Virtuelle Realität

Die wahre Wertigkeit unserer Aufmerksamkeit: Warum sie nur 2,50 Dollar pro Stunde wert ist

Virtuelle Realität
Your Attention is Cheap: $2.50/per Hour (2011)

Eine tiefgehende Analyse der wirtschaftlichen Bewertung unserer Aufmerksamkeit in der Medienwelt, mit Fokus auf die überraschend niedrigen Kosten pro aufgewendeter Stunde und die Implikationen für Konsumenten und Medienanbieter.

In unserer modernen Gesellschaft ist Aufmerksamkeit zu einer der begehrtesten Ressourcen geworden. Sie ist das Rohmaterial, das nahezu alle Medien, Werbetreibenden und digitalen Plattformen benötigen, um zu funktionieren. Doch trotz ihrer scheinbaren Knappheit und Bedeutung ist die ökonomische Bewertung unserer Aufmerksamkeit erstaunlich gering – laut einer Analyse liegt deren Wert bei etwa 2,50 Dollar pro Stunde. Diese Zahl wirft viele Fragen auf: Warum ist Aufmerksamkeit trotz der hohen Nachfrage relativ günstig? Wie verteilt sich das Geld, das durch Medienkonsum generiert wird? Und welche Auswirkungen hat das auf die Medienlandschaft und uns als Konsumenten? Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass Aufmerksamkeit eine einzigartige Ressource ist. Wir produzieren sie aus eigener Kraft, ohne spezielle Ausbildung oder Werkzeuge.

Dabei ist sie begrenzt – wir können sie weder speichern noch horten. Jede Sekunde unseres bewussten Erlebens fordert unsere Aufmerksamkeit, und wir geben sie kontinuierlich weiter. Dies macht Aufmerksamkeit zu einem zentralen wirtschaftlichen Gut in einer Welt, in der viele andere Ressourcen im Überfluss vorhanden sind. So paradox es klingt: Wir alle sind täglich bereit, unsere Aufmerksamkeit zu schenken, doch ihr ökonomischer Wert pro Zeiteinheit ist niedrig. Um diese Dynamik besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Verteilung unserer Aufmerksamkeit über verschiedene Medien hinweg.

In den USA etwa nehmen Fernsehen – insbesondere Kabel- und Satellitenfernsehen – den Löwenanteil unserer medialen Aufmerksamkeit ein, dicht gefolgt von Radio und dem klassischen Fernsehprogramm. Andere Medien wie Zeitungen, Magazine, Bücher, Musik oder das Internet beanspruchen vergleichsweise weniger Stunden unseres Tages. Doch trotz des hohen Konsums ist der Ertrag pro Stunde sehr unterschiedlich. Auf den ersten Blick erscheint Fernsehen wirtschaftlich weniger wertvoll. Die massiven Mengen an Zeiteinheiten, die amerikanische Zuschauer jährlich vor den Bildschirm verbringen, generieren gerade einmal etwa 20 Cent Umsatz pro Stunde.

Im Umkehrschluss würde das bedeuten, man bekäme für das Anschauen von Fernsehen nur ein Zehntel eines Mindestlohns – eine Art "Coolie-Lohn" für mentale Arbeit. Radio und Fernsehen laufen häufig im Hintergrund, was die Tiefe und Qualität der Aufmerksamkeit mindert und daher den geringeren Wert erklärt. Demgegenüber stehen gedruckte Medien. Zeitungen erzielen rund 93 Cent pro Stunde aufgewendeter Aufmerksamkeit und stehen damit erheblich besser da. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass das Lesen aktivere kognitive Beteiligung erfordert als passives Zuhören oder Zuschauen.

Das Internet wiederum befindet sich in einem Aufwärtstrend und wird zunehmend wirtschaftlich relevanter. Nutzer schenken ihm zwar oft nur kurze Aufmerksamkeitsspannen, doch durch gezielte und personalisierte Werbeformate kann mehr Umsatz pro Stunde generiert werden. Speziell Suchmaschinenwerbung hat Anzeigenmieten, die deutlich über denen vieler traditioneller Medien liegen. Grundlegend für Werbe- und Medienwirtschaftler ist die Messgröße CPM (Cost Per Mille), also die Kosten pro tausend Einblendungen oder Zugriffe. Diese Metrik hat ihren Ursprung im gedruckten Bereich und misst, wie viel Werbekunden zahlen, um die Aufmerksamkeit von 1000 Menschen zu erreichen.

