Kaffee ist aus dem europäischen Alltag seit dem 16. Jahrhundert nicht mehr wegzudenken. Besonders im Deutschland der frühen Neuzeit entwickelte sich die Kaffeekultur schnell zu einem sozialen und kulturellen Phänomen, das bis heute anhält. Doch der Weg zu einer Tasse Kaffee war nicht immer einfach, vor allem in Zeiten politischer und wirtschaftlicher Krisen. In den 1950er Jahren, im aufkeimenden Nachkriegsdeutschland, wurde Kaffee zu einem Luxusgut und begehrten Schmuggelobjekt.
In diesem Kontext schlug eine ungewöhnliche Verbindung zwischen Autos und dem Kampf gegen die Schmugglerwellen Wellen – der sogenannte „Besen-Porsche“ 356. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Deutschland vielerorts in Trümmern. Die Wirtschaft war zerstört, und die Versorgung mit alltäglichen Lebensmitteln sowie Luxusgütern war stark eingeschränkt. Kaffee war eine solche Rarität, die nur schwer zu bekommen war und zudem mit hohen Einfuhrzöllen belastet wurde. Die Preise für eine Packung Kaffee waren astronomisch hoch, was viele Menschen dazu brachte, auf illegale Methoden zurückzugreifen, um an den begehrten Muntermacher zu gelangen.
Die westdeutsche Grenzregion bei Aachen, nahe der belgischen Grenze, wurde dabei zum Brennpunkt des Kaffeeschmuggels. Die nahegelegenen belgischen Nachbarn konnten Kaffee zu weit günstigeren Preisen anbieten, was einen starken Anreiz für Schmuggler darstellte, den schwarzen Bohnen durch das Grenzgebiet zu schleusen. Anfangs handelte es sich oft um kleinere Tauschgeschäfte; bald jedoch organisierten sich professionelle Schmuggelbanden, die riesige Mengen Kaffee über die Grenze brachten. Die deutschen Behörden reagierten auf diese Herausforderungen, indem sie besondere Einheiten zur Bekämpfung des Schmuggels einrichteten. Besonders bemerkenswert war der Einsatz von zwei Porsche 356, die eigens für die Zollfahndung beschafft wurden.
Die genaue Herkunft der Fahrzeuge ist bis heute unklar, doch es wird vermutet, dass Porsche selbst ein Interesse daran hatte, die Regierung im Kampf gegen die illegalen Aktivitäten zu unterstützen – eine Strategie, die später auch von anderen Automobilherstellern kopiert wurde. Die beiden Porsches waren frühe Modelle des 356, mit festem Dach und teilweise einem einklappbaren Stoffverdeck. Ihre Aufgabe war es, den Schmugglern auf ihren Fluchtwegen möglichst schnell und wirkungsvoll auf die Pelle zu rücken. Dabei setzte sich ein Zollinspektor namens Walter Pohl besonders in Szene. Mit Schulungen auf der nahegelegenen Rennstrecke des Nürburgrings bereitete er die Fahrer intensiv auf Verfolgungsjagden vor.
Die Kombination aus fahrerischer Kunst und der technischen Leistungsfähigkeit der kleinen Sportwagen machte die Aktion zu einem bemerkenswerten Beispiel für die damaligen Möglichkeiten deutscher Polizei- und Zollkräfte. Die Besonderheit der Fahrzeuge lag allerdings in einem kuriosen technischen Feature, das ihnen ihren Spitznamen verlieh: den „Besen-Porsche“. Die Zöllner statteten eines der Fahrzeuge mit zwei stählernen Besen aus, die vor den Vorderrädern angebracht waren. Diese sollten Steine, Nägel und andere rutschige Hindernisse wie die von Schmugglern verwendeten Stachelsporne – sogenannte „Kaltrops“ – beiseiteschaffen. Auf diese Weise konnten die Porsches ohne Risiko schneller durch enge, unübersichtliche Straßen fahren und den Verfolgern ihren Vorteil verschaffen.
Der andere Besen-Porsche wurde in einer späteren Version mit den Besen unter der Karosserie ausgestattet, was aerodynamischer war und dennoch den praktischen Nutzen beibehalten konnte. Die Fahrzeuge verschwanden nach dem Aufhören der Kaffeekriege zunehmend aus der öffentlichen Wahrnehmung, obwohl sie damals große Erfolge erzielten. Es wird berichtet, dass die beiden Porsches bei der Aufdeckung und Verhinderung von Schmuggelaktivitäten rund 80.000 Pfund illegal importierten Kaffees sicherstellen konnten und etwa 42 Schmuggler festgenommen wurden. Diese Zahlen belegen, wie groß das Problem in diesen Jahren war.
Die Methoden der Schmuggler waren dabei keineswegs zimperlich. Der Einsatz von getarnten Fahrzeugen, teilweise sogar Traktoren oder Lastwagen unter dem Deckmantel humanitärer Organisationen wie dem Roten Kreuz, waren an der Tagesordnung. Manchmal wurden auch richtige Kriegspanzer eingesetzt, um die Kontrollposten zu überwinden – eine drastische Eskalation, die zeigt, wie gefährlich und verzweifelt die Lage war. Schießereien und sogar Todesfälle wurden bei diesen Kaffee-„Kriegshandlungen“ dokumentiert. Das Engagement von Walter Pohl und seinen Kollegen gilt heute als eine der unterhaltsameren und ungewöhnlicheren Episoden der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Schon allein die Kombination eines exklusiven Sportwagens mit Besen vor den Rädern und einem halsbrecherischen Verfolgungsrennen auf dem Nürburgring klingt fast wie aus einem Roman oder einem Film. Gleichzeitig erzählt die Geschichte vom Kampf um Kaffee viel über die unmittelbaren Nachkriegsjahre in Deutschland, die geprägt waren von Not, Improvisation und einem sehnsüchtigen Wunsch nach Normalität. Auch wenn der smuggling von Kaffee in Deutschland in den 1950er Jahren nach und nach zurückging, zog diese Episode weithin Kreise. Später wurden Porsche-Fahrzeuge auch von Polizeikräften in den Niederlanden und anderen Ländern eingesetzt und erfreuen sich heute großer Beliebtheit bei Sammlern. Die „Besen-Porsches“ selbst sind kaum noch auffindbar, fungieren aber als faszinierende Erinnerung an eine Zeit, in der Automobiltechnik und der Kampf gegen das organisierte Verbrechen auf unverhoffte Weise verbunden waren.