Im Juni 2025 hat ein US-Bundesgericht in Rockford, Illinois, eine wegweisende Entscheidung im Rechtsstreit rund um Reparaturkosten für landwirtschaftliche Geräte gefällt. Eine Klage der Federal Trade Commission (FTC) gegen den US-Agrarhersteller John Deere wurde damit aufrechterhalten und das Unternehmen muss sich weiterhin gegen Vorwürfe wegen Verstoßes gegen das Kartellrecht wehren. Die FTC sowie fünf US-Bundesstaaten werfen Deere vor, Landwirte durch exklusive Reparaturnetzwerke gezielt zu höheren Kosten zu zwingen und ihnen den Zugang zu wichtigen Reparaturinformationen zu verwehren. Diese Praxis behindert die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt für Reparaturdienstleistungen und belastet die landwirtschaftlichen Betriebe erheblich. Die Klage wurde erstmals Ende 2024 eingereicht und ist Teil einer größeren Bewegung, die sogenannte „Right-to-Repair“-Initiativen in den USA vorantreibt.
Diese Initiativen verfolgen das Ziel, Verbrauchern und Unternehmen den uneingeschränkten Zugang zu Reparaturinformationen, Ersatzteilen und Werkzeugen zu ermöglichen, um die Wartung und Reparatur ihrer Geräte selbst oder von unabhängigen Dienstleistern durchführen zu können. Die FTC argumentiert, dass Deere durch die Beschränkung auf autorisierte Händler seine Marktmacht missbraucht und den Wettbewerb im Reparatursektor effektiv ausschaltet. Das Gericht unter der Leitung von Richter Iain Johnston lehnte den Versuch von John Deere ab, die Klage vorzeitig zu beenden. Das Unternehmen hatte vorgebracht, dass die bestehenden Vorwürfe unzureichend seien und keine rechtliche Grundlage hätten. John Deere hob hervor, dass das Unternehmen nicht auf dem Markt für Reparaturdienstleistungen konkurriere, sondern lediglich landwirtschaftliche Maschinen herstelle.
Zudem kritisierte Deere die Struktur der FTC selbst und bezeichnete die Entfernung von Kommissaren als rechtswidrig, was aus Sicht des Unternehmens die Rechtsverfolgung beeinträchtige. Richter Johnston wies diese Argumente zurück, da Deere keine schlüssigen Belege vorgelegt habe, wie durch die FTC-Struktur ein Schaden entstanden sei. Die Hintergründe dieser Auseinandersetzung liegen tief in der wachsenden Bedeutung von Reparaturmöglichkeiten für landwirtschaftliche Geräte. Große Maschinenhersteller wie John Deere kontrollieren häufig sowohl den Verkauf von Geräten als auch die Reparaturdienstleistungen. Diese Doppelfunktion ist umkämpft, weil sie den Kunden – in diesem Fall den Landwirten – häufig wenig Wahlmöglichkeiten lässt.
Der eingeschränkte Zugang zu Reparaturen kann zu Verzögerungen in der Erntezeit führen und somit wirtschaftliche Einbußen verursachen. Gleichzeitig treiben die eingeschränkten Reparaturwege die Kosten für Ersatzteile und Dienstleistungen in die Höhe. Die Klage der FTC und der beteiligten Bundesstaaten Michigan, Wisconsin und mehrere weitere US-Regionen stellt einen bedeutenden Schritt dar, um den Zugang zu Reparaturen zu liberalisieren und die Marktmacht großer Hersteller zu begrenzen. Die FTC wirft Deere vor, Reparaturinformationen, Software-Updates, Diagnosetools und Ersatzteile absichtlich zu kontrollieren oder zurückzuhalten. Dies behindere die Möglichkeit unabhängiger Werkstätten und der Landwirte selbst, Reparaturen zügig und kostengünstig durchzuführen.
