Die Gestaltung von Benutzeroberflächen ist eine Kunst und Wissenschaft zugleich. Ziel ist es, dem Nutzer ein möglichst reibungsloses und angenehmes Erlebnis zu bieten, damit er die gewünschten Aufgaben effizient und ohne Frustration erledigen kann. Doch nicht alle UI-Muster erfüllen diesen Anspruch. Manche Designs wirken auf den ersten Blick scheinbar unproblematisch, entpuppen sich aber bei näherer Betrachtung als hinderlich, kompliziert oder schlichtweg schlecht umgesetzt. Solche schlechten UI-Muster führen häufig zu Verwirrung, erhöhtem Abbruchverhalten und einer negativen Nutzererfahrung.
Es ist wichtig, diese Muster zu erkennen, zu verstehen, warum sie problematisch sind, und wie man sie vermeiden oder verbessern kann. Ein klassisches Beispiel für ein schlechtes UI-Muster ist der sogenannte "Modal Trap" – ein modaler Dialog, der den Nutzer zwingt, eine Aktion auszuführen oder den Dialog zu schließen, bevor er zur Hauptanwendung zurückkehren kann. Während modale Fenster grundsätzlich sinnvoll sein können, wenn es darum geht, wichtige Informationen oder Entscheidungen zu präsentieren, werden sie problematisch, wenn sie zu häufig oder unüberlegt eingesetzt werden. Nutzer fühlen sich eingesperrt, können nicht zwischendurch andere Aufgaben erledigen oder verlieren den Kontext ihrer Arbeit. Dies führt oft zu Frustration oder gar dem Verlassen der Anwendung.
Ein weiteres oft bemängeltes Muster ist die Überladung von Formularen mit unnötigen Pflichtfeldern oder unklaren Fehlermeldungen. Wenn Nutzer lange Formulare sehen, die sie ausfüllen müssen, brechen sie häufig ab, besonders wenn nicht klar ist, welche Informationen wirklich essenziell sind. Fehlermeldungen, die vage formuliert sind oder nicht direkt an der betreffenden Stelle im Formular erscheinen, erschweren das Korrigieren von Eingaben. Gute UI erfordert hier ein intuitives Feedback, das den Nutzer unterstützt und ihn nicht zusätzlich verunsichert. Ein Problem, das auch bei Navigationselementen auftritt, ist die mangelnde Sichtbarkeit oder Inkonsistenz.
Wenn wichtige Menüelemente versteckt sind oder an unerwarteten Stellen erscheinen, kann dies den Nutzer viel Zeit kosten und zu Verwirrung führen. Ebenso ist es ärgerlich, wenn Navigationselemente bei verschiedenen Seiten innerhalb derselben Anwendung unterschiedlich gestaltet sind. Solche Inkonsistenzen behindern die Lernkurve und das Vertrauen in das System. Das "Hamburger-Menü" auf mobilen Geräten ist ein zweischneidiges Schwert. Dieses Icon versteckt wichtige Navigationspunkte hinter einem Button, was zwar Platz spart, aber gleichzeitig für viele Nutzer weniger intuitiv ist.
Einige Studien zeigen, dass Nutzer weniger oft versteckte Menüs verwenden, was dazu führt, dass bestimmte Funktionen übersehen werden. Eine Alternative, die mehr Sichtbarkeit sichert, wäre z.B. eine Tab-Leiste am unteren Bildschirmrand, welche die wichtigsten Bereiche direkt zugänglich macht. Ein besonders ungeschicktes UI-Muster ist das Verstecken von wichtigen Funktionen hinter unklaren Icons oder Symbolen ohne Tooltip oder erklärenden Text.
Nutzer, die nicht sicher sind, was ein Button bewirkt, zögern, ihn zu betätigen, aus Angst, unerwünschte Effekte hervorzurufen. Dies hemmt die Effektivität der Anwendung und verschlechtert die User Experience. Klare Beschriftungen und kontextuelle Hilfen sind essenziell, damit sich Nutzer schnell zurechtfinden. Auch das Phänomen der "Dark Patterns" gehört in diese Diskussion. Diese absichtlich irreführenden oder manipulativen UI-Elemente zielen darauf ab, Nutzer zu bestimmten Entscheidungen zu drängen, zum Beispiel das Abonnieren eines Newsletters oder das Zulassen von Cookies, ohne dass dem Nutzer dies wirklich bewusst wird.
Solche Muster beschädigen langfristig das Vertrauen in die Marke oder Dienstleistung und führen zu einer geringeren Nutzerzufriedenheit. Um schlechte UI-Muster zu vermeiden, ist es entscheidend, den Nutzer in den Mittelpunkt des Designprozesses zu stellen. Regelmäßige Tests mit echten Anwendern, Beobachtung ihres Verhaltens und Erfassung von Feedback helfen, Problemstellen zu identifizieren und zu beheben. Die Anwendung von etablierten Designprinzipien wie Klarheit, Konsistenz, Sichtbarkeit und Feedback sollte selbstverständlich sein. Ebenso wichtig ist es, minimalistisch zu arbeiten und den Fokus stets auf wesentliche Funktionen zu richten, damit der Nutzer nicht mit unnötigen Optionen überfordert wird.
Eine weitere bewährte Methode ist die Iteration. UI-Design sollte nie als endgültiges Produkt angesehen werden. Durch ständige Verbesserungsschleifen lässt sich die Benutzeroberfläche immer wieder an geänderte Nutzungsgewohnheiten und technische Möglichkeiten anpassen. Moderne Tools und Analysen ermöglichen es Designern, Daten darüber zu sammeln, wo Nutzer abbrechen oder welche Funktionen kaum benutzt werden. So können UI-Muster daraufhin optimiert oder durch effektivere Alternativen ersetzt werden.
Es ist ebenso hilfreich, auf bewährte Muster und Standards zurückzugreifen, die Nutzer bereits aus anderen Anwendungen kennen. Dadurch reduzieren sich Lernaufwände, und die Bedienung wird intuitiver. Gleichzeitig sollte man jedoch darauf achten, dass diese Muster nicht blind übernommen werden. Jedes Produkt hat individuelle Anforderungen, und man muss abwägen, ob ein Standardmuster wirklich zum Kontext passt oder ob es besser ist, eine maßgeschneiderte Lösung zu entwickeln. Abschließend lässt sich sagen, dass „solch ein schlechtes UI-Muster“ oft nicht auf einen einzigen Fehler zurückzuführen ist, sondern auf eine Kombination aus unbedachter Gestaltung, Ignorieren von Nutzerbedürfnissen und mangelnder Iteration.
Das Ergebnis ist ein Produkterlebnis, das Nutzer frustriert, die Produktivität hemmt und letztlich die Akzeptanz des Produkts gefährdet. Werzeitig in den Designprozess investiert und sich am Nutzer orientiert, kann auf lange Sicht vermeiden, in dieses Fettnäpfchen zu treten und stattdessen eine ansprechende, funktionale und nutzerfreundliche Benutzeroberfläche schaffen.