In der heutigen Welt der Hardwareentwicklung und digitalen Schaltungsdesigns spielt die Hardware Description Language (HDL) eine essenzielle Rolle. Besonders VHDL ist einer der führenden Standards zur Beschreibung von digitalen Systemen und findet sich in zahlreichen Anwendungen von FPGAs bis hin zu komplexen ASIC-Designs wieder. Ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Entwicklung solcher digitalen Systeme ist die Wahl der richtigen Werkzeuge, die den Entwicklungsprozess effizient, zuverlässig und präzise machen. NVC, ein VHDL Compiler und Simulator, hat sich als bemerkenswerte Lösung für Entwickler etabliert, die Wert auf Performance, Standardkonformität und moderne Werkzeuge legen. NVC bietet eine breite Unterstützung für den VHDL-2008 Standard und befindet sich zudem in der aktiven Entwicklung für die Unterstützung von VHDL-2019.
Das Herzstück von NVC ist seine Fähigkeit, VHDL-Code durch die Verwendung von LLVM zu nativen Maschinenbefehlen zu kompilieren, was eine erhebliche Beschleunigung der Simulation ermöglicht. Im Gegensatz zu herkömmlichen Simulatoren, die oft als reine Interpreten arbeiten, verwendet NVC einen zwischengeschalteten Kompilierungsschritt, der den VHDL-Code in effizienten Maschinencode übersetzt. Dieses Vorgehen steigert nicht nur die Simulationsgeschwindigkeit, sondern erlaubt auch komplexe Designs und Testbenches mit einer besseren Performance auszuführen. Die Fokussierung auf Simulation und nicht auf Synthese macht NVC zu einem spezialisierten Werkzeug, das gezielt die Vorzüge der Simulationswelt nutzt, ohne sich auf die Herausforderungen der Logik-Synthese zu konzentrieren. Dadurch ist es kein geeigneter Kandidat für die direkte Implementierung auf FPGA- oder ASIC-Hardware, bietet aber umfassende Möglichkeiten zur Verifikation und Validierung von Designs durch Simulation.
Ein großer Vorteil von NVC ist die umfassende Unterstützung gängiger Verifikations-Frameworks. OSVVM, UVVM, VUnit und cocotb gehören zu den populärsten Frameworks, die eine strukturierte, modulare und effiziente Verifikationsumgebung bereitstellen. Die nahtlose Integration dieser Frameworks mit NVC erleichtert den Entwicklerinnen und Entwicklern das Arbeiten mit umfangreichen Testbenches und fördert gleichzeitig die Wiederverwendbarkeit von Testcode. Besonders die Integration von cocotb, einem in Python implementierten Testbench-Framework, eröffnet Möglichkeiten für Entwickler, VHDL-Simulationen mit modernsten Programmiersprachen zu steuern, was wiederum Entwicklung und Debugging deutlich komfortabler gestaltet. Installation und Anwendung von NVC sind gut dokumentiert und auf verschiedene Plattformen ausgelegt.
Neben GNU/Linux ist NVC auch auf macOS und Windows über MSYS2 lauffähig. Die reichhaltigen Paketquellen vieler Linux-Distributionen inkludieren bereits NVC, was eine unkomplizierte Installation ermöglicht. Für Windows-Nutzer steht ein Installer bereit, und mittels gängiger Paketmanager wie winget kann NVC simpel installiert werden. Wer auf den neuesten Stand bleiben möchte, kann das Projekt direkt aus dem GitHub-Repository klonen und selber bauen – dabei unterstützt das Projekt moderne Autotools und bietet eine klare Anleitung zur Einrichtung der Build-Umgebung. Die Abhängigkeiten sind gut überschaubar, und moderne LLVM-Versionen werden unterstützt, wobei die Mindestanforderung bei LLVM 8.