In einer gerichtlichen Stellungnahme argumentierte die FTC, dass Deere damit gegen das Sherman Antitrust Act verstoße, ein zentrales US-Gesetz gegen wettbewerbswidriges Verhalten. John Deere hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen und betont, dass die Sicherheit und Funktionalität der Landmaschinen nur durch die Zusammenarbeit mit autorisierten Händlern gewährleistet werden könne. Das Unternehmen sieht in einer vollständigen Öffnung der Reparaturmöglichkeiten Risiken hinsichtlich der Betriebssicherheit und der Einhaltung gesetzlicher Umweltvorschriften. Verbraucher und Landwirte äußern jedoch zunehmend Frustration über die Praxis, bei der Reparaturkosten unverhältnismäßig steigen, und fordern mehr Transparenz und Fairness. Im Jahr 2023 wurde John Deere bereits in einem ähnlichen Fall in Illinois mit einer Klage von Landwirten konfrontiert, die behaupteten, Deere schränke in illegaler Weise die Wartung und Reparatur ihrer Maschinen ein.
Diese parallele Klage unterstreicht, dass die Problematik der eingeschränkten Reparaturmöglichkeiten für landwirtschaftliche Geräte systemische Dimensionen annimmt und sich zu einem zentralen Thema im Agrarsektor entwickelt. Die Gerichtsentscheidungen setzen ein Signal an die Industrie, dass Monopolpraktiken nicht ohne weiteres geduldet werden. Die Debatte um das „Right to Repair“ findet in den USA und weltweit an Dynamik. Sie umfasst nicht nur Landmaschinen, sondern auch Elektronik, Autos und andere Konsumgüter. Verbraucherschützer und Branchenexperten sehen darin eine notwendige Reform, um die Lebensdauer von Geräten zu erhöhen, Umweltbelastungen zu reduzieren und die wirtschaftliche Belastung für Nutzer zu senken.
Gleichzeitig stellt die Thematik Hersteller vor Herausforderungen, da sie neue Geschäftskonzepte für Wartung und Servicedienstleistungen entwickeln müssen. Die Entscheidung des Gerichts in Rockford wird mit Spannung verfolgt, da sie die Grundlage für weitere ähnliche Beschwerden bilden kann. Sollte die FTC im weiteren Verfahren erfolgreich sein, könnten sich weitreichende Änderungen der Branchenpraktiken im Agrarsektor ergeben. Für Landwirte könnte dies bedeuten, dass sie künftig über mehr Freiheiten bei der Reparatur ihrer Maschinen verfügen und somit auch Kosten reduzieren könnten. Zudem wäre dies ein Präzedenzfall für andere Industriezweige, in denen Hersteller ihre Marktmacht zu Lasten der Kunden ausspielen.
Reparaturkosten sind gerade für landwirtschaftliche Betriebe von großer Bedeutung, da Maschinen wie Traktoren, Mähdrescher und Pflanzgeräte zentrale Investitionsgüter sind. Hohe Wartungs- und Reparaturkosten beeinflussen die Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft nachhaltig. Der Zugang zu kostengünstigen und schnellen Reparaturlösungen ist daher ein wichtiger Faktor, der durch die Klage nun neu diskutiert wird. John Deere befindet sich derzeit in einer veränderten Rechtslandschaft, in der politische und regulatorische Institutionen verstärkt auf die Interessen der Verbraucher und kleinerer Wettbewerber achten. Die Biden-Administration hat mit ihren Initiativen im Bereich Verbraucherschutz und Wettbewerbsrecht bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass monopolartige Verhaltensweisen konsequent verfolgt werden sollen.
Die FTC spielt dabei eine zentrale Rolle als Wächterin des Kartellrechts. Abschließend zeigt der Fall Deere gegen die FTC exemplarisch, wie sich wirtschaftliche Machtkonzentration und Verbraucherschutz in einem zunehmend komplexen Marktumfeld gegenüberstehen. Die rechtlichen Auseinandersetzungen sind Ausdruck einer gesellschaftlichen Debatte, die weit über den Agrarsektor hinaus geht und die Zukunft von Produktionsprozessen, Wartung und Reparatur markant beeinflussen könnte. Landwirte, Hersteller und Verbraucher verfolgen die weitere Entwicklung mit großem Interesse, da die Entscheidungen weitreichende Auswirkungen auf Preisgestaltung, Servicequalität und Marktstruktur haben werden.