Medien wie Luxusmagazine unterscheiden sich von regionalen oder kostenlosen Blättern deutlich im CPM. Im modernen Medienmix ergibt sich so eine große Spannbreite, von billigen Außenwerbungsflächen bis hin zu teurer Suchmaschinenplatzierung. Eine weitere spannende Erkenntnis ist der Unterschied zwischen den Einnahmen, die Medien aus der Aufmerksamkeit ziehen, und den Kosten, die Konsumenten rein rechnerisch für ihre Mediennutzung aufwenden. Ein Hardcover-Buch beispielsweise kostet durchschnittlich etwa 36 Dollar und beansprucht rund 9 Stunden Zeit, was einem Wert von vier Dollar pro Stunde entspricht. Ein Kinofilm wiederum kostet dem Zuschauer, hochgerechnet für die reine Sehdauer, ungefähr fünf Dollar pro Stunde.

Musik erlebt eine ähnliche Wertung. Dass wir als Konsumenten bereit sind, im Schnitt 2,50 Dollar pro Stunde für Medienerlebnisse auszugeben – egal ob Buch, Film, Musik oder digitale Medien – zeigt eine gewisse Konstanz über Jahrzehnte, gemessen an inflationsbereinigten Werten. Schon Mitte der 1990er Jahre lag dieser Wert bei durchschnittlich zwei Dollar damals, was heute umgerechnet annähernd dem aktuellen Niveau entspricht. Dieses Phänomen könnte darauf hindeuten, dass unsere intuitive Vorstellung vom „angemessenen“ Preis für Aufmerksamkeit relativ stabil geblieben ist. Die Frage, wo die große Differenz zwischen dem Wert, den wir als Konsumenten unserer Aufmerksamkeit beimessen, und dem Verdienst der Medienbranche liegt, bleibt komplex.

Es besteht eine Lücke von etwa 1,50 Dollar pro Stunde persönlich investierter Zeit, die nicht klar zuordenbar ist. Mögliche Gründe dafür könnten ineffiziente Monetarisierung, öffentliche Förderungen, Zwischenhändler oder versteckte Kosten in den Medienökosystemen sein. Auch die Verteilung von Werbeeinahmen entlang der Wertschöpfungskette könnte hier eine Rolle spielen. Darüber hinaus eröffnet sich ein weiteres interessantes Feld darin, dass bestimmte Medienarten tendenziell höher bewertet werden. So zahlen wir für Bücher und Filme mehr als für Musik oder Onlineclips.

Dies erklärt zum Teil, warum E-Books, obwohl technisch günstig duplicierbar, nicht zu einem Preise von wenigen Cents verfallen – die Kultur und der Wert der Aufmerksamkeit spielen hier eine wichtige Rolle. Was bedeutet das für die Zukunft? Trotz der vergleichsweise geringen Vergütung unserer Aufmerksamkeit gibt es ein enormes Potenzial für Medienanbieter, noch unerschlossene Bereiche intensiver Aufmerksamkeit zu monetarisieren. Videospiele beispielsweise bieten eine besonders tiefe Einbindung pro Sitzung – Spielersitzungen können 20 bis 30 Stunden hochkonzentrierte Aufmerksamkeit erzeugen, die jedoch oft nur wenig Erlöse generieren. Auch Plattformen wie YouTube oder Twitter sammeln Milliarden Stunden Nutzeraufmerksamkeit ohne entsprechende Einnahmen. Das deutet auf große Reserven hin, die für innovative Werbe- oder Abomodell-Strategien nutzbar sind.

Allerdings ist nicht jede Aufmerksamkeit monetarisierbar oder sollte monetarisiert werden. Aufmerksamkeit kann ebenso als Ressource für Bildung, kreative Arbeit, Entspannung oder sozialen Austausch dienen. Dennoch hat Aufmerksamkeit, ganz gleich ob verkaufbar oder nicht, einen impliziten Wert, der unsere ökonomischen und kulturellen Aktivitäten prägt. Insgesamt zeigt sich, dass der Wert unserer Aufmerksamkeit im Spannungsfeld zwischen ihrer Einzigartigkeit als individuelle, begrenzte Ressource und ihrer vergleichsweise niedrigen ökonomischen Bewertung liegt. Für Medienproduzenten bedeutet dies, dass es weiterhin eine Herausforderung bleibt, Angebote zu schaffen, die sowohl hohe Aufmerksamkeit erzielen als auch wirtschaftlich tragfähig sind.

Für uns als Nutzer ist es ein Hinweis darauf, bewusster mit unserer Aufmerksamkeit umzugehen und jene Medien zu schätzen, die unseren kognitiven Einsatz wirklich wertschätzen. Diese fundamentale Beobachtung – dass unsere Aufmerksamkeit trotz aller strategischen Bemühungen tief im ökonomischen Sinne billig ist – öffnet einen spannenden Diskurs über den Wert der Zeit, die wir investieren, und über die zukünftigen Formen des Medienkonsums, der Vermarktung und sogar der gesellschaftlichen Werteordnung im digitalen Zeitalter.

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