Der Persische Golf, ein strategisch bedeutendes Gewässer zwischen der Iranischen Halbinsel und den Ländern des arabischen Golfs, ist seit Langem Gegenstand eines intensiven Namensstreits. Während der Begriff „Persischer Golf“ historisch und international weitgehend anerkannt ist, bevorzugen die meisten arabischen Länder der Golfregion die Bezeichnung „Arabischer Golf“ oder einfach „Der Golf“. Dieser Konflikt um die Benennung spiegelt tiefere politische Spannungen sowie kulturelle und nationale Identitäten wider und hat weitreichende Auswirkungen in verschiedenen Bereichen – von Diplomatie und internationalen Organisationen über geografische Karten bis hin zum Sport und der Medienberichterstattung. Die Geschichte der Bezeichnung des Golfs lässt sich bis ins Altertum zurückverfolgen. Schon im 10.
Jahrhundert erwähnten arabische Historiker und Geographen das Gewässer als „Persischer Golf“, was seinen Namen auf das antike Persien zurückführt, die heutige Iran-Region. Viele berühmte Kartographen und Historiker der Neuzeit, darunter Gerard Mercator und Abraham Ortelius, verwendeten konsequent den Begriff Persischer Golf auf ihren Karten. Die Benennung beruht auf der historischen Dominanz der persischen Reiche in der Region und wurde auch in europäischen und internationalen Dokumenten lange Zeit beibehalten. Erst mit dem Aufstieg des Panarabismus und des arabischen Nationalismus in den 1960er Jahren begannen arabische Staaten, insbesondere jene, die an das Gewässer grenzen, verstärkt die Bezeichnung „Arabischer Golf“ zu verwenden. Der Wandel war nicht nur ein markantes Zeichen politischer Identifikation, sondern auch Teil eines längerfristigen ringens um regionalen Einfluss.
Die arabischen Golfstaaten wollten durch die Namensänderung ihre eigene Präsenz und Souveränität in der Region hervorheben und sich gegen die historische Vorherrschaft Irans positionieren. Auch politische Ereignisse, wie etwa die Wahrnehmung einer pro-israelischen Haltung Irans während des Jom-Kippur-Kriegs 1973, trugen zu einer Verschärfung der Haltung gegenüber der Namensfrage bei. Der Iran betrachtet die Bezeichnung „Persischer Golf“ als unantastbar und lehnt alternative Namen für den Golf strikt ab. Der Begriff ist für die iranische nationale Identität von großer Bedeutung, und das Land unternimmt erhebliche Anstrengungen, diese Bezeichnung international durchzusetzen. Das iranische Parlament hat den 30.
April zum Nationalen Tag des Persischen Golfs erklärt, um an den historischen Sieg über die portugiesischen Seemächte im Jahr 1622 zu erinnern und den Namen kulturell zu festigen. Zudem hat Iran zahlreiche diplomatische und rechtliche Schritte unternommen, um die Verwendung des Namens auf Karten, in Medien und internationalen Organisationen zu sichern. Dies führte 2010 sogar zu einer Drohung, Staaten die Nutzung des iranischen Luftraums zu verweigern, sollten sie den Namen „Persischer Golf“ nicht verwenden. Auf der anderen Seite bevorzugen die Mitgliedsstaaten des Golf-Kooperationsrats (GCC) – darunter Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Kuwait, Bahrain, Katar und Oman – sowie weitere arabische Länder die Verwendung des Begriffs „Arabischer Golf“. Diese Entscheidung wird oft als Ausdruck der arabischen Einheit und Unabhängigkeit gesehen, die gegen die iranische Prägung in der Region gesetzt wird.
Die arabischen Perspektiven betonen, dass der Name „Persischer Golf“ historisch nicht exklusiv ist und andere Bezeichnungen ebenfalls gebräuchlich waren, darunter auch „Golf von Basra“ oder einfache geografische Bezeichnungen wie „Der Golf“. Einige arabische Historiker und Schriftsteller heben hervor, dass der Begriff „Arabischer Golf“ zumindest in jüngerer Vergangenheit von den arabischen Anrainerstaaten als legitime Selbstbezeichnung angenommen wurde und ein Identifikationssymbol mit der arabischen Welt darstellt. Internationale Organisationen und Staaten stehen im Spannungsfeld dieser Kontroverse oft zwischen neutraler Anerkennung historischer Fakten und geopolitischen Sensitivitäten. Die Internationale Hydrographische Organisation (IHO), die für die Standardisierung der Benennung von Gewässern zuständig ist, verwendet offiziell „Golf von Iran (Persischer Golf)“. Dabei stellt die Klammerung die historische Bezeichnung heraus, berücksichtigt aber auch den heutigen Vertrauensbereich.
