Recursion Pharmaceuticals, ein führendes Unternehmen im Bereich der künstlichen Intelligenz in der Biotechnologie, hat kürzlich weitreichende Entscheidungen zur Restrukturierung seines Entwicklungsportfolios getroffen. Diese Maßnahmen umfassen die Beendigung von drei klinischen Wirkstoffprogrammen, die Aussetzung eines Kandidaten im klinischen Stadium sowie die Einstellung eines präklinischen Projekts. Die Umgestaltung der Pipeline ist Teil einer strategischen Neuausrichtung nach der Fusion mit dem ebenso im AI-Bereich tätigen Biotech-Unternehmen Exscientia im Jahr 2024. Ziel dieser Schritte ist es, die Kosten zu senken und die Ressourcen auf hochwirksame Programme mit großem Marktpotenzial zu konzentrieren, um die Erfolgschancen in der Medikamentenentwicklung zu erhöhen. Die angekündigten Streichungen betreffen unter anderem die Wirkstoffe REC-2282, REC-994 und REC-3964.
Während REC-2282 und REC-994 zur Behandlung seltener neurologischer Erkrankungen wie Neurofibromatose Typ 2 bzw. zerebrale kavernöse Malformation (CCM) entwickelt wurden, fokussiert sich REC-3964 auf die Bekämpfung von Clostridioides difficile-Infektionen, einer ernsthaften bakteriellen Erkrankung des Darms. Trotz umfangreicher klinischer Untersuchungen kam Recursion zu dem Schluss, dass die gesammelten Daten nicht mehr eine Fortführung der Entwicklung rechtfertigen. Im Falle von REC-994, das sich bereits in der Phase-II-Studie befand, zeigte die klinische Prüfung zwar eine gute Verträglichkeit und Sicherheit im Vergleich zu einem Placebo über zwölf Monate, allerdings konnten keine signifikanten klinischen Vorteile oder Verbesserungen bei den Patientenergebnissen nachgewiesen werden. Die Messergebnisse per MRT ließen allenfalls einen Trend zur Volumenreduktion der Läsionen bei höherer Dosierung erkennen.
Nachfolgende Daten, einschließlich der Verlängerung der Studie, bestätigten letztlich keine ausreichenden Hinweise auf Wirksamkeit. Bei dem Programm REC-3964 plant Recursion keine vollständige Einstellung, sondern prüft Möglichkeiten, das Entwicklungsrecht an Dritte zu lizenzieren. Dies spiegelt eine Änderung im Behandlungsumfeld sowie unternehmensinterne Prioritäten wider. Ein weiterer Klinik-Kandidat im Bereich Onkologie namens REC-4539 wird ebenfalls auf unbestimmte Zeit pausiert. Darüber hinaus wurde ein weiteres präklinisches Programm in einer nicht näher spezifizierten Indikation eingestellt, was die Gesamtzahl der aktiven Projekte im Portfolio auf sechs reduziert.
Von diesen zielen vier auf Krebsbehandlungen ab, während zwei Programme sich mit seltenen Krankheiten befassen. Allerdings befindet sich derzeit kein einzelnes Projekt in einer späten klinischen Phase. Der Rückzug aus ausgewählten Forschungsbereichen ist strategisch begründet. Recursion verfolgt einen anspruchsvollen Kurs, der auf einer datengetriebenen Bewertung der Pipeline basiert. CEO Chris Gibson betont, dass die zukünftige Zusammensetzung der Projekte maßgeblich durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse bestimmt werde und das Unternehmen weder die Bereiche Onkologie noch seltene Erkrankungen in absehbarer Zeit verlassen will.
Diese Aussagen unterstreichen den Willen, sich weiterhin auf schwerwiegende Krankheiten mit hohem medizinischem Bedarf zu konzentrieren, wenngleich in einem fokussierteren und effizienteren Rahmen. Die Fusion mit Exscientia hat den Wandel beschleunigt. Najat Khan, Chief R&D Officer und Chief Commercial Officer von Recursion, bezeichnet die derzeitigen Entscheidungen als „bewusste Abwägungen“, um Ressourcen auf Entwicklungsfelder zu lenken, die den größten potenziellen Nutzen und Marktimpact versprechen. Die Kombination der technologischen Expertise beider Unternehmen in künstlicher Intelligenz erlaubt eine engere Anpassung von Forschungsprioritäten und effizientere Identifikation von aussichtsreichen Medikamentenkandidaten. Von Bedeutung ist auch die Reaktion des Marktes auf die Ankündigung der Pipeline-Restrukturierung.
Am 5. Mai 2025 sank der Aktienkurs von Recursion deutlich um etwa 13,4 Prozent, was auf anfängliche Besorgnis unter Investoren hindeutet. Zwar spiegeln solche Kursschwankungen die kurzfristige Unsicherheit wider, bieten aber auch eine Gelegenheit für das Unternehmen, sich mit einer schlankeren und besser fokussierten Forschungsstrategie langfristig stabiler und erfolgreicher zu positionieren. Im Wettbewerb der biopharmazeutischen Industrie spielt die Effizienz in der Medikamentenentwicklung eine immer größere Rolle. Die Fokussierung auf evidenzbasierte Entscheidungen, wie sie Recursion durch das Stoppen von weniger erfolgreichen Programmen demonstriert, wird zunehmend als notwendige Maßnahme verstanden, um die enormen Kosten und Risiken der Wirkstoffentwicklung zu managen.
Insbesondere für AI-gestützte Biotechunternehmen, die wie Recursion und Exscientia auf Algorithmen und große Datensätze setzen, ist die Validierung von Projekten anhand quantitativer Ergebnisse zentral. Darüber hinaus adressiert Recursion mit den verbleibenden Programmen sowohl Onkologie als auch seltene Krankheiten – Bereiche, die traditionell mit erheblichen medizinischen Herausforderungen verbunden sind und zugleich Chancen für innovative Therapien bieten. Bislang hat das Unternehmen keine Programme im Spätstadium, was zeigt, dass die Pipeline noch in einem dynamischen Entwicklungsstadium steckt. Die Fortschritte in diesen Projekten werden deshalb von Beobachtern und Investoren in den kommenden Quartalen besonders aufmerksam verfolgt. Die strategische Umorientierung bei Recursion steht exemplarisch für eine Branche im Wandel.
Pharmaunternehmen, die mit modernster Technologie arbeiten, müssen häufig Entscheidungen treffen, die sowohl wirtschaftliche als auch wissenschaftliche Komponenten umfassen. Das Zusammenspiel von KI-gestützter Forschung und klassischer klinischer Entwicklung erfordert eine flexible Portfolioanpassung, um nachhaltige Erfolge zu erzielen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Recursion Pharmaceuticals mit dem Stopp und der Aussetzung mehrerer Wirkstoffprogramme eine gezielte Konsolidierung vornimmt, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Kombination aus technologischer Innovation, Fokussierung auf vielversprechende Indikationen und pragmatischem Ressourcenmanagement bildet die Grundlage für eine Weiterentwicklung der Pipeline, die zukünftig hoffentlich zu erfolgreichen Markteinführungen führt. Die Ergebnisse dieser Strategie werden maßgeblich von den wissenschaftlichen Daten und der Fähigkeit abhängen, die Versprechen der künstlichen Intelligenz in der Medikamentenentwicklung in konkrete Therapieoptionen umzusetzen.
Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, wie effizient diese Neuausrichtung in einem dynamischen Umfeld wirkt und wie sich Recursion in der Spitze der AI-Biotech-Branche positioniert.