Im ersten Quartal 2025 erzielte Core Scientific, ein an der Nasdaq notierter Bitcoin-Mining-Spezialist, einen beeindruckenden Nettogewinn von 580 Millionen US-Dollar. Trotz dieses starken Anstiegs beim Gewinn übertraf das Unternehmen jedoch die Umsatzerwartungen der Analysten nicht und verzeichnete einen deutlichen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Die Entwicklungen bei Core Scientific spiegeln nicht nur branchenspezifische Herausforderungen wider, sondern auch eine tiefgreifende strategische Neuausrichtung, die die Zukunft des Unternehmens maßgeblich beeinflussen könnte. Die wichtigsten finanziellen Kennzahlen des ersten Quartals lassen auf den ersten Blick eine zwiespältige Situation erkennen. Core Scientific konnte seinen Nettogewinn von 210 Millionen US-Dollar im Vorjahresquartal auf 580 Millionen US-Dollar mehr als verdoppeln.
Gleichzeitig fiel der Umsatz jedoch auf 79,5 Millionen US-Dollar, was die Analystenerwartungen um über 8 Prozent unterschritt und deutlich unter den 179,3 Millionen US-Dollar aus dem Vergleichszeitraum 2024 lag. Der signifikante Gewinnanstieg trotz Umsatzrückgang ist maßgeblich auf Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen zurückzuführen. Besonders hervorzuheben ist die Reduzierung der Energiekosten um 33 Prozent, die auf niedrigere Stromtarife und verringerte Verbrauchsmengen zurückzuführen ist. Energie ist einer der größten Kostenfaktoren im Bitcoin-Mining, weshalb solche Einsparungen die Profitabilität erheblich steigern können. Ein weiterer zentraler Faktor ist der Anstieg des Bitcoin-Preises um rund 74 Prozent.
Diese positive Entwicklung steigerte die Erlöse pro abgebauter Bitcoin deutlich und milderte damit die Auswirkungen der geringeren Mining-Belohnungen durch die im April 2024 erfolgte Bitcoin-Halbierung. Im Rahmen der Halving-Prozedur wurden die Mining-Belohnungen von 6,25 auf 3,125 Bitcoins halbiert, was zu einem starken Rückgang der direkten Einnahmen aus dem Mining führte. Die Einnahmequellen von Core Scientific setzen sich im Wesentlichen aus 67,2 Millionen US-Dollar Selbst-Mining-Erlösen, 3,8 Millionen US-Dollar aus gehostetem Mining und 8,6 Millionen US-Dollar aus Colocation-Dienstleistungen zusammen. Letztere umfassen früher als Hochleistungsrechenzentrum (HPC) gezeichnete Hosting-Services und spiegeln die strategische Transformation des Unternehmens wider. Diese Veränderung hin zu HPC-Hosting ist ein bedeutender Wendepunkt für Core Scientific.
Der Bitcoin-Mining-Sektor steht vor großen Herausforderungen, da Faktoren wie das Quanten-Halving, strengere Umweltauflagen und der steigende Wettbewerb die Margen beeinträchtigen. Deshalb verlagert Core Scientific mit einer milliardenschweren Expansion seiner Datenzentren, insbesondere durch eine Kooperation mit dem KI-Startup CoreWeave, seine Kernkompetenzen immer stärker in den Bereich der Hochleistungsdateninfrastruktur für Künstliche Intelligenz. Der abgeschlossene Vertrag mit CoreWeave umfasst eine Investition von rund 1,2 Milliarden US-Dollar und soll Core Scientific in die Lage versetzen, seine jährlichen Colocation-Umsätze bis 2026 auf 360 Millionen US-Dollar zu steigern. Diese Strategie adressiert die wachsende Nachfrage nach KI-Berechnungen und Datenverarbeitungskapazitäten, die in der Tech-Welt immer wichtiger werden. CEO Adam Sullivan bezeichnete das erste Quartal 2025 als „Inflection Point“ – einen Wendepunkt – angesichts des schnellen Wandels in der Branche und der zunehmenden Bedeutung von Hochleistungsdatenzentren.