Die Vereinten Nationen diskutieren seit Jahren über eine für alle akzeptable Lösung, sind aber mit einem neutralen Standpunkt konfrontiert, der Konfliktparteien nicht zu verärgern. Die USA beispielsweise verwenden „Persischer Golf“ als offiziellen Titel in Dokumenten, während die US-Marine bei Einsätzen in der Region aus Rücksicht auf die Gastländer meistens „Arabischer Golf“ nutzt. Medien und Atlanten nehmen diverse Positionen ein. Das National Geographic Magazin hat über Jahre hinweg mit der Bezeichnung experimentiert, indem es in der englischsprachigen Ausgabe neben „Persischer Golf“ auch „Arabischer Golf“ als alternative Benennung ignoriert oder zumindest mitberücksichtigt hat. Dies führte zu massiven Protesten seitens Irans und schließlich zur Entfernung der alternativen Bezeichnung aus den neueren Versionen.
Auch Google Maps und andere digitale Kartendienste zeigen den Namen je nach Standort der Nutzer unterschiedlich an, was zu weiteren politischen Diskussionen und Internetkampagnen führte. Die Namensfrage wirkt sich ebenso auf den Sport aus. Sportveranstaltungen, die Länder am Golf zusammenführen, stoßen aufgrund dieser Differenzen auf Probleme. Ein Beispiel sind die Islamischen Solidaritätsspiele in Iran, die wegen der Uneinigkeit über die Verwendung des Namens „Persischer Golf“ in Logos letztlich abgesagt wurden. Auch im Fußballbereich kam es zu Auseinandersetzungen, da iranische Vereine die Teilnahme an Wettbewerben mit Bezug zur „Arabischen Golfregion“ ablehnen.
Die iranische Fußballliga trägt den Begriff „Persischer Golf“ explizit im Namen, während die Liga der Vereinigten Arabischen Emirate und andere Wettbewerbe auf die Bezeichnung „Arabischer Golf“ setzen. Die Suche nach einem Konsens gestaltet sich schwierig, da die Namensfrage häufig als Symbol für tieferliegende Macht- und Identitätskonflikte fungiert. Sprachliche und geografische Präferenzen werden zum Austragungsort historischer Rivalitäten zwischen Iran und den arabischen Nachbarn. Der Streit verdeutlicht, wie wichtig geographische Bezeichnungen für nationale Stolz und politische Legitimität sind. Internationale Akteure stehen vor der Herausforderung, eine ausgewogene Haltung zu bewahren, die historische Genauigkeit respektiert, zugleich aber keine der Parteien provoziert.
Trotz aller Spannungen zeigt die globale Gemeinschaft, dass eine flexible und kontextabhängige Verwendung der Bezeichnungen möglich ist. So nutzen viele internationale Medien und Organisationen heute den Begriff „Der Golf“, um neutral zu bleiben und keine der beiden Seiten zu bevorzugen. Dennoch bleibt für Iran und seine Nachbarn die Frage nach dem Namen weit mehr als eine bloße sprachliche Angelegenheit, sondern ein zentraler Teil ihrer politischen Selbstwahrnehmung und ihrer Präsenz auf der internationalen Bühne. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Namensstreit um den Persischen Golf ein Musterbeispiel dafür ist, wie Geographie und Geschichte im Kontext moderner Politik miteinander verwoben sind. Er zeigt die Herausforderungen auf, die entstehen, wenn geographische Bezeichnungen über Jahrhunderte historisch gewachsen sind, aber zugleich politisch umkämpft bleiben.
Während eine endgültige Einigung bislang fehlt, bleibt die Bedeutung des Persischen Golfs als geopolitisches Zentrum und kulturelles Symbol unbestritten. Die weitere Entwicklung des Namensstreits wird von regionalen Machtverschiebungen und dem internationalen Dialog zur Konfliktlösung abhängen.