Die Solarbranche steht weltweit im Fokus nachhaltiger Energieentwicklung und gewinnt durch politische Unterstützung und technologische Fortschritte zunehmend an Bedeutung. In diesem dynamischen Umfeld haben Experten und Investoren eine Vielzahl von Meinungen zu den besten Solaraktien, die man im Portfolio halten sollte. Einer der bekanntesten Finanzkommentatoren, Jim Cramer, gab im Mai 2024 eine markante Einschätzung zu First Solar, Inc. (NASDAQ:FSLR) ab, die zu intensiven Diskussionen führte. Seine optimistische Prognose wurde mit großem Interesse verfolgt, aber stellt sich nun die Frage, ob er mit seiner Analyse richtig lag.
Jim Cramer ist bekannt für seinen Einfluss auf den Finanzmarkt durch seine Shows und Kommentare, insbesondere bei „Mad Money“. Am 14. Mai 2024 sprach er speziell über die Auswirkungen der US-Regierung auf die Solarbranche und wie First Solar von einer politischen Maßnahme profitieren würde. Die US-Administration unter Präsident Biden hatte zu diesem Zeitpunkt beschlossen, die Zölle auf chinesische Solarzellen von 25 % auf 50 % zu verdoppeln. Diese Entscheidung sollte amerikanische Hersteller, die mit günstigen Importen konkurrieren, stärken.
Cramer betonte, dass First Solar als ein profitables, amerikanisches Unternehmen ein klarer Gewinner dieser Entwicklung sei. Laut seinen Aussagen war der Markt damals falsch auf diese Zollerhöhung reagiert. Während Unternehmen, die auf billige chinesische Solarpanels angewiesen sind, ihre Aktien trotz der schlechten Fundamentaldaten steigen sahen, fiel First Solar zeitweise sogar auf ein „iffy buck“, also einen fragwürdigen Wert. Cramer stellte hervor, dass die Aktie von First Solar aus seiner Sicht trotz des Abfalls mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa neun für das Folgejahr bewertet war, was angesichts eines starken Wachstumspotenzials äußerst günstig erschien. Er betrachtete First Solar als einen „klaren Gewinner“ in einer Welt, in der Solarenergie bis 2030 eine dominierende Rolle spielen könnte.
Die Realität zeigte jedoch ein gedämpfteres Bild der Aktienentwicklung. Trotz der positiven Prognosen stieg der Aktienkurs von First Solar in den 12 Monaten nach Cra-mers Kommentar nur um etwa 3,21 %. Dies steht im deutlichen Kontrast zu seiner optimistischen Perspektive, was die Frage aufwirft, ob seine Einschätzung zu optimistisch war oder ob andere Faktoren den Erfolg der Aktie beeinträchtigten. First Solar ist ein Unternehmen, das sich auf die Produktion von dünnschichtigen Solarzellen spezialisiert hat. Diese Technologie unterscheidet sich von herkömmlichen Silizium-Solarzellen und hat für großflächige Energieprojekte bei Versorgungsunternehmen besondere Vorteile, beispielsweise in Bezug auf Produktionskosten und Leistung bei hohen Temperaturen.
Als amerikanisch geprägter Hersteller profitiert das Unternehmen prinzipiell von politischen Schutzmaßnahmen gegen ausländische Konkurrenz, etwa durch Importzölle auf chinesische Produkte. Allerdings wirken sich politische Maßnahmen nicht immer sofort oder in vollem Umfang auf den Aktienmarkt aus. Ein erhöhter Zoll kann kurzfristig für Unsicherheiten sorgen, da Lieferketten und Preise neu bewertet werden müssen. Zudem hängen die Kursverläufe von vielen Faktoren ab, darunter technologische Entwicklungen, Wettbewerbssituationen, globale Marktbedingungen und auch die Stimmung der Investoren, die nicht immer rational reagiert. Die Wettbewerbslandschaft im Solarsegment ist sehr hart umkämpft.
Neben First Solar gibt es zahlreiche Hersteller, die neuartige Technologien oder besonders kostengünstige Lösungen anbieten. Ebenso spielen andere Unternehmen, welche z.B. im Bereich der Installation oder Speicherlösungen aktiv sind, eine Rolle. Einige dieser Firmen, so Jim Cramer, leiden unter hohen Verlusten und sind stark von günstigen chinesischen Produkten abhängig, was sie verwundbar gegenüber Zollerhöhungen macht.
Trotzdem konnten ihre Aktienwerte durch spekulative Käufe und Short-Positionen anscheinend profitieren. Im Januar 2025 äußerte sich Cramer erneut zu First Solar und dem Solarsektor insgesamt. Er bezeichnete FSLR als „sehr günstig bewertet“ und attestierte der Aktie ein gutes Wachstumspotenzial, insbesondere im Zusammenhang mit unerwartet positiven Ergebnissen bei Partnerunternehmen wie Nextracker. Seine Haltung zeigt eine langfristig optimistische Sichtweise auf Solarenergie als Investition. Dennoch muss festgehalten werden, dass trotz seines positiven Ausblicks die tatsächlichen Kurszuwächse bislang moderat blieben.
Für Investoren ergibt sich daraus eine zwiespältige Lage: Einerseits spricht vieles für eine wachsende Nachfrage nach sauberer Energie und eine vermehrte staatliche Unterstützung der Solarindustrie. Andererseits ist der Aktienkurs von First Solar zunächst weniger dynamisch als prognostiziert. Dies kann bedeuten, dass der Markt aktuell andere Risiken oder Herausforderungen sieht oder dass die positiven Effekte der Zollerhöhung erst zeitverzögert eingepreist werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die breite Auswahl von Wachstumsaktien im Technologiesektor. Einige Analysten sehen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) momentan größere Chancen auf überdurchschnittliche Renditen.
Verglichen mit Solaraktien wie FSLR bieten manche KI-Firmen möglicherweise höhere Upside-Potenziale bei einem kalkulierbaren Risiko. Anleger, die ausschließlich auf Solar setzen, sollten daher auch die Diversifikation in Erwägung ziehen und verschiedene Zukunftstechnologien analysieren. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Jim Cramers Enthusiasmus für First Solar nicht unbegründet ist, da das Unternehmen ein etablierter Player in einem Wachstumsmarkt ist, der von politischen Maßnahmen begünstigt wird. Andererseits führte seine optimistische Einschätzung bislang nicht zu einem signifikanten Kursgewinn. Marktbedingungen, technologische Herausforderungen und Anlegerverhalten spielen hier eine entscheidende Rolle.
Wer in First Solar investieren möchte, sollte die langfristigen Trends, aber auch die kurz- und mittelfristigen Schwankungen und Risiken im Blick behalten. Der Solarsektor steht zweifellos vor einer vielversprechenden Zukunft, wobei First Solar mit seiner amerikanischen Produktion und technologischen Spezialisierung eine bedeutende Rolle einnehmen könnte. Es bleibt offen, ob die Aktie zukünftig die Erwartungen erfüllt, die Jim Cramer in sie setzte, oder ob andere Branchenaktien die Nase vorn haben. Investoren tun gut daran, sowohl die fundamentalen Unternehmensfaktoren als auch deren Position im Wettbewerbsumfeld und aktuelle Marktimpulse sorgfältig zu analysieren, um fundierte Anlageentscheidungen zu treffen.