0 liegt. Der typische Workflow für die Simulation eines VHDL-Designs mit NVC ist intuitiv gestaltet. Die Schritte Analyse, Elaboration und Simulation entsprechen dem bekannten Modell aus Softwareentwicklung (Kompilieren, Linken, Ausführen) und ermöglichen so Entwicklern einen schnellen Einstieg. Die Nutzung der spezifischen Befehle nvc -a, nvc -e und nvc -r bietet Kontrollmöglichkeiten für jeden einzelnen Schritt, während die Kombination in einem einzigen Aufruf den Prozess enorm vereinfacht. So können VHDL-Sourcecodes direkt auf der Kommandozeile analysiert, für die Simulation vorbereitet und anschließend ausgeführt werden.
Die Möglichkeit, all diese Schritte in einem einzigen Befehl auszuführen, spart Zeit und reduziert Fehlerpotential. Neben der reinen VHDL-Sprachunterstützung werden auch wichtige VHDL-Standardbibliotheken mitgeliefert, die sowohl ältere Versionen als auch umfassende Modelle gemäß IEEE-Spezifikationen abdecken. Diese Bibliotheken wurden sorgfältig unter freien Lizenzen neu veröffentlicht und stehen so der Community zur Verfügung, was die Nutzung und Weiterentwicklung deutlich fördert. Zusätzliche Hilfsmittel wie die VITAL-Libraries sind zwar verfügbar, allerdings ist deren Lizenzierung teilweise komplexer, weshalb sie optional installiert werden können. NVC achtet hier auf Transparenz und Flexibilität, damit sich Entwickelnde je nach Anforderungen für oder gegen spezielle Bibliotheken entscheiden können.
Für die Visualisierung der Simulationsergebnisse stehen mit GTKWave und Surfer hervorragende Werkzeuge bereit. GTKWave, insbesondere ab Version 3.3.79 mit Unterstützung des modernen FST-Formats, ergänzt NVC optimal und ermöglicht das Betrachten und Auswerten von Waveformdateien, was essenziell für das Debugging von digitalen Designs ist. Durch die offene Struktur von NVC eignet sich die Simulatorinfrastruktur ebenso gut für die Integration in automatisierte Testumgebungen.
Beispielsweise können Continuous Integration Systeme wie GitHub Actions NVC verwenden, um automatisiert VHDL-Tests auszuführen, was für kontinuierliche Qualitätssicherung in modernen Entwicklungsprozessen unverzichtbar ist. Die aktive Community hinter NVC sorgt dafür, dass der Simulator stetig weiterentwickelt wird und neue Features hinzukommen. Bugreports und Verbesserungsvorschläge können auf GitHub eingereicht werden, wodurch ein direkter Draht zur Entwicklung besteht. Die Entwicklung erfolgt überwiegend nebenberuflich, weshalb Support nicht garantiert, aber mit viel Engagement gegeben wird. Trotzdem ist das Projekt gepflegt und stabil, was Nutzerinnen und Nutzern ein hohes Maß an Zuverlässigkeit bietet.
In einem Umfeld, in dem es viele kommerzielle und auch kostenlose Simulatoren gibt, setzt NVC vor allem mit seinem Designansatz und der leistungsfähigen Kompilierungstechnologie eigene Akzente. Wer Wert auf offene Software legt, erhält mit NVC ein leistungsstarkes Werkzeug unter GNU GPLv3, das zu 100 % quelloffen ist und somit maximale Transparenz sowie Anpassbarkeit sicherstellt. Dieser Open-Source-Charakter ist besonders vorteilhaft für Bildungseinrichtungen, Forschung und Unternehmen, die keine kommerziellen Lizenzkosten tragen wollen oder können. Abschließend lässt sich sagen, dass NVC sowohl für Einsteiger als auch erfahrene Entwickler eine hervorragende Wahl für VHDL-Simulation darstellt. Die Unterstützung moderner Standards, die Performance durch LLVM-Kompilierung und die vielseitige Kompatibilität mit Verifikationsframeworks schaffen ein attraktives Gesamtpaket.
Wer VHDL-Designs simulieren und verifizieren möchte, sollte NVC definitiv in seinen Werkzeugkasten aufnehmen. Es bietet eine erstklassige Balance zwischen modernster Technologie, Kompatibilität zu etablierten Werkzeugen und offener Lizenzierung, was es zu einem bedeutenden Akteur im Bereich der VHDL-Simulatoren macht.