Core Scientific positioniert sich damit nicht mehr ausschließlich als Bitcoin-Mining-Unternehmen, sondern vielmehr als zukunftsorientierter Anbieter moderner Dateninfrastruktur, der auf neue Wachstumsfelder setzt. Die Aktienkurse von Core Scientific reagierten zunächst gemischt auf die Quartalsergebnisse. Während die Aktie während der regulären Börsensitzung um etwa 1 Prozent auf 8,90 US-Dollar nachgab, stieg sie nachbörslich auf 9,24 US-Dollar, einen Anstieg von über 3 Prozent. Diese Volatilität spiegelt einerseits die Unsicherheit im Markt wider, andererseits auch die Zuversicht in die langfristigen Wachstumspläne des Unternehmens. Branchenspezifisch ist Core Scientific Teil eines größeren Trends, wonach führende Bitcoin-Mining-Unternehmen ihre Energiekapazitäten teilweise für KI- und HPC-basierte Anwendungen umgestalten.
Schätzungen von Analysten wie VanEck zeigen, dass eine solche Umwandlung der Kapazitäten bis 2027 zusätzliche jährliche Gewinne von bis zu 1,39 Milliarden US-Dollar im Zeitraum von 13 Jahren ermöglichen könnte. Andere bedeutende Akteure der Branche wie Riot Platforms, Hive Digital, Hut 8 und Iris Energy verfolgen ähnliche Strategien, indem sie Teile ihres Geschäfts auf hochleistungsfähiges Hosting und KI-fokussierte Rechenzentren verlagern. Dieser Wandel ist notwendig, um angesichts sinkender Bitcoin-Reward-Erlöse Nachhaltigkeit und Profitabilität zu sichern. Die technischen und regulatorischen Herausforderungen des Bitcoin-Minings, die energieintensiven Prozesse und die anstehende Halbierung führen dazu, dass Unternehmen Innovationen forcieren müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dabei spielt nicht nur die Senkung der Betriebskosten eine Rolle, sondern vor allem die Erschließung neuer Geschäftsfelder, um Flexibilität und Zukunftssicherheit zu erhöhen.
Die Partnerschaft von Core Scientific mit CoreWeave ist exemplarisch für die umfassenden Veränderungen im Sektor. Durch eine drastische Erweiterung der Datenzentrumskapazitäten setzt das Unternehmen auf die boomende Nachfrage nach Rechenleistung für Machine Learning, Deep Learning und weitere Anwendungsbereiche der künstlichen Intelligenz. Diese Bereiche gelten als maßgebliche Wachstumsmotoren im Technologiesektor und versprechen langfristig hohe marginale Erträge. Core Scientific will somit nicht nur von den traditionellen Erlösen aus selbst betriebenem Bitcoin-Mining leben, sondern zielt auf eine breitere Diversifizierung seiner Einnahmequellen ab. Colocation und HPC-Hosting bieten eine hohe Auslastungspotential und können bei entsprechendem Wachstum die Volatilität der Kryptowährungsmärkte ausgleichen.
Die Entwicklung im ersten Quartal zeigt, dass trotz Rückschlägen im direkten Mining-Geschäft die grundsätzlichen Chancen für Core Scientific intakt sind. Wichtige Voraussetzungen bleiben jedoch die erfolgreiche Umsetzung der Expansionspläne, die Sicherstellung nachhaltiger Energieversorgung sowie die Anpassung an die dynamischen Marktverhältnisse. Insgesamt steht Core Scientific somit exemplarisch für eine zukunftsorientierte Transformation innerhalb der Bitcoin-Mining-Branche. Während kurzfristige Herausforderungen wie die Halbierung und rückläufige Mining-Erträge spürbar sind, bietet der Umbau hin zu KI-orientierten Hochleistungsdatenzentren eine strategische Perspektive mit erheblichen Wachstumspotenzialen. Das Unternehmen befindet sich in einem anspruchsvollen Umfeld, in dem technologische Innovation, marktwirtschaftliche Flexibilität und strategische Weitsicht den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen.
Die bisherigen Ergebnisse des Jahres 2025 verdeutlichen, dass Core Scientific auf dem besten Weg ist, diese Herausforderungen aktiv zu meistern und sich als ein führender Akteur im aufstrebenden Bereich der Hochleistungsdateninfrastruktur zu etablieren. Die bevorstehenden Jahre dürften somit spannend werden, nicht nur für Core Scientific, sondern für die gesamte Branche, da die Konvergenz von Kryptowährung, KI und nachhaltigen Technologien das traditionelle Mining-Geschäft grundlegend verändert. Die Integration von HPC-Hosting in das Kerngeschäft könnte für Core Scientific der Schlüssel sein, um in einem zunehmend komplexen Marktumfeld langfristig profitabel und innovativ zu bleiben.