Alphabet, die Muttergesellschaft von Google, steht erneut im Fokus der Finanzmärkte und Kartellbehörden. Während die Technologiebranche weltweit von Innovationen und regulatorischen Herausforderungen geprägt ist, verlangt ein prominenter Analyst von D.A. Davidson aufsehenerregend einen kompletten Zerfall von Alphabet, um den Wert der Google-Aktie für Anleger deutlich zu steigern. Diese Forderung fällt in eine Zeit, in der Alphabet mit zwei bedeutenden Kartellrechtsverfahren des US-Justizministeriums konfrontiert ist, die verschiedene Aspekte der Internet-Suchmaschinen- und Werbegeschäfte des Konzerns untersuchen.
Die Entwicklungen werfen Fragen über die Zukunft von Alphabet, die Auswirkungen auf den Aktienkurs und die sich wandelnde Wettbewerbslandschaft auf. Im Zentrum der Debatte steht die Meinung von Analyst Gil Luria, der sich gegen eine teilweise oder schrittweise Abspaltung ausspricht und stattdessen einen radikalen „Big-Bang“-Ansatz fordert. Er argumentiert, dass nur durch eine vollständige Aufgliederung von Alphabet der wahre Wert der einzelnen Geschäftsbereiche zum Vorschein kommen kann. Luria stellt in seinem Bericht klar, dass Investoren nicht an isolierten Ausgliederungen interessiert sind, sondern an einem umfassenden Umbau des Konglomerats. Die aktuellen Kartellrechtsverfahren liefern den nötigen Kontext für diesen Vorschlag.
Ein Bundesrichter hat erst kürzlich festgestellt, dass Alphabet durch klassische monopolistische Praktiken seine Dominanz im Online-Werbemarkt festigt hat, während ein anderer Gerichtshof das Unternehmen beschuldigt, den Wettbewerb im Bereich der Internetsuche illegal unterdrückt zu haben. Zentriert sind die Konflikte vor allem um Alphabet weitreichende Zahlungen an Apple, mit denen Google unter anderem seinen Status als Standard-Suchmaschine auf Apple-Geräten sichert. Das Justizministerium fordert in diesem Zusammenhang unter anderem den Verkauf des Chrome-Browsers und andere einschneidende Maßnahmen. Neben den juristischen Herausforderungen sieht sich Google auch einer wachsenden Bedrohung durch neue KI-gestützte Suchtechnologien gegenüber. Insbesondere Dienste wie OpenAIs ChatGPT liefern alternative, direkt auf Fragen zugeschnittene Antworten, die das klassische Geschäftsmodell von Google – die Bereitstellung von Weblinks – ins Wanken bringen könnten.
Obwohl Google bereits 2024 damit begonnen hat, KI-basierte Suchzusammenfassungen per hauseigenem Gemini-Modell zu implementieren, steht die Suche nach nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen unter großem Druck. Analyst Luria weist darauf hin, dass die Einnahmen aus Suchanzeigen zwar weiterhin stabil bleiben dürften, solange Werbetreibende keine echten Alternativen haben. Sobald Apple jedoch die Standardsuche umstellt und ChatGPT oder vergleichbare KI-Plattformen Werbung einsetzen, könnte sich das Geschäftsmodell spürbar verändern. Ein solcher Wandel wird laut Luria „mehrere Quartale“ dauern, was bedeutet, dass die Unsicherheit und Belastung für den Aktienkurs noch anhalten dürfte. Derzeit wird Alphabet an der Börse mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 16 bewertet – eine Zahl, die nach Meinung einiger Marktexperten traditionelle Geschäftszweige reflektiert, während die zukunftsträchtigen Bereiche wie YouTube, Cloud-Dienste und die selbstfahrende Auto-Sparte Waymo unterbewertet werden.
Luria sieht hierin eine klare Fehleinschätzung der Investoren, die durch die Förderung eines Aufspaltungsprozesses beseitigt werden könnte. Ein strukturierter Bruch von Alphabet würde den einzelnen Geschäftsbereichen erlauben, ihr volles Potenzial zu entfalten und so den Gesamtwert für die Aktionäre zu heben. Der Aktienkurs von Alphabet reagierte direkt auf die Nachrichtenlage und stieg im Rahmen eines breiteren Marktrallys um drei Prozent. Trotzdem liegt der Kurs im bisherigen Jahr 2025 rund 16 Prozent unter den Höchstständen, was den Druck auf das Management erhöht, aktiv zu werden – insbesondere im Hinblick auf die Maximierung des Shareholder Value langfristig und nicht nur kurzfristiger Gewinne. Die zunehmenden Forderungen nach einer Aufspaltung greifen in eine tiefgreifende Diskussion über die zukünftige Unternehmensstruktur von Technologieriesen hinein.
Während das Management bislang zurückhaltend agierte und eher auf eine schrittweise Abspaltung einzelner Geschäftseinheiten setzte, könnte ein plötzlicher und umfassender Cut die Märkte überraschen und neue Investitionsmöglichkeiten schaffen. Die regulatorischen Herausforderungen dürften diese Dynamik weiter verstärken, da die US-Behörden immer schärfere Scrutiny gegenüber großen Tech-Unternehmen ausüben und zum Teil sogar Verkäufe von Kerngeschäften fordern. Die Forderungen des Justizministeriums zielen nicht nur auf eine Neuordnung der Werbeplattformen, sondern könnten sich auch auf Browser wie Chrome und Betriebssysteme wie Android erstrecken, was bisher als undenkbar galt. Tech-Analysten beobachten zudem, wie sich die technologische Wettbewerbsfähigkeit von Alphabet weiterentwickelt. Während AI-gesteuerte Suchalgorithmen und Dienstleitungen wie ChatGPT Google in den kommenden Jahren bei den Endverbrauchern Marktanteile streitig machen könnten, bleibt das Unternehmen auf nationale und internationale regulatorische Entscheidungen angewiesen, die den Rahmen für den Wettbewerb setzen.
Durch die Aufspaltung könnten die einzelnen Geschäftsbereiche agiler und wettbewerbsfähiger werden, was auch Investoren erhoffen. Abschließend lässt sich sagen, dass Alphabet an einem Scheideweg steht. Die Kombination aus regulatorischem Druck, wachsendem Wettbewerb durch neue KI-Technologien und der Forderung von Investoren nach einer vollständigen Aufteilung des Unternehmens könnte in den nächsten Monaten und Jahren zu einer dramatischen Umstrukturierung führen. Für Aktionäre birgt dies nicht nur Risiken, sondern auch bedeutende Chancen, falls die Aufspaltung den Shareholder Value tatsächlich maximiert. Die genaue Umsetzung einer solchen Komplettaufspaltung, ihre Folgen für das operative Geschäft und den Wettbewerbsstatus sowie die Reaktion der Märkte bleiben spannend zu beobachten.
Dabei steht fest: Der Druck auf die Führungsebene von Alphabet steigt, um im Interesse der Aktionäre zu handeln und gleichzeitig den Herausforderungen des sich rasant wandelnden globalen Technologiemarktes gerecht zu werden.