Zeitgenossen und Historiker zu bedenken, dass die Regierung Teile der Informationen zurückhielt, um das Bild des vollkommenen Angriffs zu zeichnen.Zusammenfassend ist festzuhalten, dass es eine Vielzahl von Indizien gibt, die darauf hinweisen, dass Roosevelt zumindest über mögliche Gefahren und Pläne aus Japan informiert war und den Angriff auf Pearl Harbor nicht vollständig überraschte.
Angefangen von geheimdienstlichen Warnungen, politischen Motiven und organisatorischen Versäumnissen bis hin zu gezielten Maßnahmen zum Schutz bestimmter militärischer Ressourcen spricht viel für die Theorie einer vorab bekannten Gefahr. Gleichzeitig bleiben viele dieser Hinweise spekulativ und werden in Fachkreisen weiterhin kontrovers diskutiert. Die Wahrheit hinter dem, was Roosevelt wusste und welche Entscheidungen er traf, bleibt eines der spannendsten und rätselhaftesten Kapitel der amerikanischen Geschichte.