In den vergangenen zwei Jahrzehnten war die Kombination aus Google und Apples Safari-Browser eine verlässliche Konstante in der Welt der Onlinesuche. Google als Standard-Suchmaschine in Safari auf iPhones, iPads und Macs generierte Jahr für Jahr kontinuierlich steigende Nutzerzahlen und Suchanfragen. Doch im Mai 2025 gab es erstmals einen bemerkenswerten Einbruch: Google-Suchen in Safari sind zurückgegangen, ein Ereignis, das sich in der 22-jährigen Historie dieser Partnerschaft noch nie zuvor ereignet hat. Dieser Wendepunkt wirft ein neues Licht auf die sich rasch entwickelnde Landschaft der digitalen Informationsbeschaffung, speziell unter dem Einfluss von künstlicher Intelligenz (KI). Apple selbst, vertreten durch Eddy Cue, Senior Vice President of Services, verkündete diese Entwicklung während des laufenden Kartellprozesses gegen Google und betonte die stark wachsende Rolle von KI-gestützten Such- und Informationssystemen als Hauptursache für den Rückgang der klassischen Suchmaschinen-Anfragen.
Die zunehmende Verbreitung und Raffinesse von KI-gestützten Tools wie ChatGPT, Perplexity, Google Gemini oder Microsoft Copilot verändert das Nutzerverhalten grundlegend. Statt über klassische Suchmaschinen anmelden sich immer mehr Menschen direkt bei KI-gestützten Assistenten an, um Antworten auf komplexe Fragen oder Informationen zu erhalten, ohne selbst einzelne Webseiten durchforsten zu müssen. Diese neuen Formen der Informationssuche bieten den Anwendern eine unmittelbare, oft sogar dialogartige Interaktion, die den Umweg über Google-Suchergebnisse teilweise überflüssig macht. Besonders mobile Nutzer, die große Nutzergruppe von Safari, profitieren von der unmittelbaren Verfügbarkeit präzise formulierter Antworten durch diese KI-Methoden. Die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Entwicklung dürfen nicht unterschätzt werden.
Apple profitiert seit Jahren wirtschaftlich erheblich von seiner Partnerschaft mit Google. Google zahlt jährlich rund 20 Milliarden US-Dollar dafür, dass die Google-Suche auf Safari als Standard festgelegt ist. Dieses lukrative Geschäft steht nun möglicherweise auf dem Prüfstand, da eine sinkende Zahl von Suchanfragen auch reduzierte Einnahmen zur Folge haben könnte. Eddy Cue äußerte im Zusammenhang mit dem rückläufigen Suchvolumen sogar, dass er deswegen viele schlaflose Nächte habe, da der finanzielle Verlust für Apple beträchtlich sein könnte. Ein Szenario, das auch ein Umdenken auf Seiten Apples hinsichtlich zukünftiger Such- und Einnahmemodelle erfordert.
Apple erwägt, eigene KI-gestützte Suchfunktionen in Safari zu integrieren, um in diesem neuen Wettbewerbsumfeld bestehen zu können und unabhängiger von Googles Einnahmen zu werden. Aus Sicht von Google ist die Situation differenzierter. Das Unternehmen weist darauf hin, dass trotz der Einbußen in Safari die gesamte Zahl der Suchanfragen auf diversen Plattformen weiterhin wächst. Google betont, dass die Integration von neuen Features und KI-verbesserten Suchmethoden dazu beitrage, Suchanfragen insgesamt zu erhöhen, auch wenn sich die Art und Weise, wie Menschen suchen, rapide ändert. Das Unternehmen hebt hervor, dass Google Search heute nicht nur über klassische Browser wie Safari genutzt wird, sondern auch durch Sprachsuche, visuelle Suche mit Google Lens oder die hauseigene Google-App an Bedeutung gewinnt.
Dennoch räumt Google ein, dass die durch KI verursachten Veränderungen tiefgreifende Folgen für traditionelle Webseitenbetreiber haben, deren Traffic stark zurückgehen kann. Viele unabhängige Webseitenbetreiber berichten, dass KI-gesteuerte Suchsysteme häufig konkrete Antworten liefern, wodurch der Klick auf externe Webseiten zurückgeht und somit Werbeeinnahmen und sonstige Umsätze sinken. Dieser Wandel löst eine breite Diskussion innerhalb der Technologiebranche und darüber hinaus aus. Während einerseits die Nutzer von der Geschwindigkeit und Benutzerfreundlichkeit von KI-gesteuerten Suchmethoden profitieren, stehen andererseits viele Webseiten und Content-Ersteller vor neuen Herausforderungen. Die klassische SEO-Struktur wird durch direkte Antworten, die von KI ohne Klick auf weiterführende Links geliefert werden, beeinträchtigt.
Eine Zukunft, in der immer mehr Informationen unmittelbar in der Suchumgebung geliefert werden, könnte das Internet grundlegend verändern – die Art, wie Wissen konsumiert wird, ebenso wie die Art, wie Inhalte monetarisiert und bereitgestellt werden. Für Nutzer hat die Verlagerung hin zu KI-unterstützten Modellen durchaus Vorteile. Sie erhalten schneller und direkter Antworten auf komplexe Fragen, personalisierte Empfehlungen und kontextbewusste Informationen, die über einfache Links hinausgehen. Dies spart Zeit und verringert den Aufwand, der bisher beim Suchen und Vergleichen von Informationen erforderlich war. So wird die Suche insgesamt effizienter und nutzerorientierter.
Allerdings ist der Einfluss auf die Vielfalt der Informationsquellen nicht zu unterschätzen. Denn wenn Nutzer weniger auf verschiedene Webseiten klicken, sinken die Einnahmen dieser Anbieter, die oft auf Anzeigenklicks angewiesen sind, um weiterhin qualitativ hochwertigen Content zu produzieren. Im Kern steht die Technologiebranche an einem entscheidenden Punkt: Der Erfolg von Google als dominanter Suchmaschine wird durch disruptive Technologien auf den Prüfstand gestellt. Während Google selbst stark in KI investiert und neue Tools entwickelt, müssen Branchenriesen wie Apple ihre Abhängigkeiten neu bewerten und strategische Schritte unternehmen, um auf lange Sicht wettbewerbsfähig zu bleiben. Mit der Integration eigener KI-Funktionen in Safari könnte Apple nicht nur den Rückgang der Google-Suchanfragen abfedern, sondern auch die bisherige Monopolstellung von Google bei der mobilen Suche zumindest teilweise in Frage stellen.
Dieser Trend zeigt deutlich, wie der künstlichen Intelligenz eine Schlüsselrolle in der digitalen Zukunft zukommt. Die Umgestaltung des Such-Ökosystems hat Auswirkungen auf alle Beteiligten: Nutzer, Unternehmen und Plattformanbieter. Für Nutzer bedeutet dies eine neue Ära der Interaktion mit digitalen Assistenten. Für Unternehmen heißt es, ihre Strategien anzupassen, um weiterhin Sichtbarkeit und Reichweite zu gewährleisten. Für Plattformen ist es eine Gelegenheit aber auch eine Herausforderung, diese Entwicklungen proaktiv zu gestalten.
Nicht zuletzt hat diese Veränderung auch rechtliche und regulatorische Dimensionen, die gerade im Umfeld von Kartellverfahren gegen Unternehmen wie Google intensiv diskutiert werden. Der Druck auf große Tech-Konzerne wächst, da Regulierungsbehörden aufmerksam beobachten, wie sich Wettbewerbssituationen durch Innovationen verändern. Die Balance zwischen Innovation, fairer Marktteilnahme und Schutz von Konsumenteninteressen steht im Fokus dieser Debatte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der erstmalige Rückgang der Google-Suchanfragen in Safari kein kurzfristiges Phänomen, sondern ein Hinweis auf tiefgreifende Veränderungen im digitalen Such- und Informationsmarkt ist. Die zunehmende Verbreitung von KI-Technologien erweitert die Art und Weise, wie Menschen an Wissen gelangen, verändert die Geschäftsmodelle der Internetwirtschaft und fordert sowohl Apple als auch Google auf, ihre Rollen und Strategien neu zu definieren.
Für alle Beteiligten gilt es, diese Veränderungen aktiv zu begleiten und die Chancen zu nutzen, die in der neuen Ära der KI-gesteuerten Suche liegen.