Der thailändische Fahrzeugmarkt steht im April 2025 an einem Wendepunkt. Nach Jahren rückläufiger Verkaufszahlen konnte der Markt erstmals wieder einen leichten Zuwachs von 1 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnen. Mit 47.193 neu verkauften Fahrzeugen im April setzte sich der Trend einer vorsichtigen Erholung fort, nachdem 2024 von einem drastischen Einbruch der Verkäufe geprägt war. Der positive Impuls entstand vor allem durch den starken Anstieg beim Absatz von batterieelektrischen Fahrzeugen (BEVs), die mit einem Wachstum von 46 Prozent eine der bedeutendsten Motoren der Marktentwicklung darstellen.
Die Erholung auf dem thailändischen Fahrzeugmarkt ist trotz diverser Herausforderungen bemerkenswert. Seit 2023 ist die Branche von mehreren Faktoren belastet, die den Zugang zu Finanzierungen schwierig machen. Vor allem die restriktiven Kreditvergabepolitiken der Banken und Auto-Finanzierungsunternehmen wirken sich hemmend aus. Der Grund dafür liegt in der stark gestiegenen Zahl notleidender Kredite (Non-Performing Loans, NPLs), die ein erhöhtes Risiko für Kreditgeber bedeuten. Dieses Umfeld erschwert vor allem finanziell belasteten Haushalten sowie kleinen und mittleren Unternehmen den Erwerb von Fahrzeugen, was in den vergangenen Jahren zu einem starken Rückgang der Nachfrage führte.
Im Vergleich zu 2023, als die jährlichen Verkäufe um 26 Prozent auf 572.675 Fahrzeuge sanken – die niedrigste Zahl seit 2009 – deutet der Verlauf im Jahr 2025 darauf hin, dass sich der Markt langsam stabilisiert. Allerdings fiel der Gesamtabsatz in den ersten vier Monaten des Jahres weiterhin um 5 Prozent auf 200.386 verkaufte Einheiten. Besonders betroffen waren Pickup-Trucks, deren Absatzzahlen um 15 Prozent auf 51.
492 Fahrzeuge sanken. Auch bei Nutzfahrzeugen, konventionellen Pkw mit Verbrennungsmotor sowie Hybridfahrzeugen war ein Rückgang zu verzeichnen, während BEVs einen deutlichen Zuwachs erfuhren.Der seit Jahren zu beobachtende Trend hin zu elektrifizierten Fahrzeugen scheint sich durch die steigende Nachfrage nach batterieelektrischen Fahrzeugen weiter zu bestätigen. Der Anstieg bei BEVs in Thailand wird maßgeblich von chinesischen Automobilherstellern befeuert, die mit aggressiven Marketingkampagnen, etwa auf der kürzlich abgehaltenen Bangkok Motor Show, ihre Marktanteile ausbauen. Diese Entwicklung spiegelt globale Tendenzen wider, die verstärkt auf Nachhaltigkeit und emissionsfreie Mobilität setzen.
Zudem plant die thailändische Regierung steuerliche Anreize für Plug-in-Hybridfahrzeuge (PHEVs) ab 2026, um die Akzeptanz und Verbreitung umweltfreundlicher Fahrzeugtechnologien zu fördern.Um die Verluste bei Pickup-Trucks, einem wichtigen Segment in Thailand, einzudämmen, hat die Regierung ein umfassendes Programm aufgelegt. Ein Kreditgarantieprogramm mit einem Volumen von fünf Milliarden Baht wurde ins Leben gerufen, um den Kauf von Pickup-Fahrzeugen für kleine und mittlere Unternehmen zu erleichtern. Trotz dieser Maßnahmen bleiben die Absatzzahlen in diesem Segment schwach, was die anhaltende Zurückhaltung der Finanzierer unterstreicht. Die hohe Verschuldung der Haushalte und die damit verbundene Vorsicht der Banken beim Autokreditgeschäft bleiben eine zentrale Herausforderung.
Thailand behauptet weiterhin seine Stellung als größter Fahrzeugproduzent innerhalb der ASEAN-Region, obwohl die Exportzahlen im Jahr 2025 um 17 Prozent zurückgingen. Diese Entwicklung ist zum einen auf eine geringere Nachfrage auf wichtigen Exportmärkten zurückzuführen, zum anderen spielen der verschärfte Wettbewerb durch chinesische Hersteller und neue Emissionsauflagen eine Rolle. Hinzu kommen zusätzliche Belastungen durch importbedingte Zölle in den USA, die die Wettbewerbsfähigkeit thailändischer Fahrzeughersteller weiter beeinträchtigen.Für das gesamte Jahr 2025 wird nun eine geringere Fahrzeugproduktion erwartet als ursprünglich prognostiziert. Die Federation of Thai Industries (FTI) korrigierte ihre Schätzung von 1,5 Millionen auf etwa 1,4 Millionen produzierte Fahrzeuge, was einen deutlichen Rückgang gegenüber 1,84 Millionen Einheiten im Jahr 2023 bedeutet.
Die anhaltende Schwäche des Marktes und der Druck durch internationale Entwicklungen stellt die thailändische Automobilindustrie vor komplexe Herausforderungen.Trotz der Schwierigkeiten weisen Experten auf erste positive Signale hin. Der leichte Anstieg der Verkaufszahlen im April und der deutliche Zuwachs bei batterieelektrischen Fahrzeugen könnten der Beginn einer Trendwende sein. Insbesondere die verstärkte Marktdurchdringung elektrifizierter Fahrzeuge, flankiert von staatlichen Fördermaßnahmen und Steuererleichterungen, gilt als Hoffnungsträger für die Zukunft. Das steigende Umweltbewusstsein, technologische Fortschritte sowie die strategischen Anstrengungen der Hersteller werden den Markt voraussichtlich nachhaltig prägen.
Die künftige Entwicklung des thailändischen Fahrzeugmarktes hängt jedoch entscheidend von der wirtschaftlichen Gesamtsituation ab. Die Haushaltsverschuldung und das Zugangshindernis zu Finanzierungen bleiben entscheidende Faktoren für die Kaufkraft der Verbraucher. Sollte die Regierung weitere Anreize schaffen und gleichzeitig die finanzielle Stabilität der Verbraucher verbessern, könnte dies das notwendige Vertrauen der Käufer zurückbringen und die Nachfrage stimulieren.Zusätzlich stellt die globale Wirtschaftslage einen wichtigen Einflussfaktor dar. Die Konkurrenz durch chinesische Automobilhersteller und die dynamische Entwicklung im Bereich der Elektromobilität zwingen die thailändische Industrie, sich technologisch und qualitativ anzupassen.