Preston Thorpe erzählt seine außergewöhnliche Reise, die von den dunklen Zeiten seiner Vergangenheit bis hin zu einer erfüllenden Karriere als Softwareingenieur führt. Seine Geschichte ist nicht nur ein persönlicher Bericht, sondern auch ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Einsatz, Entschlossenheit und technische Leidenschaft selbst unter den widrigsten Umständen großartige Chancen eröffnen können. Thorpes Karriereweg begann nicht auf traditionelle Weise – er fand seinen Zugang zur Welt der Programmierung während einer Inhaftierung in einem Staatsgefängnis, eine Situation, in der die meisten Menschen kaum Hoffnung auf berufliche Perspektiven sehen würden. Der Wendepunkt für Thorpe kam vor einigen Jahren, als er ein College-Programm im Gefängnis begann, das ihm Zugang zu einem Computer mit begrenztem Internetzugang ermöglichte. Diese Möglichkeit weckte eine alte Leidenschaft für das Programmieren wieder zum Leben, die er bereits in jungen Jahren entwickelt hatte.
Schnell stellte er fest, dass das offizielle Curriculum ihm nicht genug bot, und widmete sich mehr als 15 Stunden täglich eigenen Projekten und Beiträgen zu Open-Source-Software. Diese intensive Beschäftigung gab ihm nicht nur Struktur und einen Sinn in einer ansonsten tristen Umgebung, sondern auch die Möglichkeit, sich stetig weiterzuentwickeln und neue Fähigkeiten zu erlernen. Seine harte Arbeit blieb nicht unbemerkt: durch das Maine Department of Corrections wurde er in ein Remote-Arbeitsprogramm aufgenommen, das es Gefangenen ermöglicht, je nach Erfüllung bestimmter Voraussetzungen, remote für Unternehmen zu arbeiten. Für viele mag dies überraschend klingen, doch das Programm ist Teil eines größeren gesellschaftlichen Trends, der darauf abzielt, Menschen hinter Gittern eine echte Perspektive für die Zukunft zu bieten. Thorpe erhielt eine Anstellung bei Unlocked Labs, einem Startup, das Bildungsangebote speziell für inhaftierte Lernende entwickelt.
Nebenbei widmete er sich weiterhin Open-Source-Projekten, was ihm schon bald eine führende Rolle im Entwicklerteam einbrachte. Ein weiterer Meilenstein in seiner Laufbahn war die Entdeckung von Project Limbo, einer Initiative von Turso, die sich zum Ziel gesetzt hat, SQLite von Grund auf neu zu entwickeln. Für viele Entwickler stellt das Arbeiten an Datenbanken und Speichermodellen besondere Herausforderungen dar, doch Thorpe fand darin genau das richtige Spielfeld für seine neu entflammte Begeisterung. Trotz fehlender Erfahrung im Bereich relationaler Datenbanken tauchte er tief in die Materie ein, analysierte den Original-Code von SQLite, studierte wissenschaftliche Arbeiten zu Datenbank-Interna und konsumierte Vorlesungen renommierter Experten, etwa von Andy Pavlo an der Carnegie Mellon University. Das Arbeiten an Limbo wurde schnell zu seiner Passion.
Seine Arbeit war geprägt von einer Mischung aus Selbstdisziplin, Wissensdurst und der extrem limitierten Umgebung im Gefängnis, die ihm kaum andere Beschäftigungen bot. Thorpes Alltag bestand aus bis zu 90 Stunden wöchentlich Programmieren und dem Verwalten von Kubernetes-Clustern und Infrastruktur. Sein einziger Ausgleich war das tägliche Ansehen von Tech-YouTube-Videos, insbesondere von Persönlichkeiten wie The Primeagen, dessen persönlicher Werdegang ihm früh als riesige Inspiration diente. Seine Beiträge zu Project Limbo erregten schließlich die Aufmerksamkeit von Glauber Costa, einem der leitenden Köpfe bei Turso, der Thorpe über Discord kontaktierte. Das Besondere war weniger die technische Leistung, sondern viel mehr die Tatsache, dass einer der aktivsten Entwickler hinter Gittern saß – eine Information, die nicht sofort offensichtlich war, da Thorpe dies in seinem Profil nur subtil andeutete.
Das Aufsehen, das durch die Kommunikation entstand, führte sogar zu einem Tweet von Glauber und einem gesteigerten Interesse in der Tech-Community, unter anderem bekannt durch die öffentliche Reaktion von The Primeagen auf Twitch. Thorpe ist sich bewusst, dass seine Geschichte vielen als Zeichen dafür dienen kann, wie wichtig zweite Chancen und faire Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit schwieriger Vergangenheit sind. Während seine persönliche Lage durch unerwartete schlechte Nachrichten aus dem Gerichtssaal komplizierter wurde und eine vorzeitige Entlassung nun leider nicht mehr möglich ist, sieht er dies als Chance, sich noch intensiver seiner beruflichen Weiterentwicklung zu widmen. Die Unterstützung durch das Maine Department of Corrections und Unternehmen wie Unlocked Labs und Turso war für ihn essenziell, um seine Fähigkeiten auszubauen und an komplexen, innovativen Technologien zu arbeiten. Diese Geschichte zeigt, wie Technologie und gezielte Förderung von Talenten in ungewöhnlichen Lebenslagen Barrieren überwinden können.
Angeboten werden nicht nur neue Perspektiven für die Betroffenen selbst, sondern es entsteht dadurch eine wertvolle Bereicherung für die gesamte Softwarebranche. Thorpe ist mittlerweile fest in das Team von Turso integriert und trägt aktiv dazu bei, die Zukunft von SQLite, einer der meistgenutzten Datenbanken weltweit, mitzugestalten. Gleichzeitig bleibt er ein Vorbild für Menschen, die trotz aller Widrigkeiten nach einem Weg zurück in die Gesellschaft suchen. Seine Erfahrung hebt hervor, wie wichtig es ist, dass Unternehmen sogenannte Fair-Chance-Beschäftigungspolitiken verfolgen und Menschen mit schwieriger Vergangenheit eine echte Perspektive bieten – unabhängig von ihrem Hintergrund. Thorpe möchte seine Geschichte nutzen, um anderen den Mut zu geben und praktische Tipps zu geben, wie man sich im Open-Source-Bereich engagieren oder die Lernkurve in der Tech-Welt optimieren